15.08.2023  Handball Super Cup

Pixum Super Cup 2023: Das Duell um den ersten Titel der Saison

Sie gaben sich in Österreich quasi die Klinke in die Hand und waren kurz hintereinander zum Krafttanken, Teambuilding und Einspielen in der Steiermark. Ob dem THW Kiel oder den Rhein-Neckar Löwen die Alpenluft im Trainingslager mehr Power für den Saisonstart gegeben hat, wird sich am 23. August (Anwurf: 19 Uhr) zeigen, wenn Meister und Pokalsieger beim Pixum Super Cup im Düsseldorfer PSD Bank Dome aufeinandertreffen.

Das traditionelle Duell um den ersten Titel der Saison ist in diesem Jahr zudem eine besondere Premiere: denn mit diesem Kräftemessen beginnt der neue Streamingdienst Dyn seine Liveübertragungen in fünf Sportarten. Handball – Männer- und Frauen-Bundesligen, DHB-Pokal sowie Champions League und European League-Spiele mit deutscher Beteiligung – hat dort dann seine neue mediale Heimat.

Und alle Jahre wieder stellt sich vor dem Pixum Super Cup die Frage: ist dieses Startduell bereits ein Gradmesser für die neue Saison? Die einen sagen so, die anderen so. Fest steht, dass die beiden diesjährigen Teilnehmer dem Super Cup in den vergangenen Jahren den Stempel aufgedrückt haben: Sieht man vom Erfolg der SG Flensburg-Handewitt im Jahr 2019 ab, hieß der Super-Cup-Gewinner seit 2014 entweder THW Kiel oder Rhein-Neckar Löwen.

Überraschenderweise trafen beide Konkurrenten bisher aber erst zweimal im Super-Cup aufeinander: 2007 verpasste der THW den damals noch als SG Kronau-Östringen firmierenden Badenern die deutlichste Niederlage der Super-Cup-Geschichte mit einem 41:31. 2017 schlugen die Löwen zurück, schrieben ihrerseits Geschichte mit dem ersten Super-Cup-Triumph, der nach Siebenmeterwerfen entschieden werden musste (33:31). Es steht also Remis.

Gewinnen die Kieler dieses Jahr, wären sie in der nun 30-jährigen Geschichte des Wettbewerbs der erste Klub mit vier Siegen in Folge, nachdem man in den Vorjahren zunächst Flensburg, dann Lemgo und im Vorjahr Magdeburg geschlagen hatte. Damit war Kiel der zweite Verein, dem ein Hattrick gelang – nach den Löwen, die 2016 bis 2018 triumphiert hatten, bei den beiden letzten Auflagen in Stuttgart (gegen Magdeburg und Kiel) sowie bei der Premiere am neuen Standort Düsseldorf im Jahr 2018 (gegen Flensburg).

Mit zwölf Titeln und der nun 24. Teilnahme ist Rekordmeister und Rekordpokalsieger Kiel auch im Pixum Super Cup die klare Nummer eins. Je viermal gewannen dahinter der TBV Lemgo und der HSV Hamburg den Titel, der mittlerweile weit mehr wert ist als nur, um den Briefkopf aufzuhübschen. Auf diese Zahl können nun auch die Löwen kommen.

Nur zwei Tage vor dem offiziellen Startschuss der neuen Saison wird ein Fingerzeig erwartet, wobei neben Zebras und Löwen natürlich auch Champions-League-Sieger SC Magdeburg, European-League-Sieger Füchse Berlin oder die mit vielen Stars verstärkte SG Flensburg-Handewitt ein gewichtiges Wort im Titelrennen mitsprechen wollen – und möglicherweise die eine oder andere Überraschungsmannschaft.

Neben den Trainingslagern in Österreich haben beide Klubs eine weitere Parallele: ein Torwart ist verletzt: Während Löwen-Keeper Mikael Appelgren nach seiner Fingerverletzung möglicherweise schon wieder fit sein wird, droht Kiels Neuzugang Vincent Gerard nach seiner Adduktorenverletzung im Trainingslager länger auszufallen. Und damit ist der Franzose beim THW unglücklicherweise nicht der einzige Verletzte: Während Rechtsaußen Sven Ehrig nach seinem Kreuzbandriss zurückerwartet wird, ist bei Kreisläufer Hendrik Pekeler (Operation an der linken Ferse) und Linkshänder Steffen Weinhold (Schulter-OP) noch Geduld gefragt. Und da auch Nachwuchsmann Henri Pabst (Bruch des rechten Sprunggelenks) langfristig ausfällt, haben die Zebras für den rechten Rückraum mit der Verpflichtung des spanischen Routiniers Eduardo Gurbindo von Dinamo Bukarest (Europameister und Champions-League-Sieger) nochmal nachjustiert. Bei den Löwen fehlen zum Saisonstart ebenfalls einige Spieler: Olle Forsell Schefvert zog sich eine Knieverletzung beim Finalsieg gegen Göppingen beim S-Cup in Altensteig zu, Uwe Gensheimer und Magnus Gruppe laborieren ebenfalls an Knieverletzungen.

Auf beiden Seiten geht der Blick natürlich besonders auf die Neuverpflichtungen: Wenn Gerard ausfallen sollte, wären Gurbindo und „Wunderkind“ Elias Ellefsen á Skipagotu (21, kam vom schwedischen Klub Sävehof) die einzigen neuen Kieler beim Pflichtspielauftakt. Der Spielmacher von den Färöer-Inseln – Torschützenkönig und All-Star-Team-Spieler bei der U21-WM - soll langfristig die Rolle der abgewanderten Sander Sagosen (Kolstad) und Miha Zarabec (Plock) übernehmen. „Elias bringt eine gewisse Genialität mit, die angeboren ist, aber er muss auch mit den anderen sechs funktionieren. Dieser Prozess wird ein bisschen dauern“, erwartet THW-Trainer Filip Jicha einiges von seinem Neuzugang.

Die Löwen haben ausschließlich Skandinavier verpflichtet: die beiden Dänen Jon Lindenchrone Andersen (von Frisch Auf Göppingen) und Steven Plucnar Jacobsen (von KIF Kolding), den Schweden Gustav Davidsson (aus Hammarby IF/SWE) und den Isländer Arnor Snaer Oskarsson (von Valur Reykjavik). Daneben kehrten Philipp Ahouansou (von GWD Minden) und Lion Zacharias (Eulen Ludwigshafen) nach ihrer Ausleihe zurück zum Pokalsieger. Und nach langer Verletzungspause (Schulter-Operation) ist der Kroate Halil Jaganjac auch wieder zurück und so etwas wie ein „halber Neuzugang“.

„Die Vorfreude auf die Saison ist riesig. In der Vorbereitung wurde mehr Handball gespielt als in den Vorjahren. Die Mannschaft muss sich finden, und auch die Hierarchie-Karten werden neu gemischt", sagt Jicha. Sein Löwen-Pendant Sebastian Hinze hofft auf eine ähnliche Erfolgswelle wie in der Vorsaison: „Ich glaube, dass diese Energie, die wir letzte Spielzeit auf die Platte gebracht haben, von allen gelebt werden muss. Wir wollen maximalen Erfolg.“ Und seine Mannschaft steht gleich nach dem Pixum Super Cup vor wegweisenden Spielen in einem anderen Wettbewerb: die Qualifikationsrunde für die European League, mit Hin- und Rückspiel gegen den zweifachen Champions-League-Sieger Vardar Skopje am 26. August in Nordmazedonien und am 3. September (16 Uhr) in Heidelberg. Da kommt zur Einstimmung ein Duell mit dem Meister doch genau zur rechten Zeit. Und der ist ebenfalls hungrig: „Wir wollen jeden Titel gewinnen“, sagt Kapitän Patrick Wiencek.

Pixum Super Cup:
Sieger (bis 2022):
12 Titel: THW Kiel
4 Titel: TBV Lemgo
4 Titel: HSV Hamburg
3 Titel: Rhein-Neckar Löwen
3 Titel: SG Flensburg-Handewitt
2 Titel: SC Magdeburg
1 Titel: SG Wallau-Massenheim

Teilnahmen (inklusive 2023):
24: THW Kiel
11: SG Flensburg-Handewitt
6: HSV Hamburg
6: TBV Lemgo
5: Rhein-Neckar Löwen
4: SC Magdeburg
1: SG Wallau-Massenheim
1: VfL Bad Schwartau
1: TV Niederwürzbach
1: Füchse Berlin

Foto: Klahn