13.02.2024  LIQUI MOLY HBL

U21-Weltmeister Niclas Heitkamp: „Ich bin noch hungriger geworden“

Wer „auf dem Sprung“ ist, will weiter nach oben. Die gleichnamige HBL-Serie „Auf dem Sprung - HBL-Talente auf dem Weg in die Spitze“, welche die Nachwuchsentwicklung in den beiden Profiligen im Fokus hat, geht nach der Heim-EM mit Folge 7 weiter. Im Mittelpunkt stehen nun die U21-Weltmeister, denen aus der 2. Handball-Bundesliga der Sprung auf das WM-Podest gelungen ist. Die 2. HBL gilt bei vielen Experten als fünfstärkste Liga der Welt und als ideales Tummelbecken und Sprungbrett für die Stars von morgen. Und „morgen“ kann auch für diese Nachwuchsspieler nicht schnell genug kommen.

In der 2. HBL erhalten Talente mehr Spielanteile, werden professionell gefördert und können sich so für künftige Aufgaben empfehlen. Die nächste Station der HBL-Serie ist ein Verein aus Ostwestfalen mit großer Tradition: GWD Minden, 1966 Gründungsmitglied der Handball-Bundesliga. Nach großen Erfolgen, mehreren Ab- und Aufstiegen war GWD von 2016 bis 2023 durchgängig in der LIQUI MOLY HBL, stieg dann ab und befindet sich nun in einer Umbruchphase.

Wichtig ist GWD Minden immer die Identifikation mit der Region Ostwestfalen – und dazu gehört, die Talente aus dem eigenen Nachwuchs in die erste Mannschaft zu integrieren. Ein Paradebeispiel dafür ist U21-Weltmeister Florian Kranzmann: Mit 13 Jahren kam der großgewachsene Linksaußen zu GWD, spielte für Minden in der A-Jugend-Bundesliga, trainierte ab 2019 mit den Profis und erhielt 2021 einen Profivertrag bei den Mindenern. Vor seiner ersten echten Profisaison für GWD war er in Kroatien U19-Europameister mit dem deutschen Team geworden, war von Beginn an Teil jenes Teams, das 2023 U21-Weltmeister wurde.

„Wir sind natürlich extrem stolz darauf, dass wir mit Florian Kranzmann jemanden aus unserem eigenen Verein haben, der U21-Weltmeister geworden ist und der die Stadt Minden und GWD über die Landesgrenzen hinaus repräsentiert“, sagt GWD-Geschäftsführer Nils Torbrügge. Und der investierte im Dezember 2023 in die Zukunft, indem er sich gleich einen zweiten U21-Weltmeister sicherte: Niclas Heitkamp.

Der trug von den Minis (unter sechs Jahre) bis zur U23 das Trikot des SC DHfK Leipzig, wechselte nach dem Junioren-WM-Titel zum HBL-Aufsteiger ThSV Eisenach. Weil Minden aber erhebliche Personalsorgen hatte, kam er zunächst mit Zweitspielrecht zu GWD, entschied sich dann aber schnell für ein längerfristiges Engagement in der schönen Stadt in Ostwestfalen und unterschrieb einen Vertrag bis 2026. „GWD Minden ist ein Bundesligist mit großer Tradition, dessen familiäres Umfeld ich sehr schätze. Zudem hat der Verein, genauso wie ich, große Ziele für die Zukunft, weswegen ich für zwei Jahre unterschrieben habe“, sagt Heitkamp.

Der Wechsel war eine Umstellung, aber das Einleben hat schlussendlich funktioniert: „Minden ist natürlich etwas kleiner, aber auch trotzdem ein wirklich schöner Fleck. Man kann hier gut spazieren gehen oder einfach mal die Seele baumeln lassen, ein bisschen übers Leben reden, wenn man an der Weser spazieren geht“, sagt der Rückraumspieler, der parallel zur Handballkarriere Sportmanagement studiert: „Ich will am Ende meiner Karriere dem Sport treu bleiben.“

Ein Faktor für den Wechsel von der Wartburg an die Weser war sein langjähriger Nachwuchs-Nationalmannschaftskamerad Florian Kranzmann. „Bevor Niclas gewechselt ist, hatten wir viel darüber gesprochen, wie es hier ist. Wir haben zusammen gekocht und wir haben zusammen Dart gespielt oder auch gelernt - und nutzen so die Zeit zwischen den Einheiten morgens und nachmittags“, sagt der Ur-Mindener.

Für GWD-Geschäftsführer Nils Torbrügge ist dieses Familiäre neben dem regionalen Bezug der entscheidende Baustein für die Nachwuchsarbeit und den Weg in den Profisport: „Die Ausbildung für Nachwuchsspieler – aus der Region oder von weiter weg - ist nicht nur wichtig für die Identifikation der Fans, weil das wichtiger Bestandteil der GWD-Kultur ist, sondern es ist auch einfach ein Mittel, damit wir hier langfristig Spitzenhandball präsentieren können. Wir vermitteln nicht nur die Werte des Sports, sondern ermöglichen den Talenten auch eine duale Karriere, wenn es nicht für ganz oben gereicht hat.“

Genau diese Nähe ist es, was GWD Minden für Florian Kranzmann so besonders macht: „Eine Besonderheit ist das familiäre Umfeld. Zudem setzt das GWD-Konzept darauf, dass man alle Jugendmannschaften durchläuft und dann durch die zweite Mannschaft eine gute Anbindung zur ersten Mannschaft hat. So trifft man die Stars aus der ersten Mannschaft schon als Jugendlicher. Ich habe schon zur Schulzeit morgens mit denen trainiert - und so ging es dann Schritt für Schritt bis hin zur ersten Mannschaft.“

Für Aaron Ziercke, lange Jahre selbst GWD-Spieler sowie Co-Trainer und seit Januar als Nachfolger von Aðalsteinn Eyjólfsson Cheftrainer des Mindener Bundesligisten, sind die beiden U21-Weltmeister bereits wichtige Stützen in seinem Team: „Florian ist sehr zielstrebig. Er hat sich über die Jugendmannschaften Schritt für Schritt nach vorne gearbeitet und erkämpft sich jetzt auch in der ersten Mannschaft seine Spielanteile. Er ist sicher im Abschluss von außen, ich wünsche mir, dass er manchmal im Gegenstoß noch ein bisschen energischer wird.“ Auch wenn Niclas Heitkamp erst wenige Wochen in Minden ist, kennt Ziercke ihn schon sehr gut: „Ich habe ihn als Gegenspieler beobachtet – er war einer, gegen den ich nicht gerne gespielt habe. Das ist eigentlich immer eine gute Auszeichnung für einen Spieler, wenn man ihn dann lieber in seinem eigenen Team hat als im Gegner-Team und das zeichnet ihn eben auch aus.“

Die beiden Nachwuchsspieler, die sich schon lange kennen, haben ein gemeinsames Ziel: sie wollen weiterkommen. „In Zukunft möchte ich auf jeden Fall in der ersten Bundesliga spielen“, sagt Kranzmann, und Heitkamp ergänzt: „In Minden ist mein Ziel natürlich, Führungsspieler zu werden, in diese Rolle hineinzuwachsen. Und ich glaube, ich bin da auf einem guten Weg, habe aber noch genug vor mir.“

Auf diesem gemeinsamen Weg schweißt ein Erlebnis wie ein U21-WM-Titel in der Heimat zusammen: „Wenn ich an die WM zurückdenke, bekomme ich jetzt noch Gänsehaut. Das macht sehr viel Lust auf mehr. Ich persönlich bin noch hungriger geworden, diese Momente noch viel öfter zu erleben. Das macht auch auf eine gewisse Weise süchtig. So ein Erfolgsgefühl macht wirklich Spaß. Das hat mich auf jeden Fall noch mal angespornt, noch mehr zu wollen und das Ganze dann auch im Männerbereich zu erleben“, sagt Heitkamp. Und auch Florian Kranzmann zehrt noch vom WM-Gold: „Ich habe auf jeden Fall durch das Turnier Selbstbewusstsein gesammelt und bin mit einer anderen Einstellung rangegangen in die Saison. Ich habe diese Leidenschaft und diese Bereitschaft zu kämpfen mitgenommen.“

GWD-Trainer Aaron Ziercke ist sich sicher, dass die beiden U21-Weltmeister einen richtigen Schritt in ihrer Karriereplanung gemacht haben: „Die 2. HBL als Sprungbrett ist eine sehr, sehr gute Liga. Gerade in den letzten Jahren hat die Qualität nochmal unheimlich zugenommen. Man kann sich mit Sicherheit gut vorbereiten, wenn man viel Spielzeit in der zweiten Liga bekommt. Eben auch auf die erste Liga.“

Die aktuelle Folge ist ebenso wie alle übrigen bisher veröffentlichten Folgen der Bewegtbildstaffel zur HBL-Nachwuchsarbeit auf dem YouTube-Kanal der LIQUI MOLY HBL abrufbar. Vier noch ausstehende Folgen komplettieren die HBL-Staffel.

Foto: Mhoch4