13.11.2023  2. HBL

Einseitiges Ost-Duell: Elbflorenz lässt Dessau keine Chance

Dank einer überragenden ersten Halbzeit hat der HC Elbflorenz 2006 am gestrigen frühen Sonntagabend das Ost-Duell gegen den Dessau-Rosslauer HV 06 deutlich und souverän mit 34:26 (18:10) für sich entschieden. Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig war mit neun Treffer bester Torschütze der Partie. Während die Dresdner in der Tabelle neuer Tabellenfünfter sind, bleibt der DRHV mit nur sieben Zählern auf der Habenseite Sechzehnter.

Es war schon vor dem Anpfiff klar zu spüren, dass das bisher stimmungsvollste Spiel der Saison bevorstand. Zudem stand dem HC Elbflorenz Dresden, nicht nur aufgrund des Gegners aus Dessau, eine knifflige Partie bevor, denn die Sachsen mussten auf beide Halbrechte verzichten. Weder Mindaugas Dumcius noch Julian Possehl konnten krankheitsbedingt am Spiel teilnehmen. So trat der HCE die Partie ohne Linkshänder im Rückraum an. Zunächst wurde vor dem Spiel aber Sebastian Greß gefeiert, denn er ist mit seinem 1000. Tor im letzten Heimspiel, auf dem Weg zur Vereinslegende.

Das Spiel begann wie die Feuerwehr, denn nach knapp zwei Minuten führte der HCE 3:1. Noch einmal gut zwei Minuten später hatten die Dresdner auf 5:1 erhöht und damit einen guten Start hingelegt. Dabei war HCE-Keeper Marino Mallwitz mit mehreren Paraden früh im Spiel. Nach nicht einmal sieben Minuten nahm Dessau-Coach Uwe Jungandreas, beim 6:1 gegen sich, die Auszeit. Nach der Auszeit bewahrte Gästekeeper Philip Ambrosius die Gäste vor einem noch größeren Abstand. Nach 15 Minuten verloren die Dessauer mit Vincent Sohmann ihren Spielmacher per direkter roter Karte und Lukas Wucherpfennig traf für den HC per Strafwurf zum 10:5. Sohmann war aufgrund der starken Dresdner Abwehr bis dahin ebenso kein großer Faktor wie der Dessauer Toptorschütze Timo Löser. Auffällig bis dahin, Rechtshänder Justin Döbler machte für den HCE im rechten Rückraum eine gut Partie und ließ den Ausfall beider Linkshänder vergessen. Die Dessauer taten sich im eigenen Positionsangriff weiterhin schwer und kassierten in der 20. Minuten das 13:7 durch das siebte Tor des überragenden Lukas Wucherpfennig. Nach einer Dresdner Auszeit konnten die Hausherren sogar auf 14:7 erhöhen und im gut gefüllten Dessauer Fanblock wurde es schon ein paar Dezibel leiser. Zur Halbzeit stand ein 18:10 auf der Anzeigetafel und der HC Elbflorenz hatte es bis dahin geschafft, den sonst so starken Dessauer Angriff die Flügel zu stutzen und selbst viele Tore aus dem Tempospiel zu erzielen. Letzteres ist sonst eine Stärke der Dessauer.

In der 32. Minute hatten die Dresdner schon zwei Mal getroffen und der DRHV nahm sehr früh eine Auszeit. Die Dresdner führten 20:10 und für den Gast aus Sachsen-Anhalt bahnte sich ein Debakel an. Wie schon in der ersten Halbzeit war es in dieser Phase Rückraumspieler Ivar Stavast, der für den HC immer wieder durchsetzungsstark agierte. Die Dessauer Abwehr bekam ihn einfach nicht in den Griff. Nach der Auszeit waren die Gäste etwas besser im Spiel und HC-Coach André Haber nahm seinerseits beim 23:15 eine Auszeit. In der Phase danach blieb die Partie ausgeglichen, ohne dass die offensivere Dessauer Abwehr einen durchschlagenden Erfolg hatte. Auf Seiten der Gäste war es zu dieser Zeit vor allem Rückraumspieler Yannick Danneberg, der gute Akzente setzte. Die Sachsen fanden hingegen immer wieder Oliver Seidler am Kreis. So blieb es nach 45 Minuten bei 10 plus für den HC (29:19). In den letzten 15 Minuten merkte man bei beiden Mannschaften an, dass das Ostduell einige Körner gekostet hatte. Nicht mehr jede Aktion saß. Eines blieb aber gleich, der Gast aus Sachsen-Anhalt war an diesem Tag nicht in der Lage, eine Wende herbeizuführen. Die Dessauer Fans interessierte das wenig, denn sie waren schon früh dazu übergegangen, sich selbst und die Mannschaft zu feiern. So hatte man jedenfalls den Eindruck. Nach 60 Minuten endete das Spiel 34:26 und die über 2.300 Zuschauer sahen im HC Elbflorenz Dresden einen verdienten Sieger. 

Der Dessauer Trainer Uwe Jungandreas hob nach dem Spiel einen interessanten Punkt hervor: „Wir haben im Moment ein Problem, solche Spiele zu bestreiten. Wir vergessen, dass es viele Mannschaften gibt, welche wir in den letzten anderthalb Jahren auch mal gedemütigt haben. Die haben jetzt eine gewisse Wut im Bauch. Darauf sind wir nicht vorbereitet und so gehen wir ins Spiel, als wäre es das Normalste von der Welt und haben dabei vergessen, dass die Gegner besonders motiviert sind.“

Fazit: Die Dresdner legten den Grundstein für den unerwartet deutlichen Erfolg in einer überragenden ersten Halbzeit. Aus einer starken Mannschaftsleistung stachen Torwart Marino Mallwitz, der 36 Prozent der Dessauer Würfe hielt, Antreiber Ivar Stavast sowie Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig etwas heraus. Grundlage für den Sieg war zudem eine in weiten Teile gute Abwehr. Die Dessauer hingegen waren geschlagen, bevor sie überhaupt in eine Art Ostduell-Modus kamen. Alles was der DRHV in der zweiten Halbzeit noch leistete, verbuchte ihr Trainer nach dem Spiel unter „Schadensbegrenzung“.

Sieger waren am Ende auch die über 2.000 Dresdner Fans, die eine teilweise entfesselt spielende eigene Mannschaften sahen und sie 60 Minuten toll unterstützten. Beide Fanlager trugen so zu einem Handballfest bei, was man in der BallsportARENA lange nicht gesehen hat.

HCE-Trainer André Haber sagte nach dem Spiel: „Für uns war das heute ein Sahnetag. Ich freue mich sehr für meine Mannschaft. Wir hatten einen Spielstart, der uns das ganze Spiel etwas einfacher gemacht hat. Wir haben in der Deckung Bälle gewonnen, hatten gleich zwei Paraden und sind ins Laufen gekommen und haben schnelle Tore gemacht. Wir haben das Heft des Handelns sofort an uns gerissen. Die letzten zwei Wochen waren nicht ganz einfach, was Krankheiten und Verletzungen betrifft. Das wir keine Halbrechte hatten, haben wir heute kompensiert und zudem hatten wir den Luxus, heute fünf verschiedene Leute im Innenblock spielen zu lassen. Ich freue mich für die Fans. Es war heute wirklich ein Fest mit den 2.300 Zuschauern in der Halle. Wir haben vor der Saison gesagt, wir wollen als Mannschaft zusammenwachsen und die Dresdner in die Halle locken und begeistern. Beides ist uns heute gelungen.“

Quelle: HC Elbflorenz 2006 / Foto: Fleischer