12.01.2023  Handball Weltmeisterschaft

WM 2023: Fast alle Favoriten setzen auf HBL-Stars - vor allem die Skandinavier

Vor zwei Jahren, bei der WM in Ägypten, standen 20 Spieler von Klubs aus der LIQUI MOLY HBL im Finale, das Dänemark mit 26:24 gegen Schweden gewann. Und auch bei der aktuelle Weltmeisterschaft in Polen und Schweden, die am Mittwoch mit der Partie von Olympiasieger Frankreich gegen Co-Gastgeber Polen in Kattowitz eröffnet wurde, gehören zahlreiche HBL-Spieler zu den großen Medaillenfavoriten. Vor allem die skandinavischen Teams setzen auf Qualität Made in Germany.

Auch wenn der Flensburger Mads Mensah Larsen am Dienstag positiv auf Corona getestet wurde, stehen immer noch elf HBL-Profis im Kader der Dänen, die nach 2019 und 2021 den dritten WM-Titel anstreben. Vier aktuelle HBL-Spieler, die Landin-Brüder Niklas und Magnus (beide THW Kiel), sowie die beiden Flensburger Mensah Larsen und Simon Hald, waren an beiden WM-Titeln der Dänen beteiligt. Und beim Olympia-Turnier 2021 in Tokio, das Dänemark mit Silber abschloss, war der neue Füchse-Star Mathias Gidsel sogar der Turnier-MVP.

Die größte Routine im dänischen Team hat aber definitiv Füchse-Rechtsaußen Hans Lindberg, der wie Niklas Landin die komplette Mega-Trophäen-Sammlung hält mit Titeln bei Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften, Europameisterschaften, der Champions League und in der LIQUI MOLY HBL. Die Dänen haben in Malmö die wohl einfachste Gruppe H mit Belgien, Bahrain und Tunesien erwischt.

Zu den acht Schweden von HBL-Klubs bei der WM 2023 zählt auch der nächste MVP eines Großturniers: Jim Gottfridsson von der SG Flensburg-Handewitt, der bei den Europameisterschaften 2018 und 2022 als bester Turnierspieler ausgezeichnet wurde. In dieser Woche wurde zudem bekannt, dass der Spielmacher aus der traditionellen Wahl zum weltweit besten Handballer des Jahres vom Internetportal www.handball-planet.com erstmals als Sieger hervorgegangen ist.

Der Kieler Niclas Ekberg, der im EM-Finale 2022 in Budapest den entscheidenden letzten Treffer gegen Spanien per Siebenmeter erzielte, wurde in Schwedens letztem WM-Test gegen Serbien für sein 200. Länderspiel ausgezeichnet. Schweden spielt in Göteborg seine Vorrundengruppe C gegen Brasilien, Uruguay und Kap Verde - ebenfalls eine mehr als machbare Aufgabe.

Geheimfavorit Island - am vergangenen Wochenende letzter deutscher Testspielgegner - setzt vor allem auf den aktuell überragenden Omar Ingi Magnusson, der bei der EM 2022 Torschützenkönig wurde und kurze Zeit später nicht nur den SCM zur Meisterschaft führte, sondern auch als bester HBL-Profi der Saison 2021/22 ausgezeichnet wurde. Neben Magnusson und dessen Klubkameraden Gisli Kristjansson zählen sechs weitere HBL-Profis zu Islands Aufgebot bei der WM, wo man im Gegensatz zu den skandinavischen Nachbarn eine Hammergruppe mit Portugal, Ungarn und Südkorea vor sich hat.

Blieben die Norweger, die dank der rechtzeitigen Rückkehr von THW-Superstar nun auch optimistisch das Ziel Halbfinale ausgegeben haben. In der Vorrunde geht es gegen Nordmazedonien, die Niederlande und Argentinien - und im Falle des Weiterkommens der deutschen Mannschaft trifft die DHB-Auswahl auf die drei besten Teams dieser Gruppe.

Insgesamt stehen acht HBL-Profis im norwegischen Kader - mit einem klaren Fokus auf die Nord-Vereine: der THW Kiel stellt drei Spieler, die SG Flensburg-Handewitt zwei. Bei der vergangenen WM 2021 wurde Norwegen Sechster, bei der EM 2022 Fünfter - zweimal standen Sagosen & Co. in WM-Endspielen - und verloren jeweils gegen die Gastgeber Frankreich und Dänemark, 2016 gab es EM-Bronze in Polen.

Blieben jene nicht-skandinavischen WM-Favoriten: Spanien um Kapitän Gedeon Guardiola (TBV Lemgo) hat in Agustin Casado (MT Melsungen) und Daniel Fernandez (TVB Stuttgart) zwei weitere HBL-Profis im Kader und war jeweils Dritter bei WM 2021 und Olympia 2021 sowie  Zweiter der EM 2022 - nachdem man die Europameisterschaft zuvor zweimal in Folge gewonnen hatte.

Die Spanier sind in Vorrundengruppe A großer Favorit gegen Montenegro, Chile und den Iran - und würden dann in der Hauptrunde auf den aktuellen Olympiasieger und Rekord-Weltmeister Frankreich treffen, der in der schweren Gruppe B neben Gastgeber Polen auch Slowenien als Gegner hat, eher Außenseiter ist Saudi-Arabien. Aus dieser Hauptrundengruppe käme dann auch der deutsche Viertelfinalgegner, wenn die DHB-Auswahl mindestens Zweiter ihrer Hauptrundengruppe würde.

Frankreich ist die einzige Topmannschaft, die nicht auf Stars aus der LIQUI MOLY HBL setzt. Zum 18-köpfigen WM-Team gehört aber immerhin der einzige Spieler, der noch nie für einen französischen Verein gespielt hat: Kentin Mahé, der in Deutschland aufwuchs und nach seiner Zeit in Gummersbach, Hamburg und Flensburg 2018 zum ungarischen Spitzenklub Veszprem gewechselt war. Bundesliga-Erfahrung hat neben Routinier Nikola Karabatic (bis 2009 THW Kiel) auch Romain Lagarde, der von 2019 bis 2021 bei den Rhein-Neckar Löwen spielte. Und ein künftiger HBL-Spieler ist die Nummer eins im Tor: Vincent Gerard, der im Sommer von Saint-Raphael zum THW Kiel wechseln wird.

Natürlich zählt auch die deutsche Mannschaft mit ihren 17 HBL-Profis zum erweiterten Favoritenkreis - und auch daher darf jetzt schon gewettet werden, wie viele Spieler von deutschen Klubs am 29. Januar in Stockholm beim WM-Finale auf dem Feld stehen.

Foto: Imago/Bildbyran