25.05.2023  LIQUI MOLY HBL

European League: Berlin und Göppingen wollen in Flensburg auf das Siegerpodest!

Berlin zum dritten Mal, Göppingen zum Fünften - oder ein Sieger aus Spanien oder Frankreich? Das ist die große Frage vor dem Finalturnier der European League, das am Samstag und Sonntag in der Campushalle in Flensburg über die Bühne geht.

Eigentlich hätte auch die SG Flensburg-Handewitt als Gastgeber liebend gerne auf dem Feld gestanden, weil Johannes Golla & Co. aber das Viertelfinal-Rückspiel in heimischer Halle gegen die Spanier von Fraikin Granollers mit 27:35 verloren hatten, stehen nun die Katalanen und nicht die Nordlichter auf dem Feld.

Erstmals in der Geschichte der seit 2013 ausgetragenen Finalturniere von EHF Cup (bis 2019) und European League (seit 2021) ist der Gastgeber somit nicht am Start. „Wir waren natürlich sehr enttäuscht, aber wir gehen das Ganze als professioneller Organisator an. Wir wollen den Fans und den Mannschaften ein tolles Wochenende bereiten“, sagt SG-Geschäftsführer Holger Glandorf.

Obwohl die SG nicht am Start ist, lief der Ticketverkauf sehr gut, nur wenige Karten sind noch erhältlich. Und somit dürfte spannend sein, für welchen Verein die neutralen Besucher applaudieren werden. „Wir hoffen genau auf diese neutralen Fans“, sagt zum Beispiel Markus Baur, Trainer von FRISCH AUF! Göppingen. Die Schwaben haben den EHF-Pokal bereits 2011, 2012, 2016 und 2017 gewonnen - der einzige aktuelle Spieler, der an allen vier Titeln beteiligt war, ist Kapitän Tim Kneule.

Die Göppinger bekommen es im Halbfinale mit dem Überraschungsteam aus Granollers zu tun. „Beide Vereine konnten vor dem Start der Saison nicht damit rechnen, dass sie bei den EHF Finals dabei sein würden, aber wir haben es genauso verdient wie die beiden anderen Vertreter. Wir sind natürlich gewarnt vor Granollers, sie haben in Flensburg extrem stark gespielt“, sagt Abwehrchef Blaz Blagotinsek, der zugibt: „Bei vielen Finalturnieren gewann der Außenseiter, da kommt es immer auf die Tagesform an.“

Das sieht Füchse-Trainer Jaron Siewert ganz genauso, auch wenn sein Team von vielen als Favorit gehandelt wird: „Unsere Chancen stehen bei 25 Prozent – genauso wie für die anderen drei Teilnehmer. Das Final 4 -Format hat schon des Öfteren bewiesen, dass nicht unbedingt der nominell stärkste Gegner am Ende als Titelträger die Heimreise antritt. Für uns wird es wichtig sein, dass wir zwei annähernd perfekte Spiele abliefern.“

Die Füchse treffen im Halbfinale auf Montpellier Handball, den einzigen früheren Champions-League-Gewinner im Teilnehmerfeld. Bereits in den 2012er European-League-Viertelfinals trafen beide Teams aufeinander, mit dem besseren Ende für die Füchse, die dann sogar ins Finale einzogen, dort aber vom SC Magdeburg geschlagen wurden.

Keine andere Mannschaft als Berlin hat mehr Erfahrung in europäischen Finalturnieren: 2012 war man in Köln beim CL-Fina4, 2014 und beim ersten Triumpf 2015 Gastgeber des EHF-Pokal-Finalturniers, 2017 verlor man das Finale in Göppingen gegen Göppingen, 2018 stand man in Magdeburg auf dem Siegerpodest und im letzten EHF-Pokal-Finale der Geschichte unterlagen die Füchse in Kiel gegen den THW. Göppingen war zuletzt 2018 bei einem Finalturnier, verpasste aber das Finale.

In der aktuellen Saison der European League schlugen sich bei Vertreter aus der LIQUI MOLY HBL sehr wacker: Göppingen bekam es in der Qualifikation mit dem TBV Lemgo zu tun und zog in die Gruppenphase ein, wo man hinter Montpellier auf Rang zwei landete. In den K.o.-Spielen war FRISCH AUF! das einzige Team, das alle vier Achtel- und Viertelfinalduelle gewann- gegen Valur (Island) und Nexe (Kroatien).

Die Füchse stellten einen Rekord mit zwölf Siegen in zwölf Spielen (Gruppenphase und Achtelfinale) auf, wären dann aber im Viertelfinale fast an den Kadetten aus dem Schweizerischen Schaffhausen gescheitert. Erst zehn Tore von Weltstar Mathias Gidsel im Rückspiel sorgten für das Ticket nach Flensburg. „Es ist ein langer Weg, aber ich will diese Trophäe gewinnen. Ich kam nach Berlin, um Titel zu gewinnen, am Wochenende haben wir die Chance dazu. Wir sind ambitioniert, wissen aber auch, dass Montpellier der schwerstmögliche Halbfinalgegner ist“, sagt Gidsel.

Eine gewisse Favoritenrolle kann man den deutschen Teams nicht absprechen. Seitdem die Titelträger von EHF Cup/European League in Finalturnieren ermittelt wurden, kamen sieben der neun Sieger aus der „stärksten Liga der Welt“: zur Premiere 2013 waren es in Nantes die Rhein-Neckar Löwen, 2015 und 2018 stand Berlin auf dem Siegerpodest, 2016 und 2017 FRISCH AUF! Göppingen, 2019 der THW Kiel, 2021 der SC Magdeburg. Die einzigen Sieger, die nicht aus der Bundesliga kamen, waren 2014 Pick Szeged und im Vorjahr Benfica Lissabon, durch den Heimsieg über Magdeburg nach Verlängerung. EHF-Cup oder European League waren immer eine deutsche Domäne: seit 20 Jahren kam der Sieger von EHF-Cup und European League 18 Mal aus Deutschland. Mal sehen, ob sich diese Geschichte fortsetzt. Eine französische Mannschaft hat diese Trophäe noch nie gewonnen, der letzte von zwei Europapokalerfolgen von Granollers datiert aus dem Jahr 1996.

„Am Ende werden die Tagesform und die mentale Stärke über Sieg und Niederlage entscheiden. Ich sehe ein sehr ausgeglichenes Teilnehmerfeld in Flensburg“, zeigt sich Jaron Siewert bescheiden. Seine Mannschaft könnte den Vorteil haben, dass viele dänische Fans nach Flensburg pilgern - und im Füchse-Kader vier dänische Weltmeister stehen: Gidsel, der neue HBL-Allzeit-Torschützenkönig Hans Lindberg, Lasse Andersson und Jacob Holm. „Wenn sie kein Füchse-Trikot haben, sollen sie im Dänemark-Trikot kommen, Hauptsache, sie unterstützen uns“, hofft Gidsel.

Definitiv wird es einen neuen European-League-Titelträger geben, denn der SCM (2021) spielt in der Königsklasse, Titelverteidiger Benfica war im Achtelfinale sang- und klanglos an Flensburg gescheitert.

EHF European League Finals, Spielplan

Halbfinals: Samstag, 27. Mai:
15.30 Uhr: Montpellier HB – Füchse Berlin
18:00 Uhr: BM Granollers – Frisch Auf Göppingen

Finaltag, Sonntag, 28. Mai:
15.30 Uhr: Spiel um Platz 3
18:00 Uhr: Finale

Foto: Imago/Fotostand