27.12.2020  LIQUI MOLY HBL

Stimmen zum Topspiel: "Niemand hatte Zweifel daran, dass wir dieses Spiel nicht gewinnen würden."

Am Ende war es ein souveräner Auswärtserfolg (24:29) für die SG Flensburg-Handewitt gegen den SC DHfK Leipzig, damit geht ein kräftezerrendes Jahr für Mannschaft von Maik Machulla zu Ende. Der zeigt sich sehr zufrieden mit der Leistung seiner Jungs, Philipp Weber richtet den Blick auf die WM im Januar und Leipzigs Geschäftsführer Karsten Günther fordert mehr Solidarität in der Handballfamilie. Die Stimmen von Spielern, Trainern und Experten zum Topspiel:

Maik Machulla (Trainer SG Flensburg-Handewitt) ...

... zur diesjährigen Saison (vor dem Spiel): „Es war sehr kräftezehrend, weil wir uns um viele Dinge kümmern mussten, die nicht das sportliche betreffen. Das kostet wahnsinnig viel Energie. Aber ich denke, dass wir alle aus dieser Zeit sehr viel lernen werden, nämlich ein wenig demütiger und ruhiger zu sein und manche Dinge entspannter zu sehen, weil es wichtigere Dinge gibt, als den Sport. Wir sind froh, dass wir ihn aktuell ausüben können und hoffen, dass es so weiter geht. Und ich hoffe, dass wir das alles irgendwann in den Griff bekommen, denn dann kommt eine emotionale Explosion bei den Leuten heraus.“

Magnus Röd (SG Flensburg-Handewitt) ...

... zum Spiel und seine Absage zur WM: „Ich freue mich sehr, mich nun endlich ein wenig regenerieren zu können, denn es waren schon anstrengende Monate. Ich muss ganz ehrlich sagen, die letzten Monate haben wir es überragend gemacht. Es gab immer jemanden, der eine Verletzung hatte und wir haben uns durchgekämpft. Mit einem Sieg diese Phase in diesem Jahr zu beenden, ist sehr schön. Wir haben eine sehr gute Abwehr gestellt und dann ist alles für uns gelaufen. Die Absage zur WM tut mir wahnsinnig leid, weil ich es liebe, für Norwegen zu spielen. Aber es war mir einfach zu viel, mit allem was da kam und kommt. Ich möchte gern bei Olympia dabei sein.

Mads Mensah Larsen (SG Flensburg-Handewitt) ...

... zum Spiel: „Ich finde, wir haben es fast über die gesamte Spieldauer sehr gut gemacht. Anfang der zweiten Hälfte haben wir ein wenig zu viele Bälle verworfen, da hat Leipzig nochmal etwas den Glauben zurückbekommen. Aber ich denke, über 60 Minuten hatte niemand Zweifel daran, dass wir dieses Spiel nicht gewinnen würden.“

Andre Haber (Trainer SC DHfK Leipzig) ...

... zum Spiel: „Es muss sehr viel stimmen, wenn man gegen Flensburg punkten will. Wir haben in der ersten Hälfte gut verteidigt, aber nicht in den entscheidenden Momenten. Deshalb haben wir da zu viele Gegentreffer kassiert. Wenn wir es besser machen, hat man es in der zweiten Hälfte gesehen, wo wir viel mehr Bälle gewonnen haben. Wir haben es nicht geschafft, über die gesamte Partie unser Tempo zu spielen und haben uns im Positionsangriff zu schwergetan. Deshalb ist es ein verdienter Sieg für Flensburg.“

... über die Hoffnungen auf 2021: „Mir gibt es Hoffnung, dass es einen Impfstoff gibt. Die Wissenschaft macht immer weiter und schläft nicht. Ich glaube, auch der Umgang mit der Situation wird immer besser. Wir dürfen weiter Handball spielen, was mich persönlich sehr freut und ich verstehe zu 100 Prozent, was für ein Privileg dies ist. Zum einen sein Hobby zum Beruf machen und zum anderen noch ausüben zu dürfen. Ich wünsche jedem, dass er sich nicht infiziert oder wenn er infiziert ist, eine gute Besserung. Ich wünsche uns allen, dass 2021 wieder ein Jahr ist, wo die Hallen irgendwann wieder voll sind und irgendwo ein Sport wieder vor Zuschauern gespielt werden kann. Ich möchte auch gern wieder tanzen gehen, aber wir machen alles, was sicher ist und freuen uns, wenn es wieder so sein darf.“

Philipp Weber (SC DHfK Leipzig) ...

... zum Spiel: „Gerade in der ersten Halbzeit haben wir wenig Zugriff bekommen. Ich weiß nicht, ob wir in dieser Saison überhaupt mal 17 Gegentreffer zur Halbzeit kassiert haben. Da hat Flensburg sehr gut agiert und war viel effektiver als wir. Wir sind zu oft am Torhüter gescheitert und haben zu viele Fehler begangen. So etwas wird gegen solch einen Gegner sofort bestraft. Auch von mir persönlich war es keine gute Partie.“

... über die bevorstehende WM: „Ich habe nun auch langsam richtig Bock auf diese WM. Ich denke, da ist jede Entscheidung, egal wie sie ausfällt, die Richtige von jedem Spieler. Da kann man nicht böse sein, wenn jemand absagt oder zusagt. Für mich war es relativ schnell klar, dass ich dieses Turnier spielen möchte und da lege ich nun vollen Fokus drauf.

Karsten Günther (Geschäftsführer SC DHfK Leipzig) ...

... über die aktuelle Lage der Liga (in der Halbzeitpause): „Wir schaffen es nicht, einen gemeinschaftlichen Dialog zwischen allen Situationen im Handball herzustellen. Da fange ich bei der IHF an, die EHF, den Ligen, den Clubs und auch den Spielern. Jeder für sich beklagt sich darüber, dass Terminhetze da ist. Wir sehen, dass die Verletztenquote in die Höhe steigt. Wir wissen jetzt schon, dass wir die Liga wahrscheinlich niemals bis zum Ende mit 38 Spieltagen durchbekommen werden. Wir wissen alle, was danach ansteht, mit den olympischen Spielen und keiner ist bereit, einen Schritt auf den Anderen zu zukommen, um zu sagen, ich trete von meinem Recht zurück oder wir gleichen gemeinschaftlich finanzielle Verluste aus, wenn wir den Spielplan anpassen müssen. Das ist ein Zustand, der mich bedrückt. Wenn jeder immer nur klagt, wenn er vor der Kamera oder im Kabinentrakt steht, dann wird sich gar nichts ändern. Wir müssen alle an einen Tisch. Wir können nicht immer nur auf andere schauen und sagen, wie es dort gemacht wird. Wir müssen uns selbst Lösungen erarbeiten, sonst steuern wir auf eine riesige Katastrophe für den Handball zu. Aktuell ist es so, dass alle so lange spielen wollen, wie sie die Füße tragen können. Ich denke, dass es kein faires Konzept ist. Oder wir ziehen es in diesem Jahr durch, aber die Liga nicht und starten mit noch mehr Mannschaften und einem ganz anderen Spielkonzept. Fakt ist eines, dass wir es auf keinen Fall hinbekommen werden, wenn wir direkt nach den olympischen Spielen wieder starten. Das dürfen wir nicht verantworten.“

Sky Experte Stefan Kretzschmar ...

... zum Spiel: „Flensburg hat für Leipzig nicht mehr zugelassen. Sie haben auch viel weniger Fehler gemacht, als Leipzig. Um sie zu schlagen, benötigt man einen Sahne-Tag. Jede Mannschaft benötigt eine optimale Verfassung und das war heut auf den Rückraum Positionen zu wenig von Leipzig. Sie waren bemüht, aber hatten auch kein Glück im Schussverhalten. Sie hatten die Chance, nochmal heranzukommen, aber Flensburg ist eine Spitzenmannschaft und ist extrem clever. Sie verlieren dann nicht die Nerven. Sie haben eine überragende abgezockte Leistung gezeigt.“

... zur Meisterschaft: „Keiner weiß, wer wie von einer Weltmeisterschaft zurückkommt. Die Rückrunde wird hart und sie geht bis Ende Juni. Das ist ein enormes Pensum. Der Kader der Flensburger ist relativ klein und auch der der Kieler ist relativ klein. Wenn die alle zusammenbleiben, sind dies die Top-Favoriten auf die Meisterschaft. Aber wer weiß, was alles passiert.“

... über Joel Birlehm (vor dem Spiel): „Joel Birlehm ist ein sehr spektakulärer Torhüter. Er hat nicht gerade die körperliche Figur, wo ein Schütze keine Lücke beim Werfen sehen würde. Aber was er mit seinen Reflexen macht, ist erstaunlich. Er hat aber auch eine gute Abwehr vor sich. Er ist ein Vollblut Torhüter, der alles hineinwirft, was er hat.“

Quelle: SID

Foto: Anderson-Jensen