22.01.2021  Handball Weltmeisterschaft

"Aus der LIQUI MOLY HBL zur WM": 5 Geheimnisse über Ivan Martinovic

Die Handball-WM 2021 wird erstmals mit 32 Teams ausgetragen, mit vielen bekannten, aber eben auch mit vielen neuen Gesichtern! Diese HBL-Serie porträtiert eine Auswahl der über 80 Profis aus der "stärksten Liga der Welt", die besonders wichtig werden und in den Fokus rücken. Ivan Martinovic von der TSV Hannover-Burgdorf zählt nicht nur in der LIQUI MOLY HBL zu den spannendsten Rückraumspielern, sondern glänzt auch für Kroatien bei der WM.

Die TSV Hannover-Burgdorf spielt seit zwölf Jahren in der stärksten Handball-Liga der Welt, der LIQUI MOLY HBL. Noch kein nationaler oder gar internationaler Titel ziert den Briefkopf der „Recken“ aus der niedersächsischen Landeshauptstadt. Gleichwohl stellt der Klub zur laufenden WM in Ägypten acht Profis ab – das alleine dokumentiert bereits den enormen Aufschwung, den das Handball-Projekt Hannover seit einem guten Jahrzehnt nimmt. Und geradezu symbolisch für diesen Aufschwung steht Ivan Martinovic (23). Hannovers Stütze im rechten Rückraum ist bereits jetzt aus dem Weltklasse-Team von Titel-Mitfavoriten Kroatien nicht mehr wegzudenken.

Ivan hat enorm großes Potenzial, verfügt über ein ganz tolles Gesamtpaket an Möglichkeiten“, sagt Sven-Sören Christophersen (35), der Sportchef der „Recken“. Christophersen hat selbst 101 Länderspiele für Deutschland bestritten. Auch im Rückraum. Er erkennt, wer im Handball was leisten kann. Zu Martinovic sagt er: „Ivans Sprungkraft, sein Sprungwurf und sein großes Repertoire an Wurfvarianten sind außergewöhnlich.“ Das macht den in Wien geborenen Kroaten zu einem der spannendsten Angriffsspieler der LIQUI MOLY HBL – und auch der WM.

Hier gehört er zu den erfolgreichsten Torschützen Kroatiens und liegt, obwohl das Team noch nicht in Bestform auftritt, weiterhin auf Medaillenkurs. Mit dieser Perspektive war für ihn noch vor zwei Jahren kaum zu rechnen.

Doch es lässt sich nicht leugnen, dass ein für den deutschen Handball besonders bitterer Abstieg die goldene Chance zum Aufstieg für Ivan Martinovic war.

2019 war der ruhmreiche VfL Gummersbach erstmals in seiner so glanzvollen Klub-Geschichte aus der Erstklassigkeit abgestiegen. Martinovic, der 2015 aus seinem Wiener Heimatverein Fivers Margareten nach Gummersbach gewechselt war, konnte diesen Gummersbach-Gau nicht verhindern. Aber seine Leistungen zeigten, dass er in die Erstklassigkeit gehört. Hannover hatte ihn bereits länger beobachtet, so wechselte er zu den „Recken“ und unterschrieb bis 2022. Aufstrebender Klub und aufstrebender Spieler, beide mit viel Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft ist – diese Verbindung passte auf Anhieb.

Ivan ist sehr lernfähig und ehrgeizig“, freut sich Recken-Trainer Antonio Carlos Ortega. Das muss er auch. Denn der Spanier arbeitet nun daran, die Möglichkeiten von Martinovic um ein ganz wichtiges Element zu erweitern: seine Abwehrarbeit. Bisher wird er hauptsächlich offensiv eingesetzt.

In Hannover ist die tolle Entwicklung von Martinovic vor allem auch deshalb so wichtig, weil er seit seinem Wechsel von Gummersbach ganz entscheidend helfen muss, eine über Jahre sportlich unverzichtbare Stütze und zentrale Integrationsfigur zu ersetzen: den deutschen Nationalspieler Kai Häfner (31). Der ist selbst einer der besten Linkshänder im rechten Rückraum.

Aber 2019 zog es ihn zum Liga-Konkurrenten MT Melsungen. So entstand bei den „Recken“ eine geradezu monströs große Lücke, die Martinovic mit füllen sollte, wollte, musste. Das packte er in imponierender Art und Weise.

In der Vorsaison gelangen Martinovic in 20 Partien 60 Tore. In der nun wegen der WM pausierenden HBL-Saison steht er nach 15 Partien bereits bei 69 Treffen und 35 Assists. Damit ist er der effektivste Angreifer der TSV Hannover-Burgdorf.

Das liegt sicher auch an den Extra-Schichten, die er nach nahezu jedem Mannschaftstraining noch drauflegt. Dann wird meist unter der Anleitung von Hannovers Co-Trainer Iker Romero am Ausfeilen von Wurfvarianten geübt. Davon profitieren bei der WM in Ägypten nun auch die Kroaten. Und eben nicht die Österreicher – womit wir bei den fünf Geheimnissen sind, die im Leben von Martinovic zentrale Rollen spielen.

1) Lieber für Kroatien als für Geburtsland Österreich

Ivan Martinovic ist in Österreichs Hauptstadt Wien geboren und aufgewachsen. Er hätte auch für die österreichische Nationalmannschaft auflaufen können, der Verband hatte sich stark darum bemüht. Aber Martinovic entschied sich – zur Freude seines Vaters – für Kroatien.

2) Sein Bruder spielt als Rechtshänder – für Österreich

Marin Martinovic (24) ist ein Jahr älter als Ivan, sein Wurfarm ist der rechte. Daher spielt er im linken Rückraum, hat den gemeinsamen Heimatverein Fivers Margareten bis heute nicht verlassen und spielt für Österreich. In Österreichs WM-Kader hat er es jedoch nicht geschafft.

3) Er wohnt in Hannovers „Handball“-Straße

Hallo“ beim Bäcker, „Hallo“ im Cafe ums Eck, „Hallo“ im Supermarkt. Vier Handball-Profis der „Recken“ wohnen im Zentrum von Hannover in der gleichen Straße. Neben Martinovic und seinem kroatischen WM-Team-Kollegen Ilia Brozovic ist das auch noch das Slowenen-Duo Urban Lesjak und Nejc Cehte.

4) Er ist Musikwart – und neuer Siebenmeter-Schütze

Martinovic ist in der Recken-Kabine und vor allem im Kraftraum für die Musikauswahl zuständig. Fast noch wichtiger: nach erheblichen Problemen beim Verwandeln von Siebenmetern ist Martinovic zum neuen festen Siebenmeter-Schützen bestimmt worden. Grund: Seine Mischung aus Nervenstärke und Variantenreichtum beim Wurf.

5) Sein schlimmster Geburtstag – der 6. Januar 2020

Da verletzte er sich – ausgerechnet an seinem 22. Geburtstag – so stark am linken Fuß, dass er kurzfristig aus Kroatiens EM-Kader 2020 gestrichen wurde. Und so verpasste er auch sein Länderspiel-Debüt in seiner Heimatstadt Wien, wo ansonsten reichlich Freunde und Verwandte auf der Tribüne die Daumen gedrückt hätten.

An diesem Geburtstag 2020 gab es also wahrlich nichts zu feiern. Aber ja vielleicht wird es ja in diesem Jahr was: eine WM-Medaille beim WM-Debüt zum Beispiel.

Ivan Martinovic im Steckbrief

Position: Rückraum Rechts
Verein: TSV Hannover-Burgdorf
Geburtstag: 06.01.1998
Geburtsort: Wien
Nationalität: Kroatien
Größe: 1,94 m
Letzte Vereine: VfL Gummersbach, HC Fivers Margareten

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