19.11.2020  2. HBL

ThSV Eisenach bejubelt dritten Saisonsieg!

Der ThSV Eisenach setzt sich knapp gegen den TV Emsdetten mit 24:23 durch und fährt damit den dritten Sieg in der aktuellen Saison ein. Für den Gast aus Emsdetten ist es bereits die sechste Niederlage, das Team von Trainer Aaron Ziercke bleibt damit weiterhin auf einem Abstiegsplatz.

Eigentlich war es heute nicht mein Tag. Im Gegenteil. Einige Bälle hatte ich fast, doch sie überquerten dann doch die Linie. Bälle, die ich normalerweise halte, landeten im Netz“, gab sich Thomas Eichberger, der Torhüter des ThSV Eisenach, selbstkritisch. Der österreichische Auswahl-Keeper parierte während seines 34-minütigen Einsatzes gerade einmal 5 Bälle Die letzte dieser 5 Paraden sicherte seinem Team den so hochwichtigen 24:23 (11:11) -Erfolg über den TV Emsdetten. Thomas Eichberger lenkte wenige Sekunden vor Ultimo den Wurf des Ex-Eisenachers Tomas Urban von Rechtsaußen am Tor vorbei. Tomas Urban, vom Juli 2015 bis zum September 2017 im Trikot des ThSV Eisenach und noch immer viel Sympathie unter der Wartburg genießend, war der Pechvogel des Abends.

Zunächst setzte er das Leder nach einem Tempogegenstoß an das Holz (59.), hatte da schon den Ausgleichstreffer auf der Hand. Doch diese Möglichkeit bot sich dem inzwischen 31-jährigen Rechtsaußen noch einmal, weil Eisenachs junger 21-jähriger Spielgestalter Martin Potisk nach einer Auszeit das Leder viel zu früh, unvorbereitet und unscharf auf den Gästekasten adressierte. Emsdettens Schlussmann Maurice Paske, er war in der 43. Minute für den in der ersten Halbzeit gut haltenden Konstantin Madert gekommen, parierte mühelos. Aron Ziercke, der Coach des TV Emsdetten,  zückte die grüne Karte, besprach mit seinem Team die noch zu absolvierenden 19 Sekunden.

Diese endeten mit dem Wurf von Tomas Urban und der Parade von Thomas Eichberger.  „Wir haben die greifbaren Punkte liegengelassen, weil wir die zahlreichen Eisenacher Fehler nicht ausnutzten, etliche eigene Torchancen ausließen“,  erklärte Tomas Urban auch mit Blick auf sich selbst. „Dem ThSV Eisenach gelangen einige leichte Tore. Bei uns war das Mangelware. Der Positionsangriff kostete viel Kraft. Beide Teams haben die Punkte dringend gebraucht. Der ThSV Eisenach konnte sie in einer Partie mit einer beidseitig hohen Fehlerquote für sich verbuchen“, resümierte Tomas Urban.

Deckungsumstellung leitete die Wende ein

Sein Trainer Aaron Ziercke sah das genauso. Hinter der verschlossenen Kabinentür wurde es nach dem Abpfiff richtig laut. „Wir haben die Punkte verschenkt, das habe ich deutlich gemacht. Wir führten nach 14 Minuten 9:4, doch in den restlichen 16 Minuten bis zur Halbzeitpause gelangen nur noch 2 Treffer“, konstatierte Aaron Ziercke. Das lag freilich auch vornehmlich am ThSV Eisenach. Mit der Umstellung auf eine 5:1-Abwehr, Ivan Snajder vorgezogen, bekam die Defensivabteilung der Hausherren endlich Zugriff. Leidenschaft und Kampfkraft bestimmten nun das Eisenacher Auftreten. „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie lebt. Sie weiß, worauf es ankommt.

Nach den Misserfolgen gegen Hüttenberg und in Hamm sind wir über die kämpferische Komponente gekommen, haben mit Herz gefightet. Im Angriff haben wir noch Luft nach oben“, erklärte ein erleichterter Eisenach Coach Markus Krauthoff-Murfuni, der gemeinsam mit Aaron Ziercke die A-Lizenz abgelegt hatte. Dessen Torhüter Konstantin Madert gefiel im ersten Abschnitt, erreichte aber über die Distanz nicht die Glanzleistung vom 25:23-Erfolg über den Dessau.Ro0lauer HV. Nur ein torgefährlicher Rückraumspieler (Johannes Wasielewski, 8 Treffer bei 11 Versuchen) war für den TV Emsdetten zu wenig. „Wir nutzten die sich uns bietenden Räume durch Eisenachs Abwehr nicht. Wir stellten uns zu naiv an“, wetterte Aaron Ziercke in seinem Resümee zur Pressekonferenz. Unzufrieden mit dem Spiel und wohl auch über seine Einsatzzeiten stapfte Marcel Schliedermann, bis vor zwei Jahren beim ThSV Eisenach und sogar Kapitän, jetzt beim TV Emsdetten, vom Parkett.

Er schüttelte viele Hände der ehrenamtlichen Helfer in der Werner-Aßmann-Halle. Eisenachs Rückraumspieler Daniel Dicker, von einer Fußverletzung genesen, sorgte im linken Rückraum für hier zuletzt vermisste Torgefahr (4 Treffer bei 6 Versuchen), stabilisierte zudem die Abwehr. Der 25-jährige österreichische Auswahlspieler machte, trotz einiger Fehler, sein bisher bestes Spiel im Eisenacher Trikot. Der leichtgewichtige Jonas Ulshöfer narrte mit seiner Spitzigkeit mehrfach den Deckungs-Innenblock der Gäste.

Rot für Alexander Saul sorgte für keinen Bruch

Alexander Saul übernahm viel Verantwortung. Der Kapitän schritt auch zur Siebenmeterlinie, nachdem Willy Weyhrauch und Adrian Wöhler von gleicher Stelle gescheitert waren. Für ihn wurden 5 Treffer bei 8 Versuchen notiert. Nach knapp 50 Minuten war die Partie für ihn allerdings beendet. Die Unparteiischen Markus Kauth und Andre Kolb, zwei überaus sichere Leiter, zeigten dem Linkshänder nach einem Foul an Julian Damm Rot. „Völlig berechtigt“, räumte der Eisenacher Spielführer ein. „Ich habe meinen Gegenspieler im Gesicht getroffen. Das darf mir nicht passieren“, schilderte der 25-Jährige das Geschehen. Am Ende jubelte er natürlich mit. „Ungemein wichtig dieser Sieg. Wir wollten ihn unbedingt, um am Sonntag gestärkt zum TV Großwallstadt zu fahren“, unterstrich Alexander Saul.

Justin Mürköster drohte monatelanger Ausfall

„Vor dem, was die Mannschaft samt Trainerteam in den letzten Tagen geleistet hat, ziehe ich den Hut“, betonte Rene Witte, der Manager des ThSV Eisenach. Er sieht sich in seiner Saisonvorschau bestätigt, dass es für die jüngste Eisenacher Mannschaft der letzten sechs Jahre mit kleinem Kader zuerst um den Klassenerhalt geht. Auf Kreisspieler Justin Mürköster muss der ThSV Eisenach wohl längere Zeit verzichten. „Ihm droht verletzungsbedingt eine mehrmonatige Handballpause. Genaues ergibt eine Diagnose beim Facharzt“, informierte Rene Witte. Ein großes Handicap, musste gegen den TV Emsdetten schon Kristian Beciri nahezu die komplette Spielzeit in Abwehr (Innenblick) und Angriff (Kreis) ran. Ein weiterer Kreisspieler steht nicht im Eisenacher Kader.

ThSV-Coach Krauthoff-Murfuni mit richtigem Griff in die Taktikkiste

Mühsam fand der ThSV Eisenach in die Spur. „Wir sind sehr schleppend ins Spiel gekommen“, konstatierte Markus Krauthoff-Murfuni. „Eisenach wirkte verunsichert“, spürte Aaron Ziercke. Der Ex-Dessauer Johannes Wasielewski hämmerte mit seinem 3. Treffer zum 2:5 ein (8.). Gästekeeper Konstantin Madert war sofort auf Betriebstemperatur. „Wir brauchen vorn mehr Bewegung“, die Worte von Eisenachs Coach während einer Auszeit waren unüberhörbar. Er schickte Daniel Dicker für Andrej Obranovic auf das Parkett. Der Österreicher führte sich mit einem Stürmerfoul nicht gerade optimal ein, das die Gäste über Linksaußen zum 2:6 nutzten (9.). Daniel Dicker wurde in der Folge zu einem stabilisierenden Faktor. Willy Weyhrauch verwandelte per Strafwurf zum 3:6 (10), scheiterte aber kurz darauf von gleicher Stelle.

Wenige Augenblicke später stibitzter er sich das Leder, Sekunden später war es wieder bei den Gästen, deren Angriff nur regelwidrig gestoppt werden konnte. Dirk Holzner, auch einst beim ThSV Eisenach, versenkte den fälligen Siebenmeter zum 4:9 (14.). Der ThSV-Angriffsmotor stotterte. Mit der Umstellung auf eine 5:1-Variante ergriff Trainer Markus Krauthoff-Murfuni die richtige taktische Maßnahme für die Abwehr. Über den Kampf zum Spiel, hieß die neue Losung! Dass ein Wöhler-Siebenmeter am Holz und zurück im Feld landete, schüttelten die Gastgeber weg. Zwei Treffer von Daniel Dicker, zwei Gegenstöße nach Balleroberungen, von Willy Weyhrauch und Ivan Snajder abgeschlossen, beim 8:9 (20.) netzten die Eisenacher zum 8:9-Anschlußtreffer ein (20.). Der beim TV Emsdetten inzwischen gekommene Marcel Schliedermann vermochte die Aufholjagd seines Ex-Vereins nicht zu stoppen.

Der beim ThSV Eisenach auf der mittleren Position eingewechselte Jonas Ulshöfer konnte gleich nur auf Kosten eines Siebenmeters gestoppt werden. Alexander Saul übernahm die Aufgabe zum 9:10 (22.). Nach einer Parade von Torhüter Blaz Voncina zirkelte Ivan Snajder das Leder von der Mittellinie zum 10:10 ins leere Gästgehäuse (24.). Mit mehreren Anläufen war der 5-Tore-Rückstand binnen 10 Minuten egalisiert.  Jonas Ulsläufer legte zum 11:10 nach. Dirk Holzner, einer der sichersten Siebenmeter-Werfer der Liga, adressierte das Leder vom Strich nur ans Holz des ThSV-Kastens. Johannes Wasilewski traf für die Gäste zum 11:11-Pausenstand.

Ivan Snajder hinten und vorn stark/ Jonas Ulshöfer trifft von der Mittellinie

Im zweiten Abschnitt wechselten die 1-Tore-Führungen. Dirk Holzner traf von Linksau0en zum 13:14 (38.), Alexander Saul glich aus und nach einem Ballgewinn zirkelte Jonas Ulshöfer das Leder aus dem eigenen Feld zum 15:14 ins Emsdettener Tor (40.). Mutig marschierte Jonas Ulshöfer in die Schnittstellen der Abwehr. Marcel Schliedermann konnte seine arteigenen Qualitäten nur beim 17:18 (46.) zeigen. Der Spielfluss auf beiden Seiten war immer wieder von Fehlern unterbrochen. Der auf das Parkett zurückgekehrte Martin Potisk markierte mit ganz viel Willenskraft das 19:18 (51.) und 20:19 (52.).

Ante Tokic übernahm nach der roten Karte für Alexander Saul die rechte Rückraumposition, behauptete sich zum 21:20 (53.). Die Gäste trafen sich mittels grüner Karte zur Dienstbesprechung. Doch ThSV-Keeper Thomas Eichberger tauchte beim anschließenden Wurf in die bedrohte Ecke ab.  Johannes Wasielewski bremste Ivan Snajder regelwidrig aus, kassierte eine Zeitstrafe. Adrian Wöhler kam von der Bank und wuchtete mit vollster Überzeugung den Strafwurf zum 22:20 ein (55.). Erstmals lagen die Hausherren mit zwei Treffern vorn. Doch es blieb eine Zitterpartie. Auch nach dem 24:22 durch einen schlitzohrigen Aufsetzer von Daniel Dicker (58.).

Sven Wesseling versenkte zum erneuten Anschluss. Da waren noch 105 Sekunden zu spielen. Nach Urbans ausgelassener Ausgleichschance wähnten sich die Gastgeber bei eigenem Ballbesitz dem Doppelpunktgewinn ganz nahe. Doch dann war Haareraufen angesagt, als der junge Martin Potisk überhastet abzog und sich dem TV Emsdetten doch noch die Wurfchance zum Punktgewinn bot. Thomas Eichberger hatte was dagegen. Das Torhüterduell ging unentschieden aus, die Punkte blieben in der Werner-Aßmann-Halle. "Zzum Schluss waren wohl die Götter auf unserer Seite", sinnierte ein sichtlich erleichterter Eisenacher Coach Markus Krauthoff-Murfuni.

„Ohne Fans, das ist nicht der gleiche Handball!“

Große Sorgen bereitet dem Eisenacher Manager die unmittelbare Zukunft mit weiteren Geisterspielen. „Ohne Fans, das ist nicht der gleiche Handball. Wir können es uns aus mehrerlei Gründen nicht leisten, ohne Zuschauer zu spielen. Das Überleben der Vereine hängt ganz mittelbar mit den Zuschauern zusammen. Sie sorgen für Emotionen, für Einnahmen und machen den Handball für Sponsoren interessant. Die Zweitligisten, auch nicht vergleichbar mit den Erstligisten, finanzieren sich über Zuschauer und Sponsoren. Geisterspiele bis Ende Dezember sind nicht zu befürworten“, erläutert Rene Witte. Er verweist zugleich auf die sich häufenden Spielausfälle, die keinen ordentlichen Spielbetrieb zulassen.

Statistik

ThSV Eisenach : Voncina (12.-41./ 3 Paraden), Eichberger (5 Paraden); Kikanovic, Wöhler (1/1), Potisk (2), Ulshöfer (3), Tokic (1), A. Alaj, Dicker (4), Obranovic, Beciri (2), Snajder (3), Weyhrauch (3/1), Saul (5/1)

TV Emsdetten : Madert (1.-41./ 6 Paraden), Paske (ab 41./ 2 Paraden); Kress (1), Terhaer, Nowatzki, Kolk (1), Schliedermann (1), Wasielewski (8), Urban (2/1), Damm (1), Holzner (4/2), Wesseling (4), Stüber (1), Mojzis

Text und Foto: ThSV Eisenach