12.04.2024  LIQUI MOLY HBL

ÜberZahl – Die Zahlenkolumne: Was für den Pokalsieg der Teilnehmer am REWE Final4 spricht

Im REWE Final4 spielen am Wochenende der SC Magdeburg, die Füchse Berlin, die SG Flensburg-Handewitt sowie die MT Melsungen den DHB-Pokal aus. Datenanalyst Julian Rux wirft daher in der neuen Ausgabe von „ÜberZahl“ einen Blick darauf, was bei jedem der vier Teilnehmer für einen möglichen Pokalsieg sprechen würde.

Die beste Form

Nach zwei Finalniederlagen in Folge kann die Motivation auf den DHB-Pokalsieg kaum höher sein als beim SC Magdeburg. Geht es nach der aktuellen Form, spricht einiges dafür, dass der Titelhunger der Magdeburger am kommenden Wochenende endlich gestillt wird.  

Die Elbstädter konnten nicht nur kürzlich Halbfinalgegner Berlin in der Liga schlagen, sondern waren in den letzten zehn Liga-Spielen so erfolgreich wie kein anderes Team (neun Siege, eine Niederlage gegen die TSV Hannover-Burgdorf). In dieser Zeit stellten sie – wie auch über die ganze Saison gesehen – mit 31,5 Toren bei 50 Ballbesitzen den besten Angriff der LIQUI MOLY HBL. 

Dabei spielen sie weiterhin den klassischen Wiegert-Stil: Kein Team wirft aus so kurzer Distanz im Positionsangriff (durchschnittlich 6,7 Meter). So ist der SCM auch weiterhin auf Kurs, das erste Team aller Zeiten der LIQUI MOLY HBL mit einer Wurfquote von über 70,0 % zu werden. 

Auch defensiv waren die Magdeburger in den letzten zehn Liga-Partien das Nonplusultra. Mit 25.2 Gegentoren pro 50 Ballbesitzen waren sie nochmal um 0,8 besser als in der ersten Saisonhälfte, wo sie bereits die drittbeste Defensive der Liga stellten. Im Vergleich zu den Vorjahren sind es besonders die Torhüter (zweitbeste Paradenquote in der Saison sowie in den letzten zehn Spielen mit 31,4 % bzw. 31,9 %), die das Team nochmal auf ein höheres Niveau heben. 

Der beste Spieler 

Vor wenigen Wochen wurde Mathias Gidsel zum Welthandballer des Jahres 2023 gewählt. Neben seinen Leistungen und Erfolgen mit der dänischen Nationalmannschaft, zeigt der Linkshänder auch in der „stärksten Liga der Welt“ regelmäßig seine Extraklasse. 

In der Torschützenliste der LIQUI MOLY HBL liegt Gidsel mit drei Toren Rückstand auf dem zweiten Rang, im Gegensatz zum führenden Manuel Zehnder hat der Däne allerdings noch keinen einzigen Siebenmeter geworfen. Bei den Feldtoren liegt Gidsel hingegen klar auf dem ersten Rang (7,9 pro Spiel). 

Dabei ist der Däne so effizient wie kein anderer Spieler. Unter allen Spielern mit mehr als 160 Versuchen aus dem Feld, hat er mit 72,4 % die beste Feldwurfquote. Mit 302 Versuchen kommt Gidsel auf den zweithöchsten Wert hinter seinem Teamkollegen Lasse Andersson, hat aber die mit Abstand beste Wurfquote. Eine höhere Wurfquote aht erst wieder Jannik Kohlbacher mit 75,0 %, der allerdings nur auf rund halb so viele Abschlüsse kommt. 

Kein Wunder, dass Gidsel der Dreh- und Angelpunkt in der Füchse-Offensive ist. 26,8 % der Angriffe der Berliner enden mit einer Aktion des Welthandballers. Kein anderer Spieler der LIQUI MOLY HBL kommt auf einen höheren Wert. 

Entsprechend konzentrieren sich die gegnerischen Defensiven voll auf den Dänen, doch trotzdem ist er kaum zu stoppen. Das einzige Team, dem das in dieser Saison einigermaßen gelang, ist ausgerechnet der SC Magdeburg. Lediglich 4,5 Tore pro Spiel gelangen dem Linkshänder gegen den amtierenden Champions League Sieger, so wenige wie gegen kein anderes Team.  

Die besten Torhüter 

Auch wenn der linke Rückraum im Handball gerne als „Königsposition“ bezeichnet wird, ist wohl ohne Frage der Torhüter der wichtigste Spieler einer Mannschaft. Denn weniger als ein Siebtel der Spiele in den letzten beiden Saisons konnte vom Team mit der schlechteren Paradenquote gewonnen werden. 

Das Torhüter-Duo mit der besten Paradenquote in der aktuellen Saison der LIQUI MOLY HBL stellt die SG Flensburg-Handewitt mit 31,9 %. Auch bei der Netto-Paradenquote, die nur Paraden zählt, die zum Ballbesitz der verteidigenden Mannschaft führen, liegen die Norddeutschen mit 28,0 % auf dem ersten Rang. 

Kevin Møller und Benjamin Buric sind das einzige Torhütergespann, das gemeinsam sowohl bei der Feldparadenquote (32,6 %) als auch bei den Siebenmetern (24,7 %) unter den Top drei steht. Auch individuell kommen sie auf starke Werte. Møller hat mit 33,1 % die zweitbeste Paradenquote. Buric steht hier auf Rang sieben (30,0 %), womit er die Beste „Nummer zwei“ (Møller spielt rund 13 Minuten pro Spiel mehr) der Liga ist. 

Nur sieben Torhüterduelle hat das dänisch-bosnische Duo diese Saison verloren. Die höchste Niederlage im Duell der Schlussmänner war jedoch gegen die MT Melsungen am vergangenen Samstag, wo Nebojša Simić allein auf 46,5 % kam und somit 14,1 Prozentpunkte mehr parierte als Møller und Buric.  

Die Außenseiter 

Die MT Melsungen geht als Außenseiter ins Rennen um den DHB-Pokal. Auch wenn die aktuelle Form mit nur elf Punkten aus den letzten zehn Liga-Spielen nicht mit den anderen Spitzenteams mithalten kann, gibt es durchaus Zahlen, die für eine Überraschung sprechen. 

Das REWE Final4 wäre nicht das REWE Final4, wenn es nicht seine eigenen Gesetze hätte. Dass bei dem Finalturnier um den DHB-Pokal die Tagesform einen großen Einfluss hat, zeigt der Umstand, dass in den letzten zehn Jahren kein Team sowohl Meister als auch Pokalsieger werden konnte. Und immerhin vier Mal beendete der Sieger des DHB-Pokals in der gleichen Saison die Liga auf Platz fünf (auf dem die MT aktuell steht) oder sogar schlechter. Die Chancen der MT stehen also gar nicht so schlecht, für eine kleine Sensation zu sorgen. 

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Foto: Klahn