12.03.2024  LIQUI MOLY HBL

Vom Einlaufkind zum Toptalent: Mika Sajenev - als U21-Weltmeister auf den Spuren von Großvater, Vater und Mutter

Die Bühne der letzten Folge der HBL-Nachwuchsserie „Auf dem Sprung“ ist Leipzig, die Stadt im ostdeutschen Bundesland Sachsen, unter anderem bekannt für die spätgotische Thomaskirche, in der der Thomanerchor zu Hause ist. Leipzig steht aber auch jeher für erfolgreichen Handball-Profisport, der SC DHfK Leipzig investiert dafür kontinuierlich in den eigenen Nachwuchs – und das mit Erfolg.  

Insbesondere ein großgewachsener, kräftiger Kreisläufer macht in Leipzig von sich reden, Mika Sajenev (20) tritt in die Fußstapfen seiner Familie, beweist sich nach dem U21-WM-Titel in der Bundesliga, in seinen Träumen schafft das Leipziger Eigengewächs den Sprung in die A-Nationalmannschaft des deutschen Handballbundes.   

Dass der Handballsport zahlreichen deutschen U21-Weltmeistern von 2023 in die Wiege gelegt wurde, belegen nicht nur Nils Lichtlein (Onkel Carsten ist Europameister und HBL-Rekordspieler) oder Renars Uscins (Vater war Zweitligaprofi und lettischer Nationaltrainer), bei Mika Sajenev reicht die Handballtradition sogar zwei Generationen zurück. Großvater Heinz Flacke war ein geachteter Rückraumwerfer beim SC Magdeburg, war vier Jahre in Folge (1971-1974) Torschützenkönig der DDR-Oberliga, sechs Mal bester SCM-Werfer. Die Leidenschaft für den Handball gab Heinz Flacke an seine Tochter Michaela weiter, die unter anderen in Leipzig Handball spielte und dort ihren Mann Vasile Sajenev kennenlernte, einen Handballprofi und Nationalspieler aus Rumänien. 

Bei so viel familiärer Handballleidenschaft lag es nahe, dass „Klein-Mika“, eigentlich schon immer groß, mit 2,03 Metern der Größte im U21-Weltmeisterteam, zum Handball kam. Als Sechsjähriger wurde er Mitglied beim SC DHfK Leipzig, avancierte vom Einlaufkind zum Toptalent, spielte in allen Leipziger Jugendmannschaften, anfangs im Rückraum wie seine Eltern, später als Kreisläufer. „Ich hatte als kleines Kind immer den Traum, Profi-Handballer zu werden. Ich kann mich daran erinnern, als ich mit meiner Mutter 2014 die Nationalmannschaft geschaut habe und sie mich dann gefragt hat, ob es das ist, was ich möchte. Dann habe ich gesagt, das ist das, was ich will“, schaut Sajenev zurück.  

Im Alter von 17 Jahren absolvierte er seinen ersten Bundesligaeinsatz, gehört seit 2021 zum Profikader des SC DHfK Leipzig, wurde dann als Spätberufener Junioren-Nationalspieler – und schließlich 2023 U21-Weltmeister. Seit dieser Saison hat Sajenev ein Zweitspielrecht beim Leipziger Kooperationspartner EHV Aue in der 2. HBL, nach der laufenden Spielzeit heißt es sportlich von der Heimat Abschied zu nehmen, Sajenev wechselt zur HSG Nordhorn-Lingen. 

Mika Sajenev pflegt die enge Bindung zu seinem Großvater – Heinz Flacke war eine wichtige Triebfeder für seine Entwicklung: „Mein Opa spielt eine sehr große Rolle in meinem Leben. Er steht mir immer mit Rat zur Seite, hat mich früher immer zu jeder Trainingseinheit und zu den Spielen gefahren, hat mich abgeholt. Und natürlich kann man sich auch mit ihm immer gut über Handball unterhalten.“ Heinz Flacke, der bis zu seinem 48. Lebensjahr Handball spielte, ist stolz auf seinen Enkel: „Mit zehn Jahren fiel das Talent des Jungen auf. Mika war ein typischer Spätentwickler, aber er hat seinen Weg gemacht und ich bin auf jeden Fall stolz auf ihn. Er ist Weltmeister. Ich schätze ihn so ein, dass er mal ganz oben ankommt.“ Ganz oben stand Sajenev am 2. Juli 2023 auf dem Siegerpodest nach dem U21-WM-Finale gegen Ungarn in der ausverkauften Berliner Max-Schmeling-Halle. Trotz seiner physischen Präsenz beschreiben ihn alle als sehr ruhigen Typen. „Manchmal müsste Mika noch mehr aus sich rausgehen, aber das ist eben nicht sein Charakter“, sagte Junioren-Bundestrainer Martin Heuberger.  

Auf dem Spielfeld lässt er dagegen Taten sprechen – und so steht Sajenev neben Spielern wie Franz Semper oder Niclas Heitkamp für den Leipziger Talent-Weg. „Nachwuchsförderung gehört zur DNA unseres Vereins“, sagt Karsten Günther, in der 17. Saison Geschäftsführer des SC DHfK Leipzig – das beste Beispiel seien die Grundschulaktionen, die bereits begannen, als die Leipziger 2007 noch in der vierten Liga spielten. „Wir haben die Schulen so ausgestattet, dass Handball an der Basis wieder gelebt wird. Und daraus hat sich eine Handball-Akademie entwickelt, die in den letzten Jahren sogar schon dreimal Deutscher Meister war in den U-Mannschaften. Wir haben zudem Jugend- und Junioren-Nationalspieler entwickelt und mit Mika Sajenev und Niclas Heitkamp zwei U21-Weltmeister“, sagt HBL-Präsidiumsmitglied Karsten Günther nicht ohne Stolz.  

Dass der Weg der Talente nicht immer geradlinig ist, sondern, das Karrierekurven ganz normal seien, betont Matthias Albrecht, der Nachwuchskoordinator des SC DHfK: „Nicht jeder schafft sofort den Sprung in die Bundesliga. Es muss Umwege geben und deswegen sind wir froh, dass wir in der Umgebung auch Partnerclubs haben. Insbesondere den EHV Aue, bei dem wir mit dem Zweitspielrecht die Jungs hingeben können, dass sie dort erst einmal die nächste Stufe erreichen und sich dort unter Profi-Bedingungen weiterentwickeln können.“  

Zur ganzheitlichen Karriereplanung gehören in Leipzig auch die wichtigen Themen Schule, Uni und Beruf – vor allem durch die Kooperation mit der Sportschule: „Die duale Karriere zu ermöglichen, ist der wichtigste Aspekt der Sportschulen. Dort haben die Jungs die Möglichkeit, bis zu vier Mal pro Woche am Vormittagstraining teilzunehmen. Sie werden – wie Mika – von der Schule freigestellt, wenn zum Beispiel Lehrgänge anstehen. Sein Abitur wurde so angepasst, dass er die Lehrgänge bei der Nationalmannschaft machen und gleichzeitig sein Abitur schreiben und schaffen konnte. Deswegen ist die Sportschule einer unserer wichtigsten Partner, denn sie verbinden die schulische Ausbildung mit dem Leistungssport“, sagt Matthias Albrecht. 

Der Nachwuchskoordinator des SC DHfK hat die Entwicklung des U21-Weltmeisters hautnah mitbekommen – und schwärmt vor allem von Mika Sajenevs Ehrgeiz: „Sportlich ist er eine Erscheinung, er zeigte auf dem Spielfeld eine hohe Präsenz, aber auch eine relative Ruhe und Abgeklärtheit. Mika ist generell ein sehr ruhiger und zurückhaltender Mensch. Er hat in den letzten Jahren persönlich eine sehr gute Entwicklung genommen. Und er ist sehr zielstrebig, sehr fleißig. Er weiß, wo er hinwill, er weiß, was seine Ziele sind - und da unterstützen wir ihn natürlich.“ 

Und wo will Mika Sajenev hin? „Auf jeden Fall ist irgendwann die A-Nationalmannschaft ein Thema. Ob es schon für die Heim-Weltmeisterschaft 2027 reicht, werden wir sehen. Auf jeden Fall ist das ein großes Ziel - gerade jetzt nach der Heim-EM 2024. Diese Stimmung und Euphorie in den Hallen will ich auf jeden Fall als Nationalspieler auf der Platte miterleben.“ 

Alle Folgen der HBL-Nachwuchsserie sind einsehbar auf dem Youtube-Kanal der HBL.

Die Handball-Bundesliga GmbH bedankt sich insbesondere bei den U21-Weltmeistern für die engagierte Mitwirkung, durch die die Serie zur Nachwuchsförderung möglich wurde. Der Dank gilt auch allen anderen Mitwirkenden in den Clubs.      

Foto: Mhoch4