20.02.2024  LIQUI MOLY HBL

Alte Liebe Ruhrpott – TuSEM Essens U21-Weltmeister Christian Wilhelm bringt frisches Gold in die Ruhrpott-Schmiede

Es gibt Vereine, die leben und atmen pure Handballtradition. Der TuSEM Essen gehört definitiv dazu. In der Blütezeit dreimal deutscher Meister, dreimal DHB-Pokalsieger, dreimal Europapokalsieger. Und neben der Heimat von vielen internationalen Stars war TuSEM auch immer der Entwicklungsverein für Handballer aus dem Ruhrpott oder dem Rheinland wie Peter Krebs, Patrick Wiencek, Thomas Happe oder Julius Kühn. Aktuell spielt die TuSEM in der 2. HBL – und immer noch ist die „Ruhrpottschmiede“ eine der Topadressen für Handballtalente.

#Ausbildungistgoldwert: Teil 8 der HBL-Nachwuchsserie „Auf dem Sprung“ dreht sich um TuSEM als Sprungbrett für einen U21-Weltmeister, der seinen Weg aus dem Norden der Republik über den Westen und den Nordosten in den Ruhrpott fand – und der laut Junioren-Bundestrainer Martin Heuberger als Abwehrchef für den U21-Titel mindestens genauso wichtig war wie Renars Uscins, Justus Fischer, David Späth oder Nils Lichtlein, die mittlerweile allesamt A-Nationalspieler sind. Die Rede ist von Christian Wilhelm (21), der gleich nach dem WM-Titel das nächste Kapitel seiner Karriere aufschlug, mit dem Wechsel von Empor Rostock zu TuSEM Essen.

Christian Wilhelm „Ausschlaggebend war die sportliche Perspektive. Ich war in Rostock bei einem Verein, mit dem wir abgestiegen sind. Ich hatte da schon eine größere Rolle bekommen und wollte mich bei einem etablierten Zweitligisten beweisen, dort eine größere Rolle einnehmen und den nächsten Entwicklungsschritt gehen. Und ich glaube, TuSEM ist dafür bekannt, junge Spieler zu entwickeln und besser zu machen.“ 

Zu diesen Talenten zählen Finley Werschkull und Felix Eißing, die mit Wilhelm in den Nachwuchs-Nationalmannschaften spielen oder wie der ein Jahr ältere Torwart Lukas Diedrich zuvor im DHB-Dress aufliefen. Für Michael Hegemann, in Bottrop geborener Ruhrpottler und seit 2014 als Spieler, Co-Trainer und nun Cheftrainer bei TuSEM, ist der Essener Weg genau der richtige – für Verein und Spieler: „Ich glaube, dass für den TuSEM der Weg nur über die Entwicklung junger Talente geht. Der Verein hat den Beinamen Ruhrpottschmiede und das heißt, wir sind auf der Suche nach jungen, talentierten Spielern, in erster Linie aus der Region, aber auch deutschlandweit und versuchen, sie an die Bundesliga heranzuführen oder ihnen eine Plattform innerhalb der Bundesliga zu bieten, wo sie sich entwickeln können.“

Christian Wilhelm fällt in die zweite Kategorie: Er startete seine Handballkarriere beim TSV Nord Harrislee und wechselte in der D-Jugend zur SG Flensburg-Handewitt. 2019 folgte für den Kreisläufer der Wechsel in die Jugend des TSV Bayer Dormagen, wo er seine ersten Zweitliga-Einsätze hatte, ehe er 2021 in die erste Mannschaft des HC Empor Rostock wechselte, von wo er im Sommer 2023 nach Essen kam. Dort hat sich der eher stille Abwehrchef schnell eingelebt: „Der größte Unterschied zwischen Norddeutschland und dem Ruhrpott ist die Offenheit der Menschen. Die Zeche steht hier in der Region für Bergbau und Tradition, für ehrliche und harte Arbeit und auch für Zusammenhalt. Und diese Werte wollen wir als Mannschaft verkörpern - auf und neben dem Spielfeld. Und deswegen gehören diese Dinge einfach zu Essen: der TuSEM und die Zeche.“

Und umgekehrt haben sie beim TuSEM viel Freude an Wilhelm. Wegen seiner sportlichen Talente, aber auch seinen wichtigsten Charakterzügen: „Christian ist ein absolut mannschaftsdienlicher Spieler. Jemand, der sich für nichts zu schade ist, der unglaublich fleißig ist, der für sein Alter schon sehr reflektiert ist, sich mit seiner Sportart auseinandersetzt, mit dem man sich austauschen kann“, lobt Trainer Michael Hegemann seinen Neuzugang. Denn Wilhelm steht – auch wenn er nicht in der Ruhrpottschmiede ausgebildet wurde - genau für jene Werte, die man bei TuSEM über den Handball hinaus vermitteln möchte: „Jeder, der von der Karriere in der Bundesliga träumt, braucht eine hohe Bereitschaft zu arbeiten. Und dazu gehört eine gewisse Geradlinigkeit, aber auch ein gewisses Maß an Ehrlichkeit. Vor allen Dingen ist es mir wichtig, Persönlichkeiten herauszubilden, weil ich finde, dass wir eben neben dem Sport eine soziale Aufgabe haben“, sagt Hegemann.  

Einer, der Christian Wilhelm noch aus dessen Zeit in Dormagen kennt und jetzt auf der gleichen Position in Essen mit ihm zusammenspielt, ist der 20-jährige Finn Wolfram – und auch der ist voll des Lobes über den U21-Weltmeister: „Christian ist auf jeden Fall ein sehr lieber Junge, der ein sehr großes Herz hat, der alles gibt für den Handball und den Sport. Er wird seine Ziele auf jeden Fall noch erreichen, weil er einer der diszipliniertesten Spieler ist, die ich kenne. Viele können sich ein Beispiel an ihm nehmen, denn er geht immer voran. Er ist ein gutes Vorbild.“ 

Dieses „Vorweg-Gehen“ war schon bei der U21-Weltmeisterschaft das Besondere an Christian Wilhelm, der erst spät, 2022, sein Debüt in der Junioren-Nationalmannschaft gab. „Von der U21-WM habe ich mitgenommen, was es heißt, als Einheit zusammen für ein großes Ziel zu arbeiten und sich dann auch dafür zu belohnen. Jeder hat alles für diesen Erfolg geopfert. Mein persönliches Highlight war knapp zwei Minuten vor Schluss im Finale, als ich dann auch realisiert habe, dass wir mit sechs oder sieben Toren führen. Und dass wir auf jeden Fall den Titel holen und uns für unsere harte Arbeit belohnen.“

Bei TuSEM Essen will Christian Wilhelm Stammspieler werden, sich dann aber auch für höhere Aufgaben empfehlen – auch dieses Ziel formuliert der stille Star eher zurückhaltend: „Ich möchte mich in Zukunft weiter in der Liga etablieren und dann natürlich ein guter Kreisläufer im Angriff, aber auch in der Deckung werden.“ Mit seinem Talent und seiner Einstellung stehen Christian Wilhelm viele Türen offen.

Die aktuelle Folge ist ebenso wie alle übrigen bisher veröffentlichten Folgen der Bewegtbildstaffel zur HBL-Nachwuchsarbeit auf dem YouTube-Kanal der LIQUI MOLY HBL abrufbar.

In den Folge 9 und 10 berichtet die HBL von den Zweitligisten VfL Potsdam und Bayer Dormagen, Bundesligist SC DHfK Leipzig schließt mit Folge 11 die HBL-Nachwuchsserie, in deren Mittelpunkt die amtierenden deutschen U21-Welmeister stehen.

Foto: Mhoch4