24.09.2020  Handball Super Cup

Rückraum-Hoffnung Franz Semper vor dem Pixum Super Cup: „Der THW hat eine gute Mannschaft, aber die haben wir auch“

Franz Semper ist vor dieser Saison von Leipzig zur SG Flensburg-Handewitt gewechselt. Nach zwei Einsätzen in der Champions League, kann der Linkshänder nun in seinem erst dritten Pflichtspiel für die SG seinen ersten Titel einheimsen. Der Pixum Super Cup wäre sein erster Vereinstitel überhaupt. Im Interview spricht Semper über seinen Wechsel, seine neue Aufgabe bei der SG und eine mögliche WM-Teilnahme.

Herr Semper, warum ist Ihr Lieblingsfilm ausgerechnet die ziemlich abgedrehte US-Komödie „Old School“ aus dem Jahr 2003?

Franz Semper (23): Es gibt keinen Film, den ich öfter gesehen habe. Denn der wurde bei meinem Ex-Klub SC DHfK Leipzig nach jedem Auswärtssieg im Bus gezeigt. Und alleine im Aufstiegsjahr 2014/15 gab es in der 2. Liga zehn Auswärtssiege – und danach immer diesen Film. In der 1. Liga wurden Auswärtssiege dann seltener. Ich hoffe, dass sich das nun für mich mit Flensburg ändert.

Sie sind zu dieser Saison aus Leipzig zur SG Flensburg-Handewitt gewechselt. Was gab den Ausschlag?

Semper: Ich weiß, dass ich noch viel lernen muss. Und mir ist von Trainer Maik Machulla und allen Flensburger Klubverantwortlichen generell der Eindruck vermittelt worden, dass das hier für mich möglich ist. Flensburg spielt um Titel, das ist auch mein Anspruch. Daher habe ich hier sehr gerne für drei Jahre unterschrieben.

Kann man in diesem Jahr auf Titel hoffen? Oder ist der THW Kiel, nun Gegner im Pixum Super Cup, nahezu unschlagbar?

Semper: Wir sind die SG Flensburg-Handewitt. Und natürlich haben wir die Qualität, um Titel zu spielen. Das ist hier immer der Anspruch. Der THW hat eine gute Mannschaft, aber die haben wir auch. Wir müssen uns nicht verstecken. Der Pixum Super Cup ist der erste wichtige Titel, den man in der neuen Saison gewinnen kann. Und in der Liga sehen wir uns auch gegen Kiel keineswegs chancenlos.

Sie treten in große Fußstapfen, sind als Linkshänder im rechten Rückraum Nachfolger von Holger Glandorf. Wie viel Respekt haben Sie vor dieser Aufgabe?

Semper: Der Respekt ist natürlich groß. Holger war ein großartiger Spieler. Aber es ist der Lauf der Dinge, dass Karrieren enden und andere Spieler nachrücken. Ich werde mein Spiel weiterentwickeln und auch ein wenig umstellen müssen.

Wie denn?

Semper: In Leipzig ging es mehr über die Mitte, da konzentrierte ich mich stark auf meine eigenen Abschlüsse. In Flensburg wird mit noch mehr Tempo, noch variabler gespielt. Da kommt es in meiner Rolle auch darauf an, dass ich meine Mitspieler einsetze. Mein Partner beim Krafttraining ist unser Mittelmann Jim Gottfridsson. Das ist super für mich, wir tauschen uns viel aus.

Sie haben im Februar 2019 eine Herzmuskelentzündung erlitten, mussten daher pausieren und die körperliche Belastung lange stark einschränken. Zum Beispiel durfte der Puls nicht über 140 liegen. Belastet Sie diese Erfahrung?

Semper: Nein, absolut nicht. Ich bin im Kopf völlig frei. Es ist keinerlei Behandlung mehr erforderlich – und natürlich kann ich meinen Puls längst wieder weit über 140 jagen. So war es ja zum Glück auch ständig in unserer Vorbereitung.

Wenn Corona es erlaubt, dann gibt es eine spektakuläre Handball-Saison mit der WM im Januar 2021 in Ägypten und den Olympischen Spielen in Tokio im August 2021. Schaffen Sie es wieder ins deutsche Aufgebot?

Semper: Das ist mein Ziel. Es kommt einfach darauf an, dass ich mich über meine Leistungen für die SG Flensburg-Handewitt empfehlen kann. Gerade Olympische Spiele sind für jeden Profisportler ein absoluter Höhepunkt. Aber der erste Höhepunkt ist nun der Pixum Super Cup. Endlich geht es wieder los. Ich freue mich total.

Bild: Anderson-Jensen