22.04.2022  DHB-Pokal

„Das Limit ist noch nicht erreicht“: Interview mit HCE-Spieler Christoph Steinert

Der deutsche Nationalspieler wechselte vor der Saison vom SC Magdeburg zurück nach Erlangen und hat direkt voll eingeschlagen. Den HC Erlangen sieht er noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung.

Herr Steinert, der HC Erlangen steht im REWE Final4 2022 um den DHB-Pokal. Das liest sich noch immer ungewohnt. Auch für Sie? 

Christoph Steinert (32): Wir haben auf dem Weg nach Hamburg mit der SG Flensburg-Handewitt und der HSG Wetzlar zwei Teams bezwungen, die in der Bundesliga vor uns stehen. Beide Siege haben wir uns verdient. Deshalb haben wir uns auch die Premiere des HC Erlangen im REWE Final4 verdient. Wir sind sicher der größte Underdog aller teilnehmenden Klubs. Aber unsere Jungs haben alle richtig Bock. 

Im Vorjahr reiste der TBV Lemgo Lippe als „größter Underdog“ in Hamburg an – und als Pokalsieger wieder ab. Eine Inspiration?

Steinert: Das Beispiel Lemgo zeigt, was möglich ist – und dass nichts unmöglich ist. Unser Teamgeist ist allererste Sahne. Unsere Saison verläuft in verschiedenen Phasen. Die Konstanz fehlt etwas.

Sie sind vor dieser Saison von ihrem Halbfinalgegner SC Magdeburg zurück nach Erlangen gewechselt. Warum?

Steinert: Ich habe einst in Magdeburg mein Abitur gemacht, mich dort immer sehr wohl gefühlt. Die Rückkehr nach Erlangen war reizvoll. Ich war von 2017 bis 2019 schon mal hier. Aber als ich nun wieder hierhin kam, war deutlich, wie viel sich hier tut. In der letzten Dekade gab es für den HC Erlangen nur eine Richtung: aufwärts. Aus der 2. Liga in die Erstklassigkeit. Und das Limit ist noch nicht erreicht.

Das heißt? 

Steinert: Erlangen gehört zur Metropolenregion Nürnberg – diese Region hat über vier Millionen Einwohner, in einer strukturstarken Gegend. Für einen ambitionierten, klug geführten Verein wie den HC Erlangen ist hier eine Menge möglich. Unsere Konkurrenten sind nicht andere Handballklubs, sondern eher Fußballvereine wie der 1. FC Nürnberg oder Greuther Fürth. Eishockey spielt in Nürnberg – wo wir ja unsere Heimspiele austragen – auch eine Rolle. Aber das Potenzial für den Handball, das wollen wir nutzen. Dafür ist alleine unsere Qualifikation für Hamburg schon Gold wert.

Wie würden Sie den Erlanger Spielstil beschreiben? 

Steinert: Wir spielen einen robusten Handball, sind körperlich stark. Und wir haben starke Shooter. 

Hat sich das Auftreten durch den Trainerwechsel von Michael Haaß zu Raul Alonso verändert? 

Steinert: Ich habe Michael viel zu verdanken. Er hat meine alten Stärken als Werfer wieder neu belebt. Nun bringt Raúl neue Elemente ein. Er ist ein sehr kreativ arbeitender Trainer. Wir müssen variabler werden, das ist Teil der angestrebten Weiterentwicklung. Das versucht Raul.

Sie selbst sind bundesweit bekannt geworden, weil sie als nachnominierter Nationalspieler bei der EM im Januar nach einem positiven Corona-Test urplötzlich doch negativ getestet wurden  – und dann doch noch mit nicht komplettem Sport-Outfit zu Fuß vom Hotel in die Halle hinterher hetzten. BILD schrieb von ihrem „irren Unterhosen-Geheimnis“.

Steinert: Ja, diese Überschrift hatte ihre Wirkung. Liest sich lustig. Aber die unfassbar vielen Corona-Fälle waren nicht lustig. Wir hoffen sehr, dass wir beim REWE Final4 keine derartigen gesundheitlichen Hürden zu nehmen haben. Wir freuen uns alle total auf Hamburg. Natürlich auch unsere Fans, die massenhaft in Blau und Rot anrücken werden.

Foto: Schips