10.04.2023  LIQUI MOLY HBL

Klarer Heimerfolg: Erlangen besiegt Tabellenschlusslicht Hamm

Der HC Erlangen konnte gegen den den ASV Hamm-Westfalen, Tabellenletzter der LIQUI MOLY HBL, einen deutlichen 37:27 (16:14)-Heimsieg feiern. Wurde es nach einem starken Beginn der Erlanger vor der Pause zwar noch einmal knapp, zog der HCE dann in der zweiten Halbzeit spielentscheidend davon und ließ Hamm keine Chance. Bester Torschütze der Partie in der Arena Nürnberger Versicherung war Nationalspieler Christoph Steinert mit elf Treffern.

Ein wenig Magie, große Begeisterung, ausgelassene Freude und zwischenzeitig ein bisschen Spannung: Es war wie ein Nachmittag auf dem Rummelplatz - so fühlte sich dieser Ostersonntag in der ARENA NÜRNBERGER Versicherungen an. Im Scheinwerferlicht schien bereits mit Anwurf der Bundesliga-Begegnung der HC Erlangen seinen traurigen Gast, das auswärts in zwölf Partien bislang punktlose Ligaschlusslicht des ASV Hamm-Westfalen, am Nasenring wie das Kuriositätenkabinett unter Gejohle durch die Arena zu führen.

8:2 stand es bereits nach etwas mehr als elf Spielminuten, sogar Nikolai Link hatte als Showeinlage des Nachmittags bereits sein viertes Saisontor erzielt. Das sorgte für besondere Herzwärme auf den mit über 4000 Zuschauern gut gefüllten Rängen: Link, seit über zwölf Jahren im Verein und seit einigen Spielzeiten fast ausnahmslos im Innenblock im Einsatz, hat in dieser Woche bekanntlich seinen Vertrag noch einmal verlängert. Ja, es schien sich bis dahin wirklich alles beim HC Erlangen mit ganz besonderer Lockerheit in Jubel, Trubel, Heiterkeit aufzulösen - fast ein kleines Wunder, dass nicht am Spielfeldrand noch der Ex-Erlanger Stefan Bauer, mittlerweile in Diensten des ASV Hamm und mit einem Körper wie ein Baum versehen, gegen die Meistbietenden kurzerhand in einen Preisboxer-Ring stieg. Oder Christoph Steinert sich einen schwarzen Zylinder aufsetzte, in einen Frack schlüpfte und weiße Tauben vom Siebenmeterpunkt flattern ließ. Es lief alles derart nach Rummelplatz-Plan, dass Erlangen im Grunde nur der knallblaue Osterhimmel noch auf den Kopf fallen konnte. Doch genau das drohte nun in der Folge, als Gästetrainer Michael Lerscht tief in die Taktik-Trickkiste griff.

Seine Umstellung auf Sieben-gegen-Sechs-Überzahlspiel fruchtete gerade deshalb anfangs so gut, weil Hamm das sehenwerte Kunststück vollbrachte, bereits nach zwölf Minuten noch ein wenig freier als ohnehin schon aufspielen zu können. Bis dahin hatte der Gast gerade einmal drei Torwürfe zustande gebracht. Nun aber faste er erstaunlich Mut. Nach sieben Minuten ohne Treffer gelang das 3:8, Felix Hertlein im Gästetor parierte kurz darauf die ersten Male gegen Bialowas, der den angeschlagenen Bissel ersetzte, sowie gegen Zechel. Und obwohl HCE-Keeper Bertram Obling bei 37 Prozent gehaltenen Würfen auf sein Tor stand, kroch nun der ASV Hamm Stufe für Stufe heran wie eine Anaconda der Schlangenbeschwörerin. Erneut vergaben Bialowas und Zechel - nun war es wieder Erlangen, das erstaunliche vier Minuten ohne Heimtor blieb. „Das waren bedenkliche Minuten“, fasste Nikolai Link später treffend zusammen, „wir haben vier, fünf Hundertprozentige vergeben und angefangen zu viel zu überlegen.“ Auch in Person von Steinert - der ja Woche für Woche auf dem HCE-Rummelplatz eine ganz eigene Schießbude betreibt: Vladimir Bozic entschärfte einen Siebenmeter samt Nachwurf vom Erlanger Nationalspieler. Als zu diesem ungünstigsten Zeitpunkt Sebastian Firnhaber auch noch eine Clownnummer gab und einen erst herausgefangenen Ball noch gegen seinen Fuß springen ließ, stand es nur noch 14:13. Als „Flamme“ unmittelbar vor der Pause statt ins leere Tor neben das Hamm-Gehäuse zielte, lachte niemand mehr: mit einem knappen 16:14 ging es in die Pause.

Auch aus der Kabine kamen die Gäste noch heraus wie kurz zuvor vom Magier verzaubert: Fabian Huesmann mit beeindruckender Treffsicherheit steuerte vom Siebenmeterpunkt das 15:16 und 16:16 bei - als wäre nicht alles schon kurios genug, war die Partie nun wieder völlig offen. Bialowas und Jeppsson aus dem Feld, von der Siebenmeterlinie immer wieder Steinert - der HC Erlangen setzte seinen entgleisten Zug endlich wieder zurück auf die Schienen (23:18, 39. Minute). Es war fast bemitleidenswert, wie schnell Hamm nun wieder ins Hintertreffen geriet - fast so, als wäre eine Hochseilartistin federleicht aus luftigen Höhen krachend hinunter ins Fangnetz gestürzt. Kompromisslos verteidigte Erlangen nun Angriff für Angriff, fing zahlreiche Pässe ab und zwang Hamm immer wieder zu technischen Fehlern. „Es tut weh“, verriet Gästecoach Lerscht später sehr aufgekratzt, „dass wir nun wieder mit so einem Ergebnis nach Hause fahren. Aber gute zwanzig Minuten reichen in Erlangen nicht aus, um etwas mitzunehmen.“ Rasend schnell ging es nun in die Gegenrichtung, mit einem 10:2-Lauf und großartigem Tempospiel machte der HCE aus einem 16:16 ein 26:18 - man vermisste fast ein wenig das Feuerwerk. Auch Ricco Wolf, der tapfere Teammanager, hatte sich dazu nicht mit einer Kanone todesmutig über das Feld schießen lassen. Als der starke Marian Orlowski endlich wieder einmal ins Erlanger Tor traf, war das zuvor seiner Mannschaft neun lange Minuten nicht mehr gelungen (43.).

Die Partie war nun tatsächlich „sehr, sehr schnell entschieden“, wie Michael Lerscht bitter zur Kenntnis nehmen musste. Doch Zirkusdirektor Raul Alonso hatte fürs Erlanger Publikum noch einen Trumpf im Ärmel: Mit Klemen Ferlin schickte er jetzt einen als Handballtorhüter verkleideten Zimmermann ins Heimtor, der sogleich damit begann, selbiges nach allen Regeln der Kunst zu vernageln und abzudichten. Dem slowenischen Nationaltorhüter gehörte nun die letzte, große Aufmerksamkeit der Schlussvorstellung - sehenswert parierte Ferlin in der letzten Viertelstunde acht Torwürfe der Gäste, darunter zwei Siebenmeter. Die Uhr stoppte so mit einem 37:27-Endstand, dem bislang höchsten Sieg des HC Erlangen in dieser Bundesligasaison. „Wir hatten Ende der ersten Hälfte plötzlich viel, das schlagartig gegen uns lief“, sagte Nikolai Link erleichtert, „ich fand es gut, dass wir trotzdem so cool geblieben sind.“

Statistik:

HC Erlangen: Obling, Ferlin; Steinert 11/8, Olsson 6, Bialowas 3, Büdel 3, S. Firnhaber 3, Heiny 3, Metzner 3, Jeppsson 2, Kurch 1, N. Link 1, Zechel 1, Fäth

ASV Hamm-Westfalen: Hertlein, Bozic; Huesmann 8/5, Orlowski 6, Patrail 4, Sawwas 2, Wieling 2, Dayan 1, Meschke 1, Schulze 1, Zintel 1, von Boenigk 1, Fuchs, Petzewofsky, Bornemann, Bauer

Quelle: HC Erlangen / Foto: Zink