29.05.2023  LIQUI MOLY HBL

European League: Füchse Berlin setzen deutsche Dominanz fort, Wiede wird MVP

Mit vereinten Kräften halfen sie ihrem verletzten Kapitän Paul Drux aufs Siegerpodest, nahmen freudestrahlend die Goldmedaillen und die Trophäe entgegen und feierten mit den mehreren hundert mitgereisten Fans den Titel: Die Füchse Berlin haben in der Flensburger Campushalle die lange deutsche Erfolgsgeschichte in der European League/EHF-Pokal um ein Kapitel verlängert.

Am Sonntagabend zeigte die Mannschaft von Jaron Siewert eine ab der 20. Minute überragende Leistung im Finale gegen das spanische Überraschungsteam von BM Granollers, lag phasenweise mit neun Toren Vorsprung in Führung und gewann am Ende 36:31.

Einen Tag zuvor hatten die Berliner ihr Halbfinale gegen den früheren Champions-League-Sieger Montpellier – ebenfalls nach einer deutlichen Steigerung nach dem Wechsel – mit 35:29 gewonnen. Granollers hatte ein rein deutsches Finale durch den 31:29-Halbfinalsieg über FRISCH AUF! Göppingen verhindert. Am Sonntag sicherten sich die Schwaben Platz drei durch einen hart umkämpften 33:29-Erfolg gegen Montpellier im Platzierungsspiel.

Die Füchse waren vor dem Finale also gewarnt gewesen, schließlich hatte Granollers im Viertelfinale die SG Flensburg-Handewitt rausgeworfen und so den Heimauftritt des Finalturnier-Gastgebers verhindert. Auch wenn die SG nicht am Start war, war die Campushalle fast ausverkauft.

Die Füchse lagen im Finale anfangs hinten, legten dann aber mit einem 6:0-Lauf vor der Pause den Grundstein zum Sieg, setzten sich dann schnell auf 20:13 ab – und hatten von nun an die Partie unter Kontrolle. Nach den Siegen im EHF-Pokal in 2015 und 2018 war es der dritte europäische Titel für die Füchse.

„Es ist schön, dass die Trophäe nach fünf Jahren Pause wieder in Berlin ist“, sagte DHB-Nationalspieler Fabian Wiede, der zum MVP des Finalturniers in Flensburg gewählt wurde: „Ich war schon überrascht über die MVP-Trophäe, aber viel wichtiger ist der Erfolg mit der Mannschaft. Dieser Europapokal-Erfolg war eines unserer wichtigsten Saisonziele und das haben wir erreicht.“ In der LIQUI MOLY HBL liegen die Füchse drei Spieltage vor Saisonende auf Rang drei, vier Punkte hinter dem THW Kiel und zwei Zähler hinter dem SC Magdeburg.

Die Füchse krönten ihre überragende European-League-Saison absolut verdient mit dem Titel, 15 von 16 Spielen hatten die Berliner gewonnen, nur das Viertelfinal-Hinspiel gegen Schaffhausen (Schweiz) verloren. „Dieser Titel bedeutet mir, der Mannschaft, dem Verein, den Fans, ganz Berlin unglaublich viel. Wir hatten so viel investiert. Als junger Trainer am Anfang seiner Karriere ist das genial, es war schließlich meine erste Trophäe mit den Füchsen, nachdem wir vor zwei Jahren das Finale noch gegen Magdeburg verloren hatten. Ich denke, wir alle haben diesen Titel auch verdient, jeder Spieler hat beim Finalturnier seine Rolle gespielt.“

Im Halbfinale war der frisch gekrönte Bundesliga-Rekordtorschütze Hans Lindberg mit acht Treffern bester Werfer der Berliner, im Endspiel war es sein dänischer Landsmann Lasse Andersson mit sieben Toren, zudem zeigte auch WM-MVP Mathias Gidsel einige magische Momente und Torwart Dejan Milosavljevic wehrte zahlreiche wichtige Würfe ab.

Nach einjähriger Pause – Magdeburg hatte das Finale 2022 in Lissabon gegen Gastgeber Benfica nach Verlängerung verloren – ist die zweitwichtigste Europapokaltrophäe somit wieder in Deutschland. Seit 2013 wird der Sieger von EHF-Pokal/European League in einem Finalturnier ermittelt und mit Ausnahme von 2022 und 2014 (Pick Szeged aus Ungarn) kam der Sieger immer aus der LIQUI MOLY HBL: Zum Auftakt die Füchse, je zweimal Berlin und Göppingen (2016/2017), dann Kiel (2019) und schließlich Magdeburg (2021). Seit 2004 kommen 17 der 19 Titelträger aus Deutschland – eine echte Dominanz. Und der Füchse-Triumpf in Flensburg bedeutet auch, dass die LIQUI MOLY HBL in der Saison 2023/24 einen zusätzlichen Startplatz in der European League hat. Neben zwei Champions-League-Plätze werden also vier deutsche Mannschaften in diesem Wettbewerb antreten, das bestätigte die EHF am Sonntag.

Foto: Anderson-Jensen