20.12.2020  LIQUI MOLY HBL

Rhein-Neckar Löwen zittern sich zum Heimsieg - Martin Schwalb: "Handball ist ein Spiel, das bis zur letzten Sekunde spannend sein kann, das war es heute"

Das Löwenduell ging am frühen Nachmittag mit 24:23 (13:9) knapp an die Hausherren und hatte eine irre Schlussphase zu bieten. Nach einer starken zweiten Halbzeit hatten die Gäste in der letzten Minute die Chance zum wohl verdienten Ausgleich, kamen aber nicht mehr zum Abschluss. Die Stimmen zum Spiel:

Martin Schwalb (Trainer Rhein-Neckar Löwen) ...

... über Oliver Roggisch (Sportlicher Leiter Rhein-Neckar Löwen), der in Quarantäne ist (vor dem Spiel): „Ich werde ihn vermissen, aber was soll ich machen. Oli ist ein ganz wichtiges Mitglied dieser Gemeinschaft und nimmt mir viele Dinge ab. Mir wäre wohler, er wäre dabei.“

… zur Spannung in den Schlussminuten: „So macht es Spaß, das ist schön. So muss es sein. Handball ist ein Spiel, das bis zur letzten Sekunde spannend sein kann, das war es heute. Und da fühle ich mich pudelwohl, wenn ich ehrlich bin.“

… zum Spiel: „Wir haben gewonnen und sollten auch nicht anfangen zu denken, wir hätten nicht gewonnen. Die Jungs haben in den letzten Minuten eine super Qualität gezeigt, gut dagegen gehalten in der Abwehr und den Bergischen HC, der im Aufwind war, zu leichten Fehlern gezwungen. Die erste Halbzeit müssen wir mehr ausquetschen, da waren wir die deutlich bessere Mannschaft. Das haben wir nicht gemacht, sondern klare Chancen liegengelassen und blöde Fehler gemacht. Dann hast du den Gegner im Spiel der sich sagt, vielleicht kommt man nochmal ran. Und das hat heute funktioniert und dann wird es für uns ein zähes Spiel. Sie hatten auch psychologisch nichts zu verlieren und mit der Situation müssen wir besser umgehen, da müssen wir draus lernen.“
 … zum Leistungsabfall in Halbzeit zwei: „Wir nutzen die freien Chancen nicht, haben nicht mehr die Ballgeschwindigkeit. Unsere Spielzüge funktionieren erst sensationell, in der zweiten Halbzeit trauen wir uns dann nicht mehr so richtig. Aber das passiert uns genauso wie anderen auch. Handball ist kein Spiel, das nur in eine Richtung geht, und das haben wir heute wieder gesehen.“

Sebastian Hinze (Trainer Bergischer HC) ...


... zum Spiel: „Wir können über den Schluss diskutieren oder wir nehmen das Wesentliche, das war die erste Halbzeit. Das war der Knackpunkt.

… zur Halbzeitansprache: „Wir haben gesagt, dass wir mit unserer Leistung nicht einverstanden sind und dass wir das besser können. Dass wir bei den Sachen, die wir machen wollten, auch gesehen haben, dass sie funktionieren. Aber wir hatten zu wenig Bewegung im Angriff, zu wenig Mut in den Zweikämpfen und dadurch kamen Abschlüsse zu Stande, bei denen wir nicht die nötige Überzeugung hatten. Das Problem war, dass wir mit Ball standen und uns zu wenig bewegt haben. Ich hatte von Anfang an eigentlich das Gefühl, dass unser System auch gegen die Rhein-Neckar Löwen funktioniert und dass sie heute auch angreifbar sind.“

… über Linus Arnesson, der im zweiten Durchgang nicht mehr zum Einsatz kam: „Ich war nicht unzufrieden mit ihm. Es ist so, dass wir in dieser Formation mit Babak und Stutzke spielen wollten, weil wir den Innenblock isolieren und mit mehr Speed in die Zweikämpfe kommen wollten.“

… zum Ballverlust kurz vor Schluss: „Kåre kommt nicht weg und dadurch ist David Schmidt nicht in der Isolation. Ich denke man sieht auch, dass er nicht weglaufen konnte, weil er gehalten wird. Aber ich denke, das ist dann so und wir dürfen dann auf jeden Fall nicht den Ball wegwerfen.“

 

Lukas Stutzke (Bergischer HC) …

…zum Spiel: „Ich würde sagen, in der ersten Halbzeit verwerfen wir zu viele Dinger und machen zu viele einfache Fehler. In der Abwehr stehen wir gar nicht schlecht, aber bringen uns selbst in die Bredouille und lassen die Löwen Konter laufen. In der zweiten Hälfte wollten wir dann mehr Mut und mehr Schnelligkeit reinbringen und ich denke, das ist uns gelungen. Dadurch konnten wir aufholen, am Ende hat es aber leider nicht geklappt.“



Jörg Föste (Geschäftsführer Sport Bergischer HC) ...

... zur Vereinssituation unter Corona-Umständen (in der Halbzeitpause): „Die Situation ist für alle Klubs natürlich eine völlig andere als in normalen Spielzeiten. Es gleicht einem Irrgarten, einem Labyrinth, aus dem man herausfinden muss, wobei alle Klubs einen unterschiedlichen Weg finden müssen. Die Voraussetzungen sind nicht an allen Standorten gleich und die Herausforderungen sind groß. Ich habe aber die Vermutung, dass die Klubs allesamt auf einem sehr guten Weg sind, auch in dieser schwierigen Lage Lösungen zu finden, zumindest bis Ende Juni. Wir werden die Saison zu Ende spielen. Das ist die Anforderung, die wir alle haben, und dafür machen wir das, was wir tun.“



Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen) ...

… zur zweiten Halbzeit: „Das war nicht nur die Schlussphase, sondern die gesamte zweite Halbzeit, in der wir nicht so zum Zug gekommen sind wie in der ersten. Wir haben mit viel weniger Druck in die Tiefe gespielt und der BHC hat das natürlich auch richtig stark gemacht. Da hatten wir unsere Probleme mit.“

… über die Leistung seines Teams: „Meiner Meinung nach müssen wir in der ersten Halbzeit schon höher führen und besser mit unseren Chancen umgehen. Das ändert aber nichts daran, wie wir in der zweiten Halbzeit aufgetreten sind, in der wir viel zu wenig Eins-gegen-Eins-Situationen gewonnen haben.“

Sky Experte Pascal Hens...

... über seine Wunsch-Abwehr für die WM (vor dem Spiel): „Ich habe mir gedacht, man muss ja auch mal ein bisschen überraschen und komplett anders rangehen mit jungen, hungrigen Leuten. Auf Halb mit David Schmidt und Johannes Golla, Christian Dissinger hinten in der Mitte. Uwe Gensheimer vorgezogen, damit er vorne schnell weg sein kann und Philipp Weber auf Linksaußen als guter Gegenstoßspieler. Timo Kastening ist für mich auf Rechtsaußen die Nummer eins und mein alter Weggefährte Jogi Bitter im Tor."



...zum Spiel: „Großen Respekt an den Bergischen HC, der hier ein geiles Spiel gemacht hat, aber am Ende ein bisschen Angst vor der eigenen Courage hatte. Sie hätten sich einen Punkt hier verdient gehabt, aber es ist kein Wunschkonzert und am Ende können sich die Rhein-Neckar Löwen freuen.“


… zum Zweikampf in den Schlusssekunden: „Man sieht, dass es ein leichter Kontakt ist und man kann sagen, dass es ein Freistoß ist. Aber das ist keine Situation, in der er auf das Tor werfen könnte. Er wollte da prellend durchgehen in einer Situation, wo man eher Pässe spielt. Vielleicht ist es ein Freiwurf, aber aus der Situation natürlich auch aussichtlos.“


… über die zuletzt schwankenden Leistungen der Rhein-Neckar Löwen: „Es gibt keinen, der da ein bisschen Stabilität reinbringt. Wenn die Abwehr gut steht und sie ihre Gegenstöße laufen, dann ist alles gut. Aber wenn die Gegner dann keine technischen Fehler machen und die Chancen nutzen, dann kommt das alles ins Rattern und dann läuft es vorne nicht mehr und der Kopf fängt an zu arbeiten. Und heute haben sie Glück, dass sie mit einem Tor gewonnen haben.“

 

Quelle: SID

Foto: Binder