04.02.2024  DHB-Pokal

Zweitligist Lübbecke verpasst Sensation: Melsungen fährt nach Köln

Es ist vollbracht. Die MT Melsungen wird am Wochenende des 13. und 14. April beim REWE Final4 in Köln um den DHB-Pokal spielen. Zum fünften Mal steht der nordhessische Handball-Bundesligist damit im Halbfinale dieses Wettbewerbs. Im Viertelfinale beim TuS N-Lübbecke gelang den Nordhessen nach 60 hart umkämpften Minuten ein 30:28 (16:13)-Erfolg. Der Außenseiter aus Lübbecke zeigte dabei eine aufopferungsvolle Vorstellung und konnte sich nach Spielende trotz verpasster Sensation von den heimischen Fans feiern lassen.

Der 4:1-Lauf des TuS N-Lübbecke vom 17:20 (37. Minute) zum 21:21 (43.) mündete in jenen Moment, wo das Lübbecker Viertelfinal-Pokalspiel am Samstagabend vor 2.356 Zuschauern hätte kippen können – zugunsten der Gastgeber gegen den hoch favorisierten Erstligisten der MT Melsungen. TuS-Kapitän Jó Gerrit Genz hatte zum Ausgleich eingenetzt und Lübbecke war nach einem technischen Fehler der Gäste erneut in Ballbesitz gekommen, die Chance zur Führung war gegeben. Ein Fehlpass der Hausherren und eine TuS-Zeitstrafe aber waren dann die Folge. Etwas später traf im Nachwurf (nach Katsigiannis-Parade) Melsungens bester Spieler des Abends – Elvar Örn Jonsson – zum 22:26 in der 55. Spielminute, es war die Vorentscheidung oder gar mehr. Der TuS N-Lübbecke zeigte eine sehr gute Leistung, eine Sensation gegen die Nordhessen lag im Bereich des Möglichen. Schließlich ging es 28:30 (13:16) aus. 

Das Viertelfinale erreicht hatten die Haaß-Schützlinge – hier noch mal für die Statistiker zusammengefasst – mit einem 28:24 zuhause gegen GWD Minden, dem 29:27 daheim über HBW Balingen-Weilstetten und im Dezember dank eines 36:28-Erfolges beim VfL Eintracht Hagen. Der nächster „Aufschlag“ in der Liga ist am kommenden Samstag, 10. Februar, 18 Uhr, beim Duell in der MERKUR Arena gegen den TV Hüttenberg.

Viermal in Führung lagen die Lübbecker in der Anfangsphase am Samstagabend. 1:0 (1., Hangstein per Siebener), 3:2 (5., Dräger nach tollem Assist), 4:3 (6., Wieling von Rechtsaußen) und 5:4 (6., Hangstein erneut vom Punkt) waren die Torschützen und Resultate. Zudem hielt Leon Grabenstein einen Siebenmeter gegen Kastening (4.). Der Zwischenstand vom 8:13 (18.) zwang TuS-Coach Michael Haaß dann aber zur ersten Auszeit. Fynn Hangstein verkürzte in der Schlusssekunde vor der Pause auf 13:16.

Über die wichtigsten Momente im zweiten Durchgang ist anfangs schon geschrieben worden. 5 seiner 8 Paraden – insgesamt auch zwei gehaltene Siebenmeter – gelangen Nikolas Katsigiannis nach dem Seitenwechsel. „Katze“ war in der 17. Spielminute für Leon Grabenstein ins TuS-Gehäuse gekommen. Vor dem erwähnten 4:1-Lauf hatten die Lübbecker nach ihren Toren vier sehr rasche und erfolgreiche Tempogegenstöße der Melsunger zulassen müssen. So neutralisierten sich TuS und MT vom 14:17 (34.) zum 17:20 (37.).

TuS-Mannschaftskapitän Jó Gerrit Genz hatte knapp nach Spielschluss weniger im Blick, dass der TuS ein sehr gutes Spiel auf die Platte gebracht hatte, sondern die Nr. 2 sprach von einer „schmerzhaften Niederlage, schöne Niederlagen gibt es für mich nicht“. Dass die vielen TuS-Anhänger die „Rothemden“ gefeiert hätten, „macht uns aber trotzdem stolz und wir bedanken uns bei den Zuschauern, dass sie unseren Kampf so prima anerkennen“. Die Sensation sei „möglich gewesen“, vor allem als „Katze ganz wichtige Bälle abwehrt“. Es seien Mitte der 2. Halbzeit „von uns ein paar Nadelstiche zu wenig“ gekommen.    

TuS N-Lübbeckes Sportlicher Leiter Rolf Hermann gefiel das „Gesamtpaket an diesem Abend“! Zuschauer, Trainer, Spieler, Betreuerstab hätten „als Team eine Einheit“ gebildet. „Das war einfach eine sehr ordentliche Performance!“ Man wolle „in Richtung unseres Gegners zudem aber auch klar anerkennen, dass bei Melsungen vor allem Torwart Nebojsa Simic mit 13 Paraden und Elvar Örn Jonsson mit seinen 10 Treffern einen Unterschied gemacht haben“. Eine ganze Reihe der TuS-Spieler hätten nach Spielschluss die Köpfe hängen lassen. Dazu gebe es „aber keinen Grund“.

Stimmen zum Spiel:

Michael Haaß (TuS N-Lübbecke): „Es war unser Traum, wir hatten sehr gehofft, das Top-Ereignis Final Four zu erreichen. Jetzt ärgere ich mich schon ein bisschen, denn wir haben heute Abend nicht viel falsch gemacht. Die Jungs haben über 60 Minuten ganz klasse gekämpft und die Kulisse war auch bestens. Trotzdem liegen wir im ersten Durchgang bei 8:14 mit sechs Treffern im Rückstand. Wir trafen auf massige Erstliga-Leute, die zu zu vielen einfachen Toren kamen. Meine Jungs fighteten aber zurück, wir bleiben im Spiel, könnten beim Stand von 21:21 in Führung gehen… Insgesamt war bei beiden Teams die Freude am Handballspiel zu sehen. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, die heute einen Klasse-Auftritt gezeigt hat. Das kann schon ein Signal für den weiteren Verlauf der Zweitliga-Saison sein.“

Roberto Garcia Parrondo (MT Melsungen): „Ich darf dem Trainerkollegen und der Mannschaft des TuS N-Lübbecke zu dieser Leistung gratulieren. Der TuS hat ein sehr gutes Spiel abgeliefert und es uns schwer gemacht heute Abend. Wir wussten, dass Nettelstedt zuhause Intensität zeigen kann. Insgesamt bin ich aber auch mit uns zufrieden – das Final Four ist erreicht! Die erste Halbzeit war gut für die MT, Mitte der 2. Halbzeit aber hatten wir Probleme, als der TuS aufschließen konnte. Gegen Ende können wir dann wieder relaxter agieren.“

Quelle: TuS N-Lübbecke / Foto: Kaesler