29.08.2022  Handball Super Cup

Meister SC Magdeburg: Mit Power und Beweglichkeit zum nächsten Titel?

Acht. Fünf. Vier. Drei. Drei. Drei. EINS. Seit Bennet Wiegert im Laufe der Spielzeit 2016 das Traineramt beim SC Magdeburg übernommen hat, zeigt diese Zahlenabfolge der Tabellenplatzierungen, was für einen grandiosen Weg der Klub seitdem eingeschlagen hat. Zudem spielt der SCM unter Wiegert in jedem Jahr international (2016, weil der DHB-Pokal gewonnen wurde).

Nun geht Wiegert in seine siebte komplette Saison, wird es das sprichwörtlich „verflixte siebte Jahr“? Oder setzt sich der Erfolgskurs fort? Wiegert hätte so oder so reichlich Grund, sich stolz auf die Schulter zu klopfen und in Euphorie zu baden. Aber er sagt: „Die Euphorie ist schnell verflogen.“ Das überrascht. Aber nur die, die Wiegert nicht kennen. Er ist mehr Denker als Träumer, in Handball-Dingen eher akribisch als romantisch. Daher war die Kohlensäure aus den Flaschen mit Meister-Schampus kaum entwichen, als der Erfolgs-Coach schon wieder nach vorne blickte.

Ob die Operation Titelverteidigung in der LIQUI MOLY HBL klappt, das wird sicher im Duell um den Pixum Super Cup gegen Pokalsieger THW Kiel noch nicht entschieden. Aber es mag gleichwohl einen Hinweis geben, wie die Saison laufen könnte.

Denn so souverän der SCM in der Vorsaison auch Meister wurde, die große Frage (für Wiegert und die ganze Liga) ist: ist die Erfolgsformel des SCM geknackt?

Das liegt an Kiel. Genauer: am 28:21-Erfolg des THW im April im Finale um den DHB-Pokal. Denn da gelang es dem THW, Magdeburg seiner Stärken zu berauben: Kiel erlaubte kaum schnelles Spiel über Außen, unterband die Anspiele zum Kreis – zwang den SCM so, aus der Distanz den Torerfolg zu suchen. Das aber ist nicht das Spiel des SCM.

Aus dem nahen Rückraum hat der SCM in der Vorsaison 331 Treffer erzielt – Ligaspitze. Die meisten Siebenmeter holte das Team auch heraus (131). Aber aus dem hinteren Rückraum gelangen nur 159 Liga-Treffer. Das ist der fünftschlechteste Wert aller Teams in der Vorsaison in der LIQUI MOLY HBL. Zum Vergleich: Kiel (233 Tore) und Flensburg (235 Tore).

Wiegert kennt diese Statistik natürlich. Trotzdem bleibt er seiner Linie treu: Power-Handball, flink und bissig. Beweglicher sein als die Konkurrenz – das ist sein Credo. Daher gibt es auch zur Spielzeit 2022/23 keinen neuen Rückraum-Kanonier, der die Torgefahr aus der Distanz erhöhen könnte. Stattdessen kommt von GWD Minden mit dem Schweizer Nationalspieler Lucas Meister (25) ein neuer Kreisläufer. 

Von noch zentralerer Bedeutung ist der Wechsel im Tor: Jannick Green ging zu Paris St. Germain. Daher holte Wiegert den Schweizer Nationaltorwart Nicolas Porter (28) von Chambery Savoie HB. Der wurde in der französischen Liga in der Vorsaison als bester Torwart ausgezeichnet. 2018 hatte der Sohn des 2020 verstorbenen ehemaligen jugoslawischen Handball-Weltmeisters Zlatko Polter mit Montpellier die Champions League gewonnen. Ein Siegertyp. Damit passt er gut zum SC Magdeburg.

Foto: Popova