30.08.2021  Handball Super Cup

Pixum Super Cup: Christian Schwarzer mit einem Blick zurück und nach vorn

Der Pixum Super Cup mag nicht der wichtigste Titel der Saison sein. Aber diese Partie zwischen Meister und Pokalsieger hat als Auftakt der jeweiligen Spielzeit erhebliche Bedeutung. Wo stehen wir? Wo steht die Konkurrenz? Wie fit sind wir? Was müssen wir noch verbessern? Es gibt erste Antworten auf diese Fragen. Aber vor allem: mit dem Pixum Super Cup geht es endlich wieder los! Darauf freut man sich immer. Als Profi und als Fan.

Dieses Duell zwischen dem THW Kiel und dem TBV Lemgo Lippe bietet für mich einen willkommenen Anlass, um in Erinnerungen zu schwelgen und ein paar Thesen als Saisonausblick zu wagen.

Erlauben Sie mir eingangs einen Blick zurück. Ich habe von 2001 bis 2007 für den TBV Lemgo gespielt. Beim bislang letzten Super Cup von Lemgo war ich dabei. 2003 gewannen wir als Meister mit 32:28 gegen Pokalsieger SG Flensburg-Handewitt. 2002 hatten wir mit Lemgo als Pokalsieger den Meister THW deutlich mit 34:26 bezwungen.

Das war die Zeit, als der TBV Lemgo die “schnelle Mitte” im deutschen Handball salonfähig gemacht hat. Dieses seitdem zentrale Element des Handballs hat der TBV in der HBL praktisch eingeführt. Seitdem ist viel Zeit vergangen - und die Gewichte im deutschen Handball haben sich Richtung THW verschoben. Kiel ist mein klarer Favorit auf den Meistertitel und auch Favorit, den Pixum Super Cup zu gewinnen. Dennoch erwarte ich ein spannendes Spiel als Auftakt zu einer spannenden Saison.

In acht von zehn Spielen gewinnt der THW gegen Lemgo, aber wer Lemgos Pokalsieg gegen Kiel vorausgesagt hätte, dem wäre unterstellt worden, “nicht alle Latten am Zaun zu haben”. Aber Lemgos Trainer Florian Kehrmann ist ein “Bessermacher”. Unter ihm rufen die Spieler nahezu konstant das Maximum ihrer Möglichkeiten ab. Zudem baut er diese Möglichkeiten aus. Ein Lukas Zerbe geht leistungsmäßig durch die Decke. Gedeon Guardiola spielt plötzlich richtig gut am Kreis. Das Torwart-Doppel wird immer stärker. Das sind nur einige Beispiele.

Mein Sohn Kian ist nun auch zum TBV gewechselt. Dort kennt er sich aus, hat in der Stadt bereits sechs Jahre gelebt. Mit seinem Trainer Florian Kehrmann hat er einen der besten Außenspieler aller Zeiten als Lehrmeister. Besser geht es doch gar nicht.

Und Florian hat einen Teamgeist geschaffen, der überragend ist. Deshalb ist Lemgo für jeden - auch für den THW - ein gefährlicher Gegner.

Tickets für den Pixum Super Cup gibt es hier.

Apropos gefährliche Gegner: Ich würde mir wünschen, dass das Meisterrennen nicht nur zwischen Kiel und Flensburg entschieden wird!

Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert hat schon gesagt, dass er mit seiner Truppe näher an die Spitze heranrücken will. Dieser Mut gefällt mir. Und was machen die Rhein-Neckar Löwen? Dort habe ich 2009 meine Spielerkarriere beendet. Uwe Gensheimer ist dort unumstritten, gesetzt, Galionsfigur und Führungsspieler. Es ist schade und schwer verständlich, dass er diesen Status und diese Rückendeckung in der Nationalmannschaft so nicht hatte und er daher folgerichtig zurückgetreten ist. Ich würde es Uwe gönnen, wenn die Löwen um Titel mitspielen.

Last but not least bin ich gespannt auf den in die „stärkste Liga der Welt“ zurückgekehrten Aufsteiger HSV Hamburg. Deren Trainer Toto Jansen arbeitet für mich vergleichbar mit Florian Kehrmann in Lemgo: planvoll, kompetent und mit ruhiger Hand. Es wäre toll, wenn das mit dem Klassenerhalt belohnt werden würde.