24.09.2020  Handball Super Cup

Welthandballer Niklas Landin vor dem Pixum Super Cup: „Auszeichnung hat mich tief berührt“

Niklas Landin zählt seit Jahren zu den besten Torhütern der LIQUI MOLY HBL. Während der Corona-Pause ist der er zum Welthandballer gekürt worden. Beim Pixum Super Cup muss der THW-Keeper zwar verletzt zuschauen, im Interview blickt er aber schon auf zukünftige Titel voraus und verrät, was ihn so stark macht.

Herr Landin, Ihre Eltern waren beide Kreisläufer, Ihr Bruder Magnus ist als Linksaußen Ihr Teamkollege beim THW Kiel. Warum sind Sie Torwart geworden?

Niklas Landin (31): Ich habe früher, vor meiner Zeit als Profi, auch im Rückraum gespielt. Aber irgendwann war klar, dass ich als Torwart noch besser werden kann.

Das hat geklappt, Sie sind amtierender Welthandballer. Welchen Wert hat dieser persönliche Titel für Sie?

Landin: Ich muss zugeben, dass mich diese Auszeichnung unglaublich gefreut hat und mich noch immer tief berührt. Denn ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet. Letztmals wurde mit Slawomir Szmal ein Torwart Welthandballer. Und das ist zehn Jahre her.

2004 war Henning Fritz als THW-Torwart Welthandballer. 2008 wurde es Thierry Omeyer, ebenfalls als damaliger THW-Torwart. Wie hat sich seitdem das Torwartspiel verändert?

Landin: Es ist deutlich schneller geworden. Inzwischen müssen Torhüter viel mehr in der Lage sein, Tempogegenstöße und Angriffe über die schnelle Mitte einzuleiten. Insgesamt haben Tempo und Athletik im gesamten Handball stark zugenommen.

Beim THW Kiel arbeiten Sie ausgerechnet mit Flensburg-Legende Mattias Andersson als Torwart-Trainer zusammen. Macht er Sie besser?

Landin: Mattias hat als Torwart alles erlebt. Mit ihm kann man sich über jede erdenkliche Situation austauschen. Außerdem ist er ein super Typ. Dario Quenstedt und ich profitieren definitiv von dieser Zusammenarbeit.

Andersson ist bekannt dafür, sich seit vielen Jahren Notizen über Gegner zu machen und diese in Heften zu sammeln. Haben Sie Ähnliches?

Landin: Ja, aber leider sind mir bei einem Einbruch 2015 – damals war ich noch bei den Rhein-Neckar Löwen – diese Unterlagen gestohlen worden. Von vor 2015 habe ich, anders als Mattias, also keine Notizen mehr vorliegen.

Ihr Trainer Filip Jicha – der war 2010 auch Welthandballer – ist in seiner ersten Saison als Chefcoach gleich Meister geworden mit dem THW Kiel. Was zeichnet seine Arbeit aus?

Landin: Filip mag auf dem Papier erst seit einem Jahr Cheftrainer sein, in seinem Kopf ist er es schon viel länger. Seine Ansprache, seine Trainingsinhalte – das ist alles hervorragend. Filip war ja Co-Trainer von Alfred Gislason, bevor er zur neuen Saison sein Nachfolger wurde. Alfred hat damals schon sehr viel Verantwortung auf Filip übertragen. Man muss den Hut davor ziehen, dass Alfred das gemacht hat. Aber er wusste, dass diese Verantwortung bei Filip gut aufgehoben ist und er sie verdient hat.

Mit dem Pixum Super Cup gegen die SG Flensburg-Handewitt beginnt die neue Saison. Welcher Klub wird zum Haupt-Konkurrenten um die Meisterschaft in der LIQUI MOLY HBL?

Landin: Natürlich wieder Flensburg. Und die Rhein-Neckar Löwen. Diese beiden Klubs haben sich in meinen Augen überragend verstärkt. Aber wir sind eingespielt, wollen unbedingt den Titel verteidigen. Wir werden schwer zu schlagen sein.

Zumal der THW Kiel mit Sander Sagosen den aktuell vermutlich besten Rückraumspieler der Welt verpflichtet hat.

Landin: Definitiv gibt uns Sander noch mehr Möglichkeiten, er ist ein sensationeller Spieler. Aber was mich beim THW seit Jahren mit am meisten beeindruckt ist das, was diesen Klub unabhängig vom Personal ausmacht: seine Anspruchshaltung. Auch in der Phase als wir nichts gewonnen haben, war es immer der Anspruch aller im Klub, alles gewinnen zu wollen. Das macht diesen Verein so großartig.

Bild: Klahn