23.04.2022  DHB-Pokal

Die Stimmen zum Halbfinale des REWE Final 2022: "Es ist schön, wieder im Endspiel zu sein"

Am heutigen Samstag ist der THW Kiel im ersten Halbfinale um den DHB-Pokal erfolgreich in das Finale des REWE Final4 2022 eingezogen. Vor allem Niklas Landin (14 Paraden) und Sander Sagosen (8 Tore) waren die Entscheidungsspieler der Partie. Was Kiel-Trainer Filip Jicha über die Leistung seiner Mannschaft im Spiel gegen den TBV Lemgo Lippe zu sagen hat, erfahrt ihr hier.

Filip Jicha (Trainer THW Kiel) …

… zum Spiel: „Ich habe nichts anderes erwartet und meiner Mannschaft auch genau das gesagt. Wie immer war es super ausgeglichen, wir mussten 100 Prozent geben, um Lemgo zu besiegen. Es ist schön, wieder im Endspiel zu sein. Wir sind gut in die zweite Halbzeit gestartet, schon in der ersten Hälfte haben wir uns gegen Ende gefangen. Wir haben uns ein kleines Polster herausgearbeitet, aber dann hat Lemgo mit dem Sieben-gegen-Sechs-Spiel angefangen, was uns gezwungen hat, anders zu decken. Sie haben mit Carlsbogard einen starken Entscheidungsspieler und haben freche, mutige Pässe an den Kreis gespielt, die angekommen sind. Wenn sie damit auf drei Tore wegziehen, ist alles vorbei.“

… über die Spielsituation seiner Mannschaft: „Ich finde es gut, dass wir wieder gespielt haben. Die Jungs waren zwei Jahre lang in Dauerbetrieb, und jetzt hatten sie zwei Spiele innerhalb eines Monats. Es ist sehr seltsam. Der Kopf ist frei, aber das muss man auch auf das Spielfeld übertragen, und ich bin froh, dass die Jungs sich belohnen konnten. Wir werden morgen alles geben und versuchen, unsere beste Leistung zu zeigen.“

… über das Final-Four-Turnier (vor dem Spiel): „Hier ist es egal, was du in der Vergangenheit gemacht hast. Ich war so oft hier, letztes Jahr mussten wir eine bittere Niederlage einstecken. Jede angereiste Mannschaft hat hier die Chance, den Pott zu holen und es geht darum, sich morgen zu präsentieren, das wird schwer genug. Deswegen bleiben wir bodenständig. Wir müssen eine gute Leistung zeigen, vor allem müssen wir mutig und unserem System treu bleiben. Dann haben wir eine gute Chance, aber das müssen wir erst einmal schaffen.“

… über Jonathan Carlsbogard (vor dem Spiel): „Jonathan ist ein sehr besonderer Spieler, aber sie haben in der breite auch Spieler, die aus dem Schatten treten können, das haben sie in dieser Saison mehrmals unter Beweis gestellt. Deswegen haben wir uns nicht speziell auf Jonathan Carlsbogard, sondern auf eine geschlossene Mannschaftsleistung vorbereitet.“

Florian Kehrmann (Trainer TBV Lemgo) …

… über seine Emotionen während des Spiels: „Ich bin froh, Handballtrainer zu sein und das, was mich mein Leben lang begleitet hat, als Trainer zu machen. Das hier unter solchen herausragenden Bedingungen beim Final4 machen zu können, ist etwas ganz Besonderes. Natürlich muss ich das den Jungs rüberbringen und glaube, das habe ich auch geschafft. Letztendlich sind es Kleinigkeiten. Halten wir einen Ball mehr oder unser Ball geht rein und wir führen mit zwei Toren, gewinnen wir vielleicht und alle sagen: ‚Die nächste Sensation ist geschafft!‘.“

… auf die Frage, was den Unterschied gemacht hat: „Wie so oft – Niklas Landin im Tor. Sieben Minuten vor Schluss haben wir bei eigener Führung eine freie Wurfchance vom Kreis, die machen wir nicht rein. Ich bin mir sicher, wenn wir da auf zwei Tore Führung stellen, haben wir eine gute Chance, das Spiel zu gewinnen. Letztendlich muss ich meiner Mannschaft trotzdem großen Respekt zollen. Was die auf die Platte gebracht und was sie für einen Kampf geboten haben ist unglaublich.“

… zu den Zielen seines Teams (vor dem Spiel): „Wir wollen eine neue Geschichte schreiben – die alte kann man nicht weiterschreiben. Dieses Event hier ist immer etwas Besonderes und es gibt immer ganz viele kleine Dinge, die funktionieren müssen. Daran haben wir gearbeitet und versuchen, sie auf die Platte zu bringen.“

… über die Führungsspieler in seiner Mannschaft (vor dem Spiel): „Ich glaube, nach außen hin hat es letztes Jahr Christoph Theuerkauf mehr gezeigt, aber auch ein Andrej Kogut hat da einen unglaublichen Siegeswillen gezeigt und die Mannschaft geführt. Wir hatten ganz viele Charaktere. Dieses Jahr wird auch jemand über sich hinauswachsen müssen, am besten sogar zwei oder drei Spieler, denn das braucht man, um ein Spiel zu gewinnen.“

Jonathan Carlsbogard (TBV Lemgo Lippe) …

… über die Kleinigkeiten, die das Spiel entschieden haben: „Zum Schluss waren es Niklas Landin und ein paar Fehler zu viel. Ich hatte zu viele technische Fehler gegen eine so gute Mannschaft wie Kiel.“

… zum Ende der ersten Halbzeit: „Wir führen vier Minuten vor der Pause mit drei Toren, dann machen wir zu viele einfache Fehler und gehen mit einem Unentschieden in die Halbzeit. Das war dumm. Danach haben wir es das ganze Spiel über gut gemacht, zum Schluss fehlte das letzte Bisschen.“

Niklas Landin (Torwart THW Kiel) …

… zu der spannenden Schlussphase: „Lemgo hat ein paar einfache Pässe an den Kreis gespielt, die konnte ich zum Glück halten und das Spiel ist auf unsere Seite gekippt. Aber sechs Minuten vor dem Ende sah es wirklich schlecht aus für uns.“

… auf die Frage, ob Sander Sagosen zurecht „Man of the Match“ wurde: „Ja, dann hat er noch mehr Selbstvertrauen für morgen.“

… auf die Frage, ob die Niederlage des letzten Jahres beim THW im Hinterkopf war: „Wir wissen, dass bei diesem Final4 alles passieren kann. Es geht um Kleinigkeiten, dass wussten wir schon vorher. Es war ein großer Kampf heute, Kleinigkeiten entscheiden so ein Spiel, deswegen denke ich nicht darüber nach, ob es gegen Lemgo oder einen anderen Verein geht. Wir wollten heute gewinnen, egal, wer auf der anderen Seite steht. Es ist mir nicht durch den Kopf gegangen.“

Sander Sagosen („Man of the Match“ THW Kiel) …

… zum Spiel: „Es war ein schweres Spiel. Halbfinale im Pokal mit geiler Stimmung. Es war aber auch ein tolles Spiel. Am Ende haben wir weniger technische Fehler und mehr Tore gemacht. Es war knapp, Lemgo hat es überragend gemacht. Ein großer Kampf.“

… über seinen körperlichen Zustand: „Ich fühle mich jetzt fit. Wir haben nicht mehr zwei oder drei Spiele pro Woche, können gut trainieren, ich habe gut trainiert und die Mannschaft war bereit, herzukommen, um das Spiel morgen zu erreichen. Jetzt sind wir auf einem guten Weg. Ich hatte etwas an der Schulter nach dem Spiel gegen Berlin und etwas an der Wade nach dem Spiel gegen Magdeburg. Jetzt bin ich komplett fit, ich bin bereit.“

Uwe Schwenker (Präsident Handball-Bundesliga) …

… über die Wechsel von Spitzenspielern der Bundesliga zu kleineren Vereinen im Ausland (in der Halbzeit): „Grundsätzlich muss ich mal sagen, dass die Nationalmannschaften von Norwegen und Dänemark schon seit einem Jahrzehnt auf allerhöchstem Niveau spielen. Sie zählen bei jedem Turnier zu den favorisierten Teams. Vor diesem Hintergrund ist es konsequent, dass sie jetzt auf Vereinsebene mit einem Klub internationales Topformat anstreben. Wenn es sowohl bei Kolstad als auch bei Aalborg eine nachhaltige Entwicklung ist, dann kann man das aus europäischer Sicht begrüßen. Bei den Dänen kommen dann noch die Steuervorteile hinzu, die Spieler haben, die lange im Ausland waren. Vor diesem Hintergrund sind die Transfers von Mikkel Hansen aus Paris und Niklas Landin aus Kiel nachzuvollziehen. Ansonsten bin ich davon überzeugt, dass die Bundesliga auf diesem Niveau weiterspielen wird, wir absolut konkurrenzfähig sind und die ausgeglichenste, stärkste Liga haben. Als die Franzosen damals ihre Spieler zurückgeholt haben, hatten wir eine ähnliche Situation, haben aber mit Liga und Klubs nicht darunter gelitten.“

… über den Umzug des Final-Four-Turniers nach Köln (in der Halbzeit): „Man kann sicherlich wehmütig und traurig sein, man kann aber auch mit einem Lächeln auf den Lippen sagen, dass wir drei Jahrzehnte lang in Hamburg hervorragend performt haben. Beim Blick zurück habe ich viele, großartige Bilder und Geschichten vor Augen. Jetzt haben wir die Möglichkeit mit einer der größten Multifunktionsarenen Europas vor 20.000 Zuschauer zu spielen. Das Wirtschaftliche ist natürlich schon der Hauptgrund. Wir werden bis zu 7.000 Zuschauer mehr haben.“

Sky Experte Stefan Kretzschmar …

… zum Spiel: „Erleichterung ist das richtige Wort. Es ist nicht so, dass hier eine Sensation passiert ist, aber man hat gesehen, wie fokussiert und angespannt die Kieler waren, wie sie auch ins Nachdenken gekommen sind. Lemgo hat sie immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Man hat bei Kiel keine Unsicherheit gemerkt, aber das unbedingte Finden von Lösungen oder Leichtigkeit – das hat man heute auch nicht gesehen. Das war ein hartes Stück Arbeit.“

über die Reaktionen der Kieler nach Abpfiff: „Man hat nicht gesehen, dass die Kieler herumgesprungen sind, Ehrenrunden gedreht oder sich in den Armen gelegen haben. Da ist Druck von ihnen abgefallen. Der Fokus liegt auf dem Gewinn des Pokals, nicht auf einem gewonnenen Halbfinale.“

zur Leistung des TBV Lemgo: „Es war ein herausragender Gameplan von ihnen. Sie haben sehr gut verteidigt, sehr offensiv gegen Sagosen. Eigentlich wollten sie auch genau das versuchen, dass er derjenige ist, der immer wieder Aktionen sucht, der sich aufreibt und Kraft verliert. Aber das hat nicht funktioniert, weil Sagosen in der Schlussphase der stärkste Spieler bei Kiel war. Der TBV wird mit seiner Chancenauswertung hadern, vor allem vom Kreis.“

über Ex-Bundestrainer Heiner Brand (vor dem Spiel): „Hainer ist eine absolute Respektsperson, das war er schon immer. Er musste nur sagen: „So, jetzt raus!“. Ich will nicht sagen, dass er nicht mehr draufhatte. Er war sicherlich auch taktisch ein guter Trainer. Aber es hat gereicht, wenn Hainer sagte „Los!“. Dann wusste die Mannschaft, was zu tun ist.“

über Lemgos Christoph Theuerkauf im letztjährigen Final-Four-Turnier (vor dem Spiel): „Das Beeindruckende ist, dass er nicht nur ein Maskottchen war, dass gute Laune verbreitet hat, sondern, dass er tatsächlich sportlich einen hohen Einfluss in diesen Spielen hatte ­– auch auf den Sieg des TBV. Ich weiß nicht, ob er selbst immer das glaubt, was er da sagt, aber offensichtlich hat es Wirkung gezeigt. Theuer war ein Megafaktor bei dem Pokal-Final-Four.“

Quelle: SID / Foto: Klahn