02.06.2021  DHB-Pokal

Zahlenspiele mit Evgeni Pevnov: Mit 32 der Oldie im Team

Sie nennen ihn „Effe“. Wie Stefan Effenberg, den streitbaren ehemaligen Fußball-Nationalspieler. Aber anders als Effenberg hat Evgeni Pevnov eher weniger Interesse an polarisierenden Sprüchen und Gesten. Der sportliche Ehrgeiz jedoch, der ist bei Hannovers Handball-“Effe“ keine Handbreit schmaler als beim einstmals kickenden „Effe“.

„Mit seiner Erfahrung hilft er unserem Team enorm“, lobt ihn Recken-Trainer Antonio Carlos Ortega. Der Spanier muss bei den „Recken“ den Spagat schaffen, aus jungen und mitunter noch fehleranfälligen Talenten im Zusammenspiel mit erfahrenen Routiniers ein Team zu formen. Nicht einfach. Zumal auch die Fluktuation hoch ist. 

Aber in dieser Gemengelage ist ein Typ wie Pevnov Gold wert. Mit gerade mal 32 Jahren ist er tatsächlich der älteste Profi der „Recken“. „Um einen motivierenden und lockeren Spruch ist Effe nie verlegen“, verrät Recken-Sportchef Sven-Sören Christophersen. 

Bei den Recken hört man zu, wenn Pevnov etwas zu sagen hat. Denn er weiß, wovon er spricht. Ortega setzt den wuchtigen Pevnov offensiv am Kreis und auch defensiv im Innenblock ein. Es gibt eine Menge jüngerer Spieler im Recken-Kader, die auf weniger Einsatzzeiten kommen. Sein breites handballerisches Spektrum, offensiv wie defensiv einsetzbar, macht ihn so wertvoll.

Das ist ein Wert, der bei den Recken vielleicht sogar etwas mehr geschätzt wird als bei seinen anderen Bundesliga-Stationen Gummersbach, Göppingen und Berlin. 

4: Seit 2017 ist Pevnov bei den Recken. Vier Spielzeiten am Stück für einen Profi-Klub. Das hatte Pevnov noch nirgendwo anders vorzuweisen. Und damit nicht genug. Er hat seinen Vertrag in der niedersächsischen Landeshauptstadt unlängst sogar um zwei Jahre verlängert. „Ich fühle mich hier total wohl. Mich ehrt das Vertrauen“, sagt Pevnov. Denn zum sportlichen Glück hat er sich auch seine private Glücks-Oase geschaffen. Zusammen mit Ehefrau Sarah und den kleinen Söhnen Lio (1) und Taro (3) ist er in Hannover heimisch geworden.

18: Generell heimisch ist er auch in Deutschland. Geboren ist er jedoch in Taschkenkt, der Hauptstadt Usbekistans. Gleichwohl wuchs er in Deutschland auf. Seine ersten Spiele machte er für Russland. Insgesamt kam er in seiner russischen Länderspiel-Laufbahn auf 23 Einsätze in der Junioren-Nationalmannschaft. Aber 2012 tauschte er seine Nationalität – wurde Deutscher und legte seine russische Staatsbürgerschaft ab. Kurz danach nominierte ihn der damalige Bundestrainer Heiner Brand für die DHB-Auswahl. Er kam auf 18 Länderspiele, wurde aber seit 2018 nicht mehr nominiert. „Im erweiterten Kader stehe ich eigentlich ständig“, scherzt er. Auch für die WM Anfang diesen Jahres in Ägypten hatte ihn Bundestrainer Alfred Gislason auf Abruf nominiert.

1: Einen Titel hat Pevnov bisher gewonnen – 2015 den EHF-Pokal mit den Füchsen Berlin. Sein damaliger Trainer Dagur Sigurdsson führte kurz danach im Januar 2016 die DHB-Auswahl sensationell in Polen zum EM-Titel. Ohne Pevnov im Kader. Übrigens auch ohne den damaligen Füchse-Keeper Silvio Heinevetter. Der steht ihm nun im Halbfinale des REWE Final4 2020 im Tor der MT Melsungen gegenüber. Und gegen „Heine“ trifft „Effe“ besonders gerne.

Foto: Oliver Vosshage