20.11.2022  LIQUI MOLY HBL

Kiel gewinnt das Spitzenspiel beim SCM

Nachdem der THW bereits beim Pixum Super Cup das erste Aufeinandertreffen der Saison mit dem SCM gewonnen hatte, schaffte er es auch im Rahmen der Liga. Die Zebras besiegten den amtierenden Meister mit 34:33 (19:16) und konnten sich damit wieder an die Tabellenspitze der LIQUI MOLY HBL setzen.

Bester Schütze beim verdienten Sieger aus Kiel war Eric Johansson, der zuletzt angeschlagen gefehlt hatte und erst nach 15 Minuten aufs Parkett gekommen war. Dann wuchtete der 22-Jährige den Ball aber achtmal ins Magdeburger Tor und zeigte auch das selbstbewusste Auftreten, das es in Magdeburg braucht: Johansson ließ sich durch ein böses Foul von Saugstrup nicht beirren, traf und humpelte Richtung Bank - aber reckte die Faust hoch zum Kieler Anhang, der seinen Jung-Star zurecht feierte. "Der ist aus ganz besonderem Holz geschnitzt", bemerkte Fernseh-Experte Stefan Kretzschmar mit Bewunderung in seinen Worten. Sieben ganz wichtige Tore steuerte auch Nikola Bilyk zum Kieler Sieg bei. Das entscheidende 15 Sekunden vor dem Schlusspfiff, als er in Kieler Unterzahl (Patrick Wiencek hatte in der hektischen Schlussphase Rot für ein Foul gegen Kristjansson gesehen) das 34:32 erzwang, sich gegen die halbe SCM-Abwehr durchmogelte und mit der linken Hand traf. Saugstrups Wurf ins leere Kieler Tor tat dem Nordlicht acht Sekunden vor Schluss dann nicht mehr weh, Kapitän Domagoj Duvnjak und seine Mannen spielten die letzten Sekunden im "Tollhaus" Getec Arena überlegt herunter.

Es war wie zuletzt immer zwischen dem THW Kiel und dem SC Magdeburg: Die Emotionen kochten hoch, die Spannung brodelte bis zum Siedepunkt, die Fans erlebten ein Topspiel, das alles hielt, was es im Vorfeld versprochen hatte. Und: Der THW gewann zum vierten Mal in Folge ein Pflichtspiel gegen das Team aus Sachsen Anhalt. Es ging erneut auf und ab, von Beginn an war es ein Kampf auf Biegen und Brechen. Die SCM-Fans in der mit 6600 Zuschauern ausverkauften Getec-Arena waren lange Zeit ungewohnt leise, beeindruckt vom Kieler Spiel und der klaren Führung. Später kochte die Halle, als Magdeburg Tor um Tor aufholte.

Gut, dass sich das THW-Lazarett langsam lichtet: Nach Hendrik Pekeler, der am Mittwoch in Erlangen erste Schnupperminuten in der Liga absolvierte, tauchte auch Magnus Landin nach seiner Leberverletzung wieder auf der Spielerbank auf. Selbstverständlich aber startete Rune Dahmke auf Linksaußen, hochmotiviert wie alle Zebras. Die schnelle Magdeburger 2:0-Führung durch Magnusson und Saugstrup glichen Niclas Ekberg und Patrick Wiencek postwendend aus. Mertens überlistete THW-Torhüter Niklas Landin zum 3:2, der folgende 3:0-Lauf der Kieler war dann das Resultat großartiger Abwehrarbeit um den Mittelblock mit Patrick Wiencek und Petter Överby. Vorne nutzten Rune Dahmke nach Zuspiel von Nikola Bilyk, Niclas Ekberg, der von Rechtsaußen in den langen Winkel traf. und Harald Reinkind mit einem Solo ihre Chancen eiskalt. Der THW hatte die Führung übernommen, 5:3 nach neun Minuten. Bis zur Mitte der ersten Halbzeit blieben beide Teams auf Augenhöhe, das Tempo war hoch, der Körperkontakt auf beiden Seiten extrem. 9:9 hieß es nach 16 Minuten, es sollte das letzte Remis für die Heimmannschaft bleiben, fortan war es vor allem der 22-jährige Eric Johansson, gerade von Jicha ins Rennen geschickt, der Magdeburg im Rückraum unter Druck setzte, sich mit einem Doppelschlag einführte, bis zum Pausenpfiff viermal traf.

In den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit wurde den Magdeburgern und ihrem Anhang dann der Stecker gezogen, sie wurden von einer THW-Mannschaft, der jetzt - wie bei Bilyks Rückraum-Kempa zum 21:17 - förmlich alles gelang, schlichtweg überrannt. Eric Johansson läutete die besten Kieler 15 Minuten in dieser Saison mit dem 20:16 ein. Magnussen hielt zunächst noch mit zwei verwandelten Siebenmetern dagegen, doch der folgende Kieler 5:0-Lauf durch Niclas Ekbergs Strafwurf, dem blitzsauber herausgespielten Tor von Patrick Wiencek und dem Dreierpack des großartig auftrumpfenden Johansson sorgten für die 26:18 Führung nach 41 Minuten. Die Vorentscheidung? Lange sah es so aus, der THW agierte im Angriff jetzt durchgängig mit der Variante sieben gegen sechs, kassierte zwar einige schnelle Gegentore nach Fehlern in das dann verlassene eigene Netz, hielt bis zum 31:26 in der 52. Minute aber immer einen beruhigenden Vorsprung. Der dann plötzlich schrumpfte, weil der SCM Stürmerfouls provozierte, und den müder werdenden Zebras die Kräfte schwanden. So wurde es doch noch einmal spannend, Magnusson verwandelte einen Siebenmeter nach 59:11 Minuten zum 32:33 - die Halle war nun wieder wach. Doch Nikola Bilyks Abschluss gegen drei Gegenspieler mit der linken Hand packte den Deckel drauf, die restlichen Sekunden wurden mit viel Ruhe und Routine heruntergespielt, ehe die Zebras mit ihrem Anhang zwei ganz wichtige Auswärtszähler feierten.

Quelle: THW Kiel / Foto: Klahn