05.12.2022  LIQUI MOLY HBL

Kein Sieger bei umkämpfter Partie zwischen Melsungen und dem BHC

Eine hart umkämpfte Partie zwischen der MT Melsungen und dem Bergischen HC endete am zweiten Adventssonntag mit einem 22:22 (15:13)-Unentschieden. In einem hochspannenden Spiel, in dem die Führung mehrfach wechselte und beide Teams ihre Phasen hatten, zeigten sowohl Nebojsa Simic (MTM, 10 Paraden) als auch Christopher Rudeck (BHC, 13 Paraden) starke Torhüterleistungen.

Mit einer echten Überraschung wartete die MT bereits vor dem Anpfiff auf: Julius Kühn stand erstmals seit seinem Knöchelbruch in der Saisoneröffnung bei den Rhein-Neckar Löwen wieder auf dem Spielberichtsbogen. Nicht dabei war neben den übrigen Langzeitverletzten Finn Lemke, Timo Kastening, Domagoj Pavlovic, Rogerio Moraes sowie neuerdings auch David Mandic der zuletzt in Leipzig verletzte Ivan Martinovic. Melsungen musste also weiter auf fast eine komplette Feldbesetzung verzichten. Etwas besser waren die Bergischen dran, bei denen immerhin der Anfang der Woche noch angeschlagene Frederik Ladefoged mitwirken konnte. Dafür fehlte neben Tim Nothdurft und Simen Schönningsen auch Csaba Szücs, dessen Rückkehr im Vorfeld der Partie erwartet worden war.

Ungeachtet dieser Personalien entwickelte sich vom Anwurf weg ein intensives Duell, in dem die Gäste ihr Selbstvertrauen aus zuletzt 7:1 Punkten voll in die Waagschale warfen. Der erste offensive Ballverlust der Rot-Weißen wurde durch Fabian Gutbrod direkt mit dem 0:1 bestraft (2.). Die Antwort ließ allerdings nicht lange auf sich warten: Kai Häfner, Agustin Casado und Arnar Freyr Arnarsson auf Zuspiel des Spaniers drehten das Ergebnis auf 3:1 (4.), ehe zweimal Djibril M’bengue und Frederik Ladefoget auf 3:4 stellten (6.). Erneut Arnarsson gelang der Ausgleich, dann musste Fabian Gutbrod für zwei Minuten vom Feld und der nächste Führungswechsel durch Casado war fällig: 5:4 (9.). Es war also in der Anfangsphase gleich mächtig Betrieb auf dem Feld.

Als erstes freizuspielen vermochten sich die Nordhessen. Bei denen funktionierte nicht nur das Abwehrspiel besser, sondern auch im Vorwärtsgang die Aktionen über den Kreis. Wo nicht nur Arnarsson traf, sondern auch Gleb Kalarash zum 8:5 (13.). Für einen kuriosen Moment sorgte Noah Beyer, der einen Siebenmeter als Aufsetzer erst links oben ans Gebälk setzte, sondern von dort abprallend auch noch unten vor den rechten Pfosten, wo das Spielgerät auf der Linie liegenblieb. Kein Tor also, aber es ging trotzdem eng zu. Melsungen kam nicht weiter weg, der BHC blieb hartnäckig dran. Und mehr noch: Lukas Stutzke stellte mit dem 11:11 (22.) quasi wieder auf Null.

Ein klasse Tor gelang Andre Gomes zum 13:12 (25.). Passives Spiel war bereits angezeigt, alles ballte sich auf der linken BHC-Abwehrseite. Den vorletzten möglichen Pass spielte Kai Häfner dann aber quer über’s Feld fast an die gegenüberliegende Auslinie zum Portugiesen, der nach nur zwei Schritten Anlauf unvermittelt aus der Hüfte abzog, noch bevor die Gäste auf seine Seite verschieben konnten. Den nächsten Sonderbeifall holte sich Nebojsa Simic ab, der gegen Noah Beyer von der Siebenmeterlinie Sieger blieb, dann brandete Beifall auf, als Julius Kühn erstmals seit Monaten wieder das Spielfeld betrat. Eine Steigerung der Lautstärke erzwang Dimitri Ignatow, indem er einen langen Pass von Nebojsa Simic im Gegenstoß zum 15:13 versenkte (30.). Den Abschluss der ersten Hälfte übernahm Simic dann wieder selbst, indem er einen sehr platzierten direkten Freiwurf von Fabian Gutbrod aus dem Winkel fischte und die zwei Tore Vorsprung in die Pause rettete.

Weit weniger fulminant als der Spielbeginn begann der zweite Durchgang. Nämlich mit technischen Fehlern hüben wie drüben, aber durch zwei feine Paraden von Christopher Rudeck mit Vorteilen für die Bergischen. Für die Tom Kare Nikolaisen im Doppelpack wieder ausglich (34.). Extrem intensiv blieb das Wirken in der Deckung, wo sich ebenfalls beide nichts schenkten. Der BHC behielt jedoch Oberwasser, zwang die Gastgeber immer wieder ins passive Spiel und als Folge dessen erzwang abermals Tom Kare Nikolaisen mit seinem 16:17 (39.) den nächsten Führungswechsel. Auch Melsungen stand zwar mit Gleb Kalarash und Arnar Freyr Arnarsson massiv im Innenblock, leistete sich aber den Luxus eines ausgelassenen Tempogegenstoßes, mit dem Kalarash an Christopher Rudeck scheiterte (42.).

Nach Fabian Gutbrods 18:19 (44.) versuchte es Trainer Roberto Garcia Parrondo kurzzeitig mit dem siebten Feldspieler, aber Dimitri Ignatow fand ebenfalls in Rudeck seinen Meister. Trotz Strafzeit gegen Noah Beyer erhöhte Gutbrod noch auf 18:20 (46.), dann verhinderte erneut Rudeck, diesmal gegen Kai Häfner sowie kurz darauf gegen Aidenas Malasinskas von der Siebenmeterlinie, den Ausgleich. Doch im dritten Anlauf, nach Pass von Agustin Casado auf Arnar Freyr Arnarsson, war auch er chancenlos: 20:20 (51.). Wenig Tore also im Duell zweier Teams absolut auf Augenhöhe, dafür umso mehr Spannung und vor allem Stimmung unter dem Hallendach, für die sich die Fanlager auf den Rängen einen nicht minder faszinierenden Schlagabtausch lieferten.

Der Bergische HC blieb in Vorlage, was zu großen Teilen ein Verdienst von Christopher Rudeck war, der dem in seiner Leistung ganz sicher ebenbürtigen Nebojsa Simic gerade in der zweiten Halbzeit doch etwas den Rang ablief. Gegen Julian Fuchs von Rechtsaußen jedoch gleich zweimal den Kürzeren zog: vor längst stehenden und begeistert mitgehenden Zuschauern auf den Rängen war dreieinhalb Minuten vor dem Ende plötzlich wieder Melsungen vorn. Blieb es aber nicht lange, weil Fabian Gutbrod aus der zweiten Reihe traf. Sogar die Chance zur Führung wäre für die Gäste da gewesen, aber der Verteidigungsblock der MT hielt dem Druck stand. 18 Sekunden vor Schluss nahm Roberto Garcia Parrondo seine letzte Auszeit, drei Sekunden vor Schluss revanchierte sich die BHC-Abwehr mit dem geblockten letzten Wurfversuch von Andre Gomes, was das Unentschieden letztlich besiegelte.

Stimmen zum Spiel

Roberto Garcia Parrondo (Trainer MT Melsungen): "Gratulation an den Bergischen HC zum verdienten Punkt heute. Die Mannschaft hat sehr stark und mit viel Einsatz gespielt. Leider waren wir in der ersten Halbzeit defensiv nicht auf unserem gewohnten Level, haben aber trotzdem mit zwei Toren geführt. In der zweiten Halbzeit war es dann das Gegenteil. Aber da war Christopher Rudeck im BHC-Tor ganz stark. Wir haben verschiedene Positionsbesetzungen durchprobiert und sind so auch zu vielen Möglichkeiten gekommen. Aber gerade so aus der Distanz von acht Metern etwa hatten wir trotz einiger freier Würfe kein Glück gegen den BHC-Keeper."

Jamal Naji (Trainer Bergischer HC): "Dieser Punkt hier in Kassel fühlt sich gut an. Denn wir haben ein paar Probleme mit Verletzungen gehabt und hatten unter der Woche auch eine Erkältungswelle drin. Deshalb haben wir heute sehr fluktuativ gewechselt, manchmal selbst für mich etwas zu häufig. Das hat die MT dann zum Tempospiel eingeladen. Wir haben daraufhin in der zweiten Halbzeit etwas umgestellt und die Wechselei etwas eingedämmt. Das wurde dann zur Abwehrschlacht, die wir sogar mit 9:7 gewonnen haben. Probleme hatten wir eigentlich nur mit der Achse Casado/Arnarsson, da ist vor allem die Passqualität der Melsunger herausragend."

Statistik

MT Melsungen: Simic (10 Paraden / 22 Gegentore), Morawski (n. e.); Kühn, Malasinskas 1/1, Casado 4, Ignatow 1, Beekmann 1, Drosten, Jonsson 2, Arnarsson 5, Gomes 3, Kalarash 1, Häfner 2, Hörr, Fuchs 2 - Trainer Roberto Garcia Parrondo.

Bergischer HC: Rudeck (13 P. / 22 G.), Johannesson (n. e.); Beyer 3/1, Persson 1, Weck, Gunnarsson, Ladefoget 2, Babak 3, Gutbrod 6, Schmitz, Bergner, Nikolaisen 3, M’Bengue 3, Stutzke 1 - Trainer Jamal Naji.

Schiedsrichter: Martin Thöne (Lilienthal) / Marijo Zupanovic (Berlin)

Zeitstrafen: 2 – 6 Minuten (Jonsson 12:41 - Gutbrod 7:56, Beyer 44:33, M’Bengue 54:40).

Strafwürfe: 2/1 – 3/1 (Beyer an die Latte 12:45, Beyer scheitert an Simic 27:35, Malasinskas scheitert an Rudeck 49:17).

Zuschauer: 3.015 in der Rothenbach-Halle, Kassel

Quelle: MT Melsungen / Foto: Käsler