30.09.2022  LIQUI MOLY HBL

Die TSV Hannover-Burgdorf gewinnt knapp in Minden

Die TSV Hannover-Burgdorf hat ihr Auswärtsspiel bei GWD Minden mit 35:34 (17:16) gewonnen. Die stark verletzungsgebeutelten Gastgeber konnten das Spiel zwar bis zum Ende eng gestalten und immer wieder Nadelstiche setzen, am Ende setzten sich die Hannoveraner aber doch durch.

Knapp 2.000 Zuschauer erlebten ein höchst denkwürdiges Spiel in der Mindener KAMPA-Halle. Kurzfristige Ausfälle hatten den ohnehin schon arg dezimierten Kader der Gastgeber in den letzten 24 Stunden vor dem Anpfiff vollkommen aus den Angeln gehoben. So standen neben den 3 Torhütern mit Magnus Holpert, Max Janke, Mats Korte, Niclas Pieczkowski, Carles Asensio, Max Staar und Tomás Urban kaum mehr als eine Handvoll Akteure aus dem erweiterten Bundesligakader gegen den Tabellenneunten aus Hannover auf der Platte. Ohne etatmäßige Halbspieler geriet die Partie des sechsten Spieltages bereits im Vorfeld zum Abenteuer. Im Fokus dieses ungewollten Experiments standen sechs Männer aus dem Drittligateam und der A-Jugend der Grün-Weißen. Namen, die selbst GWD-Coach Frank Carstens vor Saisonbeginn zwar auf seinem Notizblock, aber nicht in der Kaderplanung gehabt haben dürfte.

Den genannten Umständen zum Trotz legten die Grün-Weißen einen regelrechten Sahnestart hin. Frank Carstens hatte seine Truppe bestens auf das Spiel eingeschworen und ihnen ein wichtiges taktisches Mittel mit auf den Weg gegeben. Die grün-weiße Defensive attackierte ihre Gegenspieler sehr früh. Kurz hinter der Mittellinie bekam die Mannschaft von Christian Prokop den ersten Kontakt. Das erzeugte enorme Unsicherheiten bei den Gästen und gab den Dankerser Jungs laufend Ballgewinne, die in Kontertore verwertet wurden. Aber nicht nur in der Abwehr waren die Hausherren verbissen. In der Offensive netzten Niclas Pieczkowski und Tomás Urban das Spielgeräte zielsicher und mit hohem Tempo aus der zweiten Reihe ein. In Kombination mit dem Umschaltspiel kamen die Gastgeber dadurch mit 8:5 (6. Spielminute) und 10:7 (8. Spielminute) in Führung. Dennoch waren die Recken keineswegs aus dem Spiel. Die hohe Laufarbeit der jungen Ostwestfalen in der Abwehr, zollte mehr und mehr ihren Tribut, so dass Durchbrüche der Recken nicht mehr voll verhindert werden konnten. Hinzu kamen Fehlpässe, die Hannover den Weg zur 12:13-Führung (22. Spielminute) ebneten. Die Grün-Weißen gaben sich aber keinesfalls auf, sondern lieferten weiter einen aufopferungsvollen Kampf, bei dem sie zur Pause mit dem 16:17-Rückstand weiterhin in Schlagdistanz blieben.

Nach dem Seitenwechsel erwischten dagegen die Gäste den besseren Start und gingen mit 16:19 (33. Spielminute) in Führung. Die Hausherren fanden aber wieder schnell zurück, zeigten in der Defensive wieder ihr effektives Pressing und kamen über das Tempospiel zu leichten Toren. Auch im Positionsangriff gingen die Mindener wieder mit der nötigen Entschlossenheit in die Zweikämpfe und belohnten sich wenig später mit dem 22:22-Ausgleichstreffer (41. Spielminute). Das Spiel nahm immer weiter an Fahrt auf. Auch die Emotionalität stieg deutlich und das grün-weiße Publikum sorgte für eine berauschende Atmosphäre. Viele ruhende Bälle wurden bei den Unparteiischen neu verhandelt. Hannover kam insgesamt routinierter mit der Situation zurecht und legte zur Mitte des zweiten Durchgangs drei Treffer vor. Beide Teams suchten jetzt schneller den Abschluss, wodurch das Spiel der Dankerser zurück in die Spur fand. Vier Minuten vor dem Schlusspfiff war die Partie durch zwei Kontertore der Grün-Weißen mit 31:31 wieder ausgeglichen. In der Crunchtime zeigte sich dann, dass die Recken die besseren Nerven besaßen. GWD schloss zweimal erfolglos im Rückraum ab und gab den Niedersachsen damit Matchbälle, die die Gäste zu nutzen wussten. Mit 34:35 unterliegt GWD Minden am Ende nur hauchdünnen dem Tabellenneunten und kann auf eine grandiose kämpferische Leistung zurückblicken.

Die Stimmen zum Spiel

Frank Carstens (Trainer GWD Minden) „Das waren heute ganz besondere Voraussetzungen für uns. Sehr viele sehr junge Spieler, die kaum mit uns trainieren konnten, haben einen harten Kampf abgeliefert. Wir wollten in der Deckung mit unserer offensiven Spielweise für Verwirrung sorgen. Dieser kraftraubende Plan ist besonders in der ersten Hälfte aufgegangen. Ich bin allerdings noch begeisterter von unserer Angriffsleistung. 34 Treffer zeigen, dass wir mit sehr viel Mut und Leidenschaft auf das gegnerische Tor zugesteuert sind. Das macht mich sehr stolz auf mein Team. Beim Stand von 31:31 hatten wir am Ende dann auch die verdiente Chance Punkte zu holen. Aber Hannover hatte da auch die Klasse und konnte viele richtige Entscheidungen treffen, um das Spiel für sich zu entscheiden.“

Christian Prokop (Trainer TSV Hannover-Burgdorf): „Trotz dieser schweren Zeit für GWD Minden möchte ich der Mannschaft und Frank meine Gratulation zu diesem aufopferungsvollen Kampf geben. Sie haben mein Team heute insbesondere vor eine mentale Aufgabe gestellt und für viel Verunsicherung und Hektik im Positionsangriff gesorgt. Wir konnten das aber im Spielverlauf immer besser lösen und in der Schlussphase das Spiel auf unsere Seite ziehen.“

Statistiken

Torschützen GWD: Tomás Urban (9), Niclas Pieczkowski (7), Mats Korte (6), Magnus Holpert (4), Max Staar (3), Carles Asensio Cambra (3), Jonah Jungmann (2).
Im Tor: Malte Semisch (5 Paraden davon 1 Siebenmeter), Yahav Shamir (2 Paraden), Lucas Grabitz.

Torschützen HAN: Renars Uscins (8), Uladzislau Kulesh (7), Marius Steinhauser (5), Vincent Büchner (5), Marian Michalczik (3), Ilija Brozovic (3), Hannes Feise (2), Maximilian Gerbl (1/1), Justus Fischer (1).
Im Tor: Dario Quenstedt (4 Paraden), Domenico Ebner (2 Paraden).

Zeitstrafen:  Korte (15.), Pieczkowski (19., 42), Staar (26.), Urban (34.), Stoyke (56.) – Feise (14.) Brozovic (39.), Edvardsson (44.), Roscheck (49.)

Schiedsrichter: Fabian & Christian vom Dorff

Zuschauer: 1.984

Quelle: GWD Minden / Foto: Metge