03.05.2023  LIQUI MOLY HBL

ÜberZahl – Die Zahlenkolumne: Jim Gottfridssons historisch gute Wurfeffizienz

Für die SG Flensburg-Handewitt lief es in den vergangenen Wochen wenig nach Plan. Auch Spielmacher Jim Gottfridsson ist noch weit entfernt von den überragenden Statistiken, die er vor seiner Verletzung auflegte. In der neuen Ausgabe von „ÜberZahl“ analysiert Datenanalyst Julian Rux, was den Schweden in der aktuellen Saison so stark machte.

Sowohl im Halbfinale des REWE Final4 als auch im Viertelfinale der EHF European League ist die SG Flensburg-Handewitt ausgeschieden. Nach der Niederlage im Derby gegen den THW Kiel scheint auch der Titel in der LIQUI MOLY HBL in weite Ferne gerückt zu sein. Trainer Maik Machulla musste anschließend seinen Platz an der Seitenlinie räumen.

Alle Probleme der Flensburger am Trainer festzumachen, ist natürlich weit überhöht. Viel mehr gibt es eine Vielzahl an Gründen. Einer davon ist definitiv, dass Spielmacher Jim Gottfridsson, der vielleicht wichtigste Spieler im Angriff der SG, verletzungsbedingt nur in knapp mehr als der Hälfte der Spiele (14 von 26) auflaufen konnte.

Bis er sich bei der Weltmeisterschaft die Hand brach, spielte der Schwede eine überragende Saison. In der Hinrunde kam er in 32,1 Minuten pro Spiel auf 3,8 Tore bei einer überragenden Feldwurfquote von 91,1 %.

Seit seiner Rückkehr ist er noch nicht wieder der Alte. In drei Spielen in der LIQUI MOLY HBL kam er lediglich auf durchschnittlich 0,7 Tore, eine Wurfquote von 28,6 % sowie 15,1 Minuten Einsatzzeit.

Überragende Feldwurfquote

Über die ganze Saison gesehen ist Gottfridssons Effizienz trotzdem herausragend. 82,7 % seiner Würfe traf er insgesamt in der aktuellen Saison. Das ist der Bestwert unter allen 223 Spielern, die mehr als 25 Abschlüsse aus dem Feld genommen haben. Unter den Top 30 befindet sich kein anderer Rückraumspieler, hier muss man schon bis zu Olle Forsell Schefvert auf Rang 32 weitersuchen.

Seit der Saison 14/15 (die erste, aus der Daten verfügbar sind) wäre dies über die gesamte Saison gesehen unter allen Spielern mit mindestens insgesamt 50 Feldwürfen sowie mindestens 2,0 Feldwürfen pro Spiel die sechsteffizienteste Saison aller Zeiten. Hinzu kommt auch hier, dass kein anderer Rückraumspieler an diese Werte herankommt. Der nächste wäre erst Eugen Hanusz aus der vergangenen Saison mit 76,8 % auf Rang 84.

Auf diese überragende Wurfquote kommt Gottfridsson, da er es regelmäßig schafft, Würfe aus erfolgsversprechenden Positionen zu nehmen. Seine Würfe (ohne Siebenmeter, direkte Freiwürfe, Gegenstöße sowie Würfe auf das leere Tor) kommen dabei aus durchschnittlich 7,1 Metern. Unter allen 120 Rückraumspielern mit mindestens 25 Feldwürfen ist dies der neuntgeringste Wert.

Lediglich 29,4 % seiner Würfe kommen dabei aus mehr als 8,5 Metern, was ebenfalls für einen Rückraumspieler deutlich unterdurchschnittlich ist. Gleichzeitig zeigt dies auch, dass er durchaus in der Lage ist auch aus der Distanz effektiv zu sein. Besonders bei den Außenspielern kommt die gute Wurfquote auch oft von vielen Gegenstößen, während bei Gottfridsson nur ein einziger Wurf in dieser Kategorie festgehalten wurde.

Die Würfe des Schweden kommen auch aus relativ zentraler Position. Unabhängig von der Seite ist bei seinen Würfen der Winkel zur nächsten Grundlinie mit durchschnittlich 69,3° bei der Zentralität auf Rang 32 unter den 120 Rückraumspielern mit mindestens 25 Abschlüssen aus dem Feld.

Bei Berücksichtigung der Seite fällt jedoch ein für einen Rechtshänder typischer Drang auf die linke Seite auf. Von der Spielfeldmitte aus schließt er im Mittel aus 12,5° nach links ab. Nur 14 der 120 Rückraumspieler werfen durchschnittlich von noch weiter links.

Der taktgebende Spieler der Flensburger

Doch es ist nicht nur die Wurfeffizienz, die den MVP der Saison 2020/21 so wichtig für seine Mannschaft macht. Er ist – wenn er fit ist - natürlich auch spielerisch in dieser Saison wieder der taktgebende Spieler im Angriff seiner Mannschaft. So liegt Gottfridsson bei den gespielten Pässen pro Spiel mit 152,5 auf Rang elf. Der einzige Spieler im Ranking vor ihm, der weniger Minuten pro Spiel auf dem Feld stand, ist Tomas Babak.

Dabei kreiert er in unnachahmlicher Weise Chancen für seine Mitspieler. Bei den Assists ist er seit Jahren immer an der Spitze zu finden und auch bei den herausgeholten Siebenmetern ist er mit 1,1 pro Spiel der Sechstbeste.

Trotz der Negativserie bei der SG Flensburg-Handewitt in den letzten Spielen sind es lediglich vier Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze. Um nochmal ganz vorne anzugreifen, benötigt die SG ihren Spielmacher allerdings wieder in Hinrundenform.

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