16.03.2023  LIQUI MOLY HBL

ÜberZahl – Die Zahlenkolumne: Der beste Auszeittrainer

Immer wieder wurde bei den vergangenen Übertragungen der LIQUI MOLY HBL auf Sky von Stefan Kretzschmar und weiteren Experten Bennet Wiegert aufgrund seiner ruhigen, fokussierten und sachlichen Herangehensweise als bester „Auszeitentrainer“ bezeichnet. In der neuen Ausgabe von „ÜberZahl“ analysiert Datenanalyst Julian Rux deshalb, wessen Team tatsächlich nach Auszeiten am besten performt.

Die eigene Auszeit

Der erste Blick geht hierbei auf den ersten Ballbesitz nach einer selbst genommenen Auszeit. Es werden dabei nur die Angriffs-Werte betrachtet, da sich meistens der Großteil des Inputs in Auszeiten auf die Offensive bezieht.

Tatsächlich hat Bennet Wiegert mit dem SC Magdeburg hier die besten Werte. Überragende 35 Tore nach 42 von ihm genommenen Auszeiten, also 36,9 Tore pro 50 Ballbesitze, erzielt sein Team. Besonders herausragend ist die Wurfquote von 88,6 %. Wiegert schafft es also durch seine Auszeiten, den auch so schon besten Angriff der Liga (30,6 Tore pro 50 Ballbesitze) noch besser zu machen.

Deutlich überraschender ist, dass Markus Baur auf Rang zwei steht. Nach von ihm genommenen Auszeiten erzielt FRISCH AUF! Göppingen 33,3 Tore pro 50 Ballbesitze. Auch bei seinem Vorgänger Hartmut Mayerhoffer waren die Werte nach den Auszeiten bereits überdurchschnittlich gut (28,2 Tore pro 50 Ballbesitze).

Beide Göppinger Trainer schafften es, dass ihre Mannschaft nach einer Auszeit effizienter im Angriff war als sonst (25,5 Tore pro 50 Ballbesitze). Baurs Verbesserung nach Auszeiten um 7,8 Tore pro 50 Ballbesitze ist sogar noch vor Wiegert (6,3) der beste Wert der Liga.

Besonders auffällig ist auch, dass der HSV Hamburg unter Trainer Thorsten Jansen kaum den Ball nach eigenen Auszeiten verliert. Lediglich 2,1-mal verloren sie den Ball pro 50 Ballbesitze, so wenig wie kein anderes Team. Doch gleichzeitig haben sie auch die viertschwächste Wurfquote mit nur 42,0 %, weshalb sie mit 22,3 Toren pro 50 Ballbesitzen nur auf dem fünftletzten Platz landen.

Alle Auszeiten

Doch es sind natürlich nicht nur die eigenen Auszeiten, sondern auch die Auszeiten des gegnerischen Trainers, in denen die Coaches ihre Spieler neu einstellen. Doch auch wenn man diese Auszeiten hinzunimmt, führt SCM-Coach Wiegert das Ranking weiterhin an (36,1 Tore pro 50 Ballbesitze).

Außerdem ist er auch für die größte Verbesserung im Vergleich zur gesamten Spielzeit mit +5,5 verantwortlich. Die Wurfquote des SCM ist auch nach gegnerischen Auszeiten mit 80,2 % weiterhin extrem stark.

Markus Baur fällt dann hingegen mit 30,8 Tore seiner Spieler pro 50 Ballbesitze auf den vierten Rang zurück. Sowohl die Wurfquote als auch bei der Anzahl der Ballverluste haben sich leicht verschlechtert. Mit einer Steigerung um 5,3 Tore pro 50 Ballbesitze im Vergleich zur gesamten Spielzeit reiht sich Baur aber immerhin direkt hinter Wiegert ein.

Die insgesamt zweiteffizienteste Mannschaft nach Auszeiten hat Maik Machulla (31,2 Tore nach 50 Ballbesitzen nach Auszeiten). Der Vorsprung vor dem drittplatzierten Jaron Siewert (31,1) ist jedoch nur minimal.

Die geringste Anzahl an Ballverlusten hat auch bei dieser Betrachtung Thorsten Jansens und der HSVH mit weiterhin 2,1 pro 50 Ballbesitzen nach Auszeiten. Doch auch ihre Wurfquote ist mit 44,9 % nun sogar die zweitschwächste. So kommen sie insgesamt auch nur auf 23,2 Tore pro 50 Ballbesitze, der weiterhin fünftschwächste Wert.

Die ersten beiden Ballbesitze

Doch es sind oft nicht nur Anweisungen für einen Angriff, die die Trainer ihren Spielern in einer Auszeit mitgeben, sondern teilweise auch zwei. Werden also die jeweils ersten beiden eigenen Ballbesitze nach allen Auszeiten berücksichtigt, ist wenig überraschend weiterhin Bennet Wiegert auf dem ersten Platz mit 34,6 Toren pro 50 Ballbesitze, beziehungsweise einer Differenz zum gesamten Spiel von +4,0. Mit 78,3 % hat der SCM auch weiterhin klar die beste Wurfquote.

Bei der Differenz schafft es dann allerdings Florian Kehrmann mit seinem TBV Lemgo Lippe, die zuvor bereits beide Male auf dem dritten Platz waren, mit +2,8 Toren pro 50 Ballbesitze Markus Baur (+2,5) zu überholen. Insgesamt liegt bei dieser Betrachtung wiederum Jaron Siewert mit 31,0 Toren pro 50 Ballbesitzen knapp vor Maik Machulla (30,7) auf dem zweiten Rang.

Bei Thorsten Jansen ist die Ballverlustzahl mit 4,7 pro 50 Ballbesitzen weiterhin die niedrigste, obwohl sie sich im Vergleich zur Betrachtung des ersten Ballbesitzes nach einer Auszeit mehr als verdoppelt hat. Seine Spieler konnten allerdings ihre Wurfquote deutlich auf 56,8 % steigern, womit sie auf 27,9 Tore pro 50 Ballbesitze, den neuntbesten Wert kommen.

Die Bezeichnung als besten Auszeiten-Trainer hat Wiegert also nicht nur für den Stil verdient, sondern auch für die Wirksamkeit.

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