01.12.2022  LIQUI MOLY HBL

Er kam, sah und siegte: Der Traumstart von Rúnar Sigtryggsson in Leipzig

Er kam, sah und siegte - was einst ein Ausspruch von Julius Caesar war, passt heute hervorragend auf Rúnar Sigtryggsson. Seit der 50-jährige Isländer den SC DHfK Leipzig übernahm, läuft es rund bei den Sachsen, die bereits jetzt vom Sigtryggsson-Effekt sprechen. Nach nur vier Punkten (zwei Remis und einem Sieg) in den ersten zehn Spielen trennte sich der SC DHfK vom langjährigen Trainer André Haber - und dann ging es ganz schnell.

Aber was ist nun sein Erfolgsgeheimnis? „Allzu viel will ich dazu gar nicht sagen, aber wir spielen mit mehr Tempo als vorher, das sieht man auch an der Anzahl der Tore.“ Sigtryggssons Spielphilosophie ist flexibel, „sie muss ja immer zur Mannschaft und zu den Spielern passen, die man zur Verfügung hat. Und in Leipzig haben die Spieler meine Philosophie gut angenommen. Und am Ende ist die Philosophie egal, es zählen sowieso nur die Punkte“, sagt Sigtryggsson.

Der neue Leipziger Trainer ist in Akureyri geboren, der gleichen Stadt wie Bundestrainer Alfred Gislason. Und wie der setzt er aktuell die Erfolgsgeschichte von isländischen Trainern fort. „Wir sind als Spieler alle durch die gleiche Schule gegangen, haben uns das Spielsystem des Nationalteams angeeignet. Danach als Trainer gibt es so etwas wie eine isländische Schule nicht - als Trainer zählt nur Erfolg. Aber in Island gibt es viele gute Trainer mit Alfred Gislason, Gudmundur Gudmundsson und Dagur Sigurdsson an der Spitze, aber es gibt auch weniger erfolgreiche. Es kann so oder so kommen.“ Dennoch gibt Sigtryggsson zu, dass „isländische Trainer in Deutschland einen guten Ruf haben. Ich denke, wir machen unseren Job gut“.

Sein Vertrag in Leipzig läuft bis zum Saisonende, länger plant der Isländer aktuell auch noch nicht. „In der WM-Pause werde ich erst einmal alles realisieren, was bis dahin passiert ist. Das ging bisher ja sehr schnell. Und bis dahin haben wir ja noch vier Spiele, die wir auch alle gewinnen wollen. Aber klar, es kann auch Niederlagen geben.“ Aber bisher läuft alles getreu Caesars Motto „ich kam, sah und siegte“ - und diese Zeit sei jetzt schon prägend gewesen: „Es macht die Sache natürlich viel einfacher, wenn du immer gewinnst.“

Dienstags wurde die Verpflichtung von Rúnar Sigtryggsson bekanntgegeben, mittwochs flog er von Island (wo er das Topteam Haukar trainierte) nach Frankfurt, wurde dann nach Wetzlar chauffiert - und hatte weniger als 24 Stunden und ein Training Zeit, seine neue Mannschaft kennenzulernen. Aber es reichte: Mit einem 25:24 in Wetzlar feierte der Isländer einen perfekten Einstand.

„Das Risiko war aufgrund der extrem kurzen Vorbereitung hoch, aber wir sind es eingegangen - und es hat sich gelohnt. Es wäre natürlich einfacher gewesen, sonntags drauf gegen Hamm Westfalen meine Premiere zu feiern, aber es hat alles geklappt, vor allem dank einer überragenden Partie unseres Torwarts Kristian Saeveras“, sagt Sigtryggsson rückblickend. Gegen Hamm Westfalen folgte der erste Heimsieg des neuen Trainers, dann gewann Leipzig auch in Stuttgart und am vergangenen Spieltag gab es mit dem 40:33 gegen MT Melsungen den torreichsten Erfolg in der Leipziger Bundesligageschichte.

„Es hätte nicht besser laufen können“, sagt Rúnar Sigtryggsson zur weißen Weste mit 8:0 Punkten nach seinen ersten vier Spielen: „Diese acht Punkte nimmt uns niemand mehr.“ Dabei kommt ihm zugute, dass er erstens die LIQUI MOLY HBL und zweitens auch seinen neuen Klub sehr gut kennt. Als Spieler stand er für FRISCH AUF! Göppingen, die SG Wallau-Massenheim und den THSV Eisenach auf der Platte, in Eisenach folgte seine erste (Spieler)-Trainerstation. Nach fünf Jahren bei seinem Heimatverein Akureyri kehrte er nach Deutschland zurück, übernahm den EHV Aue für vier Jahre, dann folgten sein Erstligadebüt bei HBW Balingen-Weilstetten und ein Interims-Gastspiel in Aue. Seit dem Beginn der Spielzeit 2022/23 war er Trainer des Europapokal-Teilnehmers Haukar aus Hafnarfjördur. Und dank des Entgegenkommens des isländischen Klubs konnte der SC DHfK Sigtryggsson kurzfristig verpflichten. Leipzig kannte er deswegen so gut, weil er in seiner Zeit in Aue dort lebte, einige Spiele besuchte, Kontakte zur Leipziger Vereinsführung aufbaute und sein Sohn Andri Rúnarsson in der Akademie des SC DHfK ausgebildet wurde.

Foto: Vogler