23.11.2022  LIQUI MOLY HBL

Carstens: „Wir verfallen nicht in Aktionismus“ - GWD Minden vor wegweisendem Duell gegen Hamm-Westfalen

Sie sind die Spezialisten in Sachen später Klassenerhalt: Jeweils am vorletzten Spieltag feierte GWD Minden in den Saisons 2020/21 und 2021/22 den Verbleib in der LIQUI MOLY HBL. Und dass es auch in der aktuellen Spielzeit wieder Abstiegskampf geben würde, war den Ostwestfalen schon vor dem Saisonstart klar. Am Donnerstag steht nun ein wegweisendes Duell an.

Wie im Vorjahr startete GWD auch 2022/23 mit neun Niederlagen - aber trotz kleinem Kader und Verletzungsproblemen gelang dann ein Coup gegen Tabellenführer Füchse Berlin (32:27). Vergangene Woche gab es im Kellerduell bei FRISCH AUF! Göppingen einen 29:26-Auswärtssieg, an dem unter anderem auch die beiden während des Saisonverlaufs verpflichteten Luka Sebetic und Philipp Ahouansou großen Anteil hatten.

Am Donnerstag (19.05 Uhr) steht nun das nächste wichtige Spiel für den Vorletzten an - Gast in der KAMPA-Halle ist Schlusslicht ASV Hamm-Westfalen zum Nachbarschaftsduell. Auch wenn man in Minden „Meister des Abstiegskampfs“ ist, weiß auch Trainer Frank Carstens (51) um die Bedeutung der Partie: „Jeder Sieg ist wichtig in der aktuellen Situation. Und am wichtigsten sind Siege gegen direkte potenzielle Abstiegskonkurrenten.“

Carstens, seit 2015 GWD-Cheftrainer, schätzt die aktuelle Lage realistisch ein: „Es war uns bewusst, dass wir auch aufgrund der wirtschaftlichen Veränderungen gegen den Abstieg kämpfen. Und es war uns klar, dass wir nur in Bestbesetzung konkurrenzfähig sind. Aber dann kam zum kleinen Kader noch großes Verletzungspech dazu, viele Leistungsträger wie Marko Vignjevic fallen langfristig aus. Dazu haben wir viele Spieler, die entweder ihre erste Saison in der Bundesliga spielen oder erstmals in der Verantwortung stehen und wichtigere Rollen haben. Und aufgrund des kleinen Kaders haben wir nur wenige Möglichkeiten, den Leistungsträgern Pausen einzuräumen, und dann kommen eben solche Verletzungen zustande.“

Um die Lücken zu füllen, setzte man zunächst auf interne Lösungen: „Wir haben viele Spieler aus der zweiten Mannschaft, die in der 3. Liga spielt, eingebaut. Die Jungs haben ihre Sache gut gemacht und großartig gekämpft, aber der Sprung war dann doch sehr groß, da darf man auch keine Wunderdinge erwarten. Alle sind mit heißem Herz dabei, und in einigen Spielen wie gegen Hannover haben wir lange mitgehalten und tolle Leistungen abgeliefert, aber eben keinen Punkt geholt. Und weil dann Spieler in der zweiten Vertretung fehlten, haben wir dort A-Jugendspieler eingesetzt - die Verletzungen und die Kadersituation hatten also Auswirkungen auf den ganzen Verein und waren eine massive Belastung für alle“, sagt Carstens.

Doch in den vergangenen Wochen hat sich die Personalsituation verbessert: Erst kehrte Doruk Pehlivan nach langer Verletzung wieder zurück, dann wurden Transfers getätigt: „Ich war richtig froh, dass die Vereinsführung zusätzliche Mittel freigegeben hat für Neuzugänge“, sagt Carstens. Luka Sebetic (Motor Zaporizhzhia) und Philipp Ahouansou (Leihe von den Rhein-Neckar Löwen) kamen zu GWD. „Die Integration der neuen Spieler geht gut voran. Aber wir müssen das im laufenden Ligabetrieb machen, und haben nicht wie in der Vorbereitung Zeit, um sie einzubauen“, sagt der Trainer.

Auch wenn man Vorletzter ist, verrückt macht man sich in Minden aktuell nicht, wie Carstens betont: „Wir kennen uns mit diesen Drucksituationen aus und haben unsere Erfahrung damit. Einige Spieler wie Niclas Pieczkowski, Malte Semisch oder Max Jahnke spielen ja schon länger bei uns. Wir können also damit umgehen und werden nicht in Aktionismus verfallen. Selbst wenn wir gegen Hamm Westfalen verlieren, ist es ja noch nicht vorbei, die Saison ist ja noch lange.“

Dennoch hätte sich der Trainer einen besseren Start gewünscht, aus verschiedenen Gründen: „Wir waren sonst gerade zum Saisonstart stark - und ein erfolgreicher Start ist immer wichtig für die langfristigen Planungen, für Gespräche mit Sponsoren, mit potenziellen Neuzugängen oder für Vertragsverlängerungen. Wenn man erst mit dem Saisonende weiß, wo man die kommende Spielzeit spielt, ist das nicht gut für die Planungssicherheit. Wir wollen uns ja interessant machen für Neuzugänge, und die entscheiden sich eben meist in der ersten Saisonhälfte. Aber andererseits haben wir auch schon häufiger bewiesen, dass GWD Minden das immer geschafft hat.“

Dennoch wünscht sich Carstens am Donnerstag natürlich einen Sieg gegen Hamm: „Jeder Erfolg bringt aus auf unserem Weg weiter, das Wichtigste ist, aktuell den Anschluss zu halten, und den Abstand nach oben zu verkürzten. Hamm und wir sind aktuell etwas abgefallen, deswegen wäre ein Sieg unglaublich wichtig.“

Foto: Metge