23.05.2023  LIQUI MOLY HBL

„Seine Majestät“ hat es geschafft: Lindberg ist der beste HBL-Torschütze aller Zeiten!

Er wusste, dass es passiert. Er hat es seiner Frau am Samstagmorgen vorhergesagt. „Ich mache heute zwölf Tore.“ Und so kam es auch. Mit genau diesen zwölf Treffern beim 42:35-Sieg seiner Füchse Berlin gegen GWD Minden wurde Hans Lindberg zum besten HBL-Torschützen aller Zeiten.

Elf hätten es sein müssen, um am Koreaner Kyung-Shin Yoon (2905 Tore) vorbeizuziehen - und als Lindberg eben jenes elfte Tor nach genau 46:31 Minuten erzielte, wurde (mit Einverständnis von GWD Minden) sogar die Partie unterbrochen. Lindberg selbst war angesichts der Jubel-Unterbrechung etwas irritiert: „Es ist ein bisschen komisch, so mitten im Spiel auf einmal. Ich wollte eigentlich wieder schnell loslegen.“

Nach dem Abpfiff gingen die Lindberg-Feierlichkeiten erst richtig los: Im Kreise seiner Familie - alle trugen T-Shirts mit dem Aufdruck „G.O.A.T.“ (Greatest of all time) -schaute sich der 41-Jährige die gesammelten Videobotschaften von ehemaligen Mitstreitern an, darunter die früheren Hamburger Weggefährten wie Pascal Hens, Domagoj Duvnjak oder Blazenko Lackovic. Auch sein Jugendtrainer Johnny Albertson kam zu Wort. „Ich war einfach nur froh, da zu stehen, mit meinen Jungs und meiner Frau und zurückzublicken, mit Leuten, die ich sehr gut kenne“, sagte Lindberg sichtlich gerührt.

2907 Treffer hat er nun auf dem Konto, liegt damit vor Yoon (2905) und dem Ex-Flensburger Lars Christiansen (2874), den er im Dezember 2022 überflügelt hatte. Neben diesem Trio haben bislang nur Jochen Fraatz und Lindbergs aktueller Mannschaftskamerad Robert Weber die „magische Marke“ von 2500 Treffern in der Handball-Bundesliga überboten. Und der entthronte Yoon zeigte sich schon im Vorfeld des Rekords als fairer Sportsmann: „Wenn es so weit ist, werde ich ihm von ganzem Herzen gratulieren. Ich habe mit Hans ein Jahr in Hamburg zusammengespielt und wir haben uns immer gut verstanden. Ich freue mich, dass jemand mein Nachfolger ist, den ich mag und sehr schätze.“

Nach seinem Handbruch im Februar und dem schnellen Comeback Ende April hatte jeder auf den Tag gewartet, an dem Lindberg Yoons Bestmarke (endlich) brechen würde. Im Hause Lindberg und bei den Füchsen kam immer wieder das Gespräch auf dieses Thema. „Das hat mich natürlich einen Tick genervt, dass ich seit einem halben Jahr immer diese Frage kriege. Von meiner Frau habe ich schon viel Ärger nach den letzten beiden Spielen bekommen. Weil ich nicht gut gespielt habe und zu wenige Tore erzielt habe. Jetzt ist es endlich passiert und darauf bin ich stolz.“ Er gibt aber auch zu: „Es ist schwer, Worte zu finden, die das Ganze beschreiben.“

Passende Worte fanden aber andere aus dem Verein: „Alles überstrahlt dieser unfassbare Rekord von Hans Lindberg. Das wird keiner mehr brechen. Das ist ein Fabelrekord, das ist eine Lebensleistung, die ist unfassbar. Das kann man nicht hoch genug bewerten“, sagte Vorstand Sport Stefan Kretzschmar. Und Geschäftsführer Bob Hanning meinte sogar: „Das war einer der absolut größten Momente in der Geschichte der Füchse Berlin.“

Lindbergs dänischer Mitspieler und WM-MVP Mathias Gidsel zieht ebenfalls den Hut vor seinem Landsmann: „Hans ist nicht nur ein Vorbild für jedes dänische Kind, sondern für uns alle in der Mannschaft. Alle schauen auf ihn, wenn wir unter Druck geraten, er ist unser Leader. Ich hoffe, dass er noch viele Jahre spielt und bin stolz, mit ihm aufzulaufen.“

Nachdem der Rekord gebrochen ist, kann Lindberg nun der erste Bundesliga-Spieler werden, der mehr als 3000 Treffer erzielt, seinen Vertrag hatten die Füchse bis 2024 verlängert, danach zieht es den Dänen dorthin, wo alles begann:  zu seinem Heimatverein Høj Haandbold. Vorher - genauer gesagt am kommenden Wochenende - will der Titelhamster Lindberg (Dreifach-Weltmeister, Olympiazweiter, Doppel-Europameister, Sieger in der Champions League und dem EHF-Pokal, deutscher Meister und DHB-Pokalsieger) eine weitere Trophäe erstmals gewinnen: mit den Füchsen beim Finalturnier der European League in Flensburg, wo die Füchse im Halbfinale auf Montpellier treffen. Viele dänische Fans werden auch wegen Lindberg kommen, der in seiner Heimat seit vielen Jahren den Beinamen „Hans Majestæt“ (seine Majestät) trägt. Nicht erst seit Samstag zurecht.

Foto: Imago / Gora