29.08.2022  LIQUI MOLY HBL

Stars, Trainer, Regeln, Technik - das ist neu in der LIQUI MOLY HBL

Mit dem Pixum Super Cup am Mittwoch Abend ist die LIQUI MOLY HBL offiziell in die neue Spielzeit 2022/23. Nur einen Tag später steht am heutigen Donnerstag Abend dann der Auftakt des ersten Saisonspieltags auf dem Programm. Wie bei jedem Start gibt es zahlreiche Neuerungen - auf und abseits des Feldes. Hier der Überblick:

Wieder da: der VfL Gummersbach und der ASV Hamm-Westfalen

Der 9. Juni 2019 ging als schwärzester Tag in die mittlerweile 162-jährige Geschichte des VfL Gummersbach ein - erstmals waren die Oberberger aus der 1. Liga abgestiegen. Drei Jahre dauerte es, bis dieser „Betriebsunfall“ ausgebügelt war, doch schon weit vor dem Ende der Zweitligasaison 2021/22 stand fest: der Dino ist zurück im Oberhaus, hatte als Meister am Ende 13 Punkte Vorsprung vor dem zweitplatzierten Mitaufsteiger ASV Hamm-Westfalen und feierte den Aufstieg mit tausenden Fans. 30 Titel hatte der Traditionsverein zwischen 1966 bis 2011 auf nationaler und internationaler Ebene eingefahren, wurde mehrfach Sieger des Landesmeisterwettbewerbs, dem Vorläufer der Champions League, ist in Deutschland hinter dem aktuellen Rekordmeister THW Kiel (22 Bundesligatitel) immer noch der zweiterfolgreichste Verein. Trainer Gudjon Valur Sigurdsson setzt nun auf eine junge Mannschaft, aus der der neue Kapitän und Nationalspieler Julian Köster herausragt.

Wie beim VfL Gummersbach gab es auch beim ASV Hamm-Westfalen viele Wechsel im Kader. Die Westfalen waren bislang nur in der Saison 2010/11 erstklassig - und man ist sich bewusst, dass der Kampf um den Klassenerhalt eine „Herkulesaufgabe“ ist, wie es Trainer Michael Lerscht formulierte.

SC Magdeburg zurück auf der großen Bühne

Nach 21 Jahren wurde der SC Magdeburg wieder Deutscher Handballmeister, genau 20 Jahre nach dem Triumpf in der Champions League mit Spielern wie Olafur Stefansson, Stefan Kretzschmar oder Joel Abati. In der Saison 2005/06 startete der Traditionsverein letztmals in der Königsklasse, seither folgten unter anderem zwei weitere Europapokaltitel (EHF Cup 2007, European League 2021). Nun aber spielt der SCM als deutscher Meister wieder mit auf der großen Champions-League-Bühne. Dort bekommt es Magdeburg in der Gruppenphase mit PSG, Veszprem, Zagreb, Porto, Bukarest, Plock (Polen) und GOG aus Dänemark zu tun. Zweiter deutscher CL-Starter ist der THW Kiel, der bereits in der Gruppenphase auf die beiden diesjährigen Finalisten Barcelona und Kielce trifft. Beide HBL-Vertreter träumen vom Finalturnier im Juni 2023 in Köln.

Neue Stars

Die Fans der LIQUI MOLY HBL dürfen sich auf viele neue Stars freuen, die die Liga beleben werden: Allen voran ist es Linkshänder Mathias Gidsel, der von GOG zu den Füchsen Berlin gewechselt ist. Der dänische Weltmeister und Olympiazweite war bei den Olympischen Spielen in Tokio als MVP (bester Turnierspieler) ausgezeichnet worden. Mit nun 23 Jahren stand er zudem bereits in den Allstar-Teams von Welt- und Europameisterschaften.

Auch die MT Melsungen setzt auf internationale Klasse, allen voran durch den Brasilianer Rogerio Moraes, der früher schon einmal für den THW Kiel auflief und später mit Vardar Skopje zweimal die EHF Champions League gewann. In der Vorsaison war der bullige Kreisläufer einer der Garanten für den Triumpf von Benfica Lissabon in der European League. Daneben hat Melsungen den spanischen Vize-Europameister Agustin Casado aus La Rioja und den polnischen Nationaltorwart Adam Morawski aus Plock verpflichtet.

In der European League war der Kroate Halil Jaganjac der Torschützenkönig, der Rückraumspieler wechselte nun von RK Nexe auf Leihbasis zu den Rhein-Neckar Löwen, steht offiziell beim CL-Finalisten Lomza Kielce unter Vertrag.

Gleich zwei junge schwedische Europameister sind neu beim THW Kiel: Eric Johansson (von Elverum Handball/NOR) und Karl Wallinius (von Montpellier HB). Auf Schweizer Wertarbeit setzt Meister SC Magdeburg: neben Lucas Meister (aus Minden) ist Torwart Nikola Portner der zweite neue Eidgenosse beim SCM. Mit Montpellier gewann Portner als erster Schweizer überhaupt 2018 die Königsklasse, wurde in der Vorsaison im Dress von Chambery als bester Torwart der französischen Liga ausgezeichnet.

Einen Transfer-Kracher konnte auch FRISCH AUF Göppingen vermelden - mit dem aus Montpellier gekommenen Portugiesen Gilberto Duarte, der zuvor unter anderem für den FC Porto und den FC Barcelona gespielt hatte. Und aus Portugal kehrte auch ein aktueller DHB-Nationalspieler zurück in die LIQUI MOLY HBL: Djibril M´Bengue, der vom Meister FC Porto zum Bergischen HC gewechselt ist.

Neue Trainer

Zwei Trainerposten wurden in der LIQUI MOLY HBL neu besetzt: nach über zehn Jahren hat Sebastian Hinze den Bergischen HC verlassen und heuerte als Nachfolger von Ljubomir Vranjes bei den Rhein-Neckar Löwen an. Der gebürtige Wuppertaler hatte die „Bergischen Löwen“ über viele Jahre geprägt - und sein Nachfolger kommt quasi aus der Nachbarschaft: Jamal Naji war zuvor Cheftrainer bei TuSEM Essen. Beide stehen für eine junge, aufstrebende Trainergeneration.

Neue Regeln

Der Handball-Weltverband IHF hat zum 1. Juli neue Regeln eingeführt, diese gelten natürlich auch in der LIQUI MOLY HBL. Die Änderungen betreffen das Zeitspiel, die Anwurfzone sowie Kopftreffer gegen Torhüter. Die einzige der neuen IHF-Regeln, die in Deutschland nicht umgesetzt wird, betrifft den Einsatz von harzfreien Bällen.

  • 4 statt 6 Pässe, wenn Zeitspiel angezeigt wird

Hatten die Schiedsrichter bislang Zeitspiel angezeigt, durfte die angreifende Mannschaft bislang noch sechs Pässe spielen, bis der Torwurf erfolgen musste. Diese Anzahl wurde auf vier reduziert, das Angriffsspiel soll damit schneller werden.

  • Anwurfzone statt Fuß auf der Linie

Bislang musste der Spieler beim Anwurf nach einem Tor mit einem Fuß auf der Mittellinie stehen. Nun erfolgt der Anwurf aus dem neuen Anwurfkreis, der einen Durchmesser von vier Metern hat. Der Anwurf darf aus der Bewegung heraus erfolgen, so soll die schnelle Mitte noch schneller werden. Nach den Erfahrungen aus der Saisonvorbereitung hat diese Regel die größten Auswirkungen auf das Spiel. In 1. und 2. Bundesliga ist der neue Anwurfkreis verpflichtend.

  • Zeitstrafe bei Kopftreffern aus dem Spiel

Um die Gesundheit des Torwarts zu schützen, können die Schiedsrichter nun auch bei Kopftreffern aus dem Spiel heraus eine Zeitstrafe verhängen - aber nur dann, wenn der Schütze frei zum Wurf kommt, nicht von einem Abwehrspieler bedrängt wird und der Torwart nicht in Bewegung war. Bisher wurden nur Kopftreffer bei direkten Freiwürfen und Siebenmetern geahndet, dann allerdings mit einer Disqualifikation des Werfers.

Technische Innovationen

Mit dem Saisonstart kommen in der LIQUI MOLY HBL bei allen Spielen die Auszeit-Buzzer zum Einsatz. Der Buzzer ersetzt die Grüne Karte, mit der zuvor der Trainer, dessen Team im Angriff ist, eine Auszeit nahm. Die Buzzer stehen rechts und links vom Zeitnehmertisch sind direkt mit dem Hallenanzeigensystem verbunden, wodurch die Spielzeit mit Betätigung der Auszeit durch den Zeitnehmer automatisch gestoppt wird. Der Buzzer wurde erstmals und erfolgreich beim REWE Final4 2022 eingesetzt. In der 2. HBL ist das System zu Beginn der Rückrunde Anfang Februar 2023 vorgesehen.  

Eine weitere technische Neuerung ist, dass das Signal der Führungskamera von den beteiligten Mannschaften zur Analyse während eines laufenden Spiels genutzt werden. Das wird durch den Einsatz eines standardisierten Analysetools möglich, das den Trainerteams der LIQUI MOLY HBL zur Verfügung gestellt wird. Die direkte Auswertung des Bildmaterials unterstützt die Tätigkeit auf den Trainerbänken und erweitert die Möglichkeiten zum Coaching während und nach jedem Spiel. Auszeit-Buzzer und Live-Video-Analyse kommen bereits beim Pixum Super Cup am 31. August in Düsseldorf zum Einsatz.

Neue internationale Streaming-Plattform

Die LIQUI MOLY HBL geht auch international neue Vermarktungswege: Mit dem Pixum Super Cup startet die LIQUI MOLY HBL eine eigene Online-Streaming-Plattform. Mit HBL TV will die Bundesliga ergänzend zu bereits bestehenden Lizenzpartnerschaften neue Zuschauer in Ländern erreichen, in denen bisher keine Bundesligaspiele live zu sehen sind. Dazu zählen etwa die europäischen Märkte Spanien und Portugal, aber auch Märkte in Asien (China, Japan) und Afrika (Ägypten, Tunesien).

Zum Start wird der Pixum Super Cup zwischen dem deutschen Meister SC Magdeburg und dem Pokalsieger THW Kiel kostenfrei und live mit englischsprachigem Kommentar in diesen Ländern abrufbar sein. „Unser erklärtes Ziel ist es, mehr Reichweite jenseits unserer Kern- und Lizenzmärkte aufzubauen, um im zweiten Schritt eine nachhaltige Steigerung der Vermarktungserlöse zu erreichen“, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann.

Foto: Klahn