19.09.2021  LIQUI MOLY HBL

Die Stimmen zum Topspiel: "Wir haben unfassbar gut gespielt"

Superstar Sander Sagosen ist mit der Leistung seines THW Kiel im Nordderby gegen die SG Flensburg-Handewitt mehr als zufrieden. Dank einer überragenden Teamleistung und sehenswertem Tempohandball ließen die Kieler den Gästen aus Flensburg nicht den Hauch einer Chance. Am Ende bejubelten 9.000 Zuschauer einen deutlichen und hochverdienten 33:23-Heimsieg des THW. Die Stimmen zum Nord-Klassiker:

Maik Machulla (Trainer SG Flensburg-Handewitt) ... 

... zum Spiel: "Wir waren in vielen Bereichen nicht konkurrenzfähig. Der THW hat uns in der zweiten Halbzeit deutlich geschlagen. Wir hatten die Möglichkeit, auf zwei Tore heranzukommen, wo wir unsere Chancen verwerfen. Und dann haben sie einen Lauf, wo sie uns überlaufen. Dann ist bei uns die Moral so ein bisschen gebrochen. Und dann wird es am Ende so deutlich. Insgesamt haben wir die Dinge nicht so konsequent umgesetzt, wie wir uns das vorgestellt haben. Am Ende fehlt dann auch ein Stück weit die Kraft, noch dagegen zu halten. Kiel ist mit Abstand der Top-Favorit. Sie sind einfach die beste Mannschaft. Sie haben unglaublich viel Qualität auch auf der Bank. Diese Möglichkeiten haben wir nicht. Wir werden uns nie beschweren, das haben wir auch nie gemacht. Aber es ist natürlich schon für uns auch eine herbe Enttäuschung. Wir wollen unsere Ziele ja auch erreichen und müssen jetzt schauen, dass wir als Mannschaft zusammenstehen und diese schwierige Situation auch gemeinsam meistern." 

... zum Kampf um die Meisterschaft: "Wir sollten momentan nicht so viel über die Meisterschaft sprechen. Der ganze Verein wird jetzt eine schwierige Phase durchmachen müssen. Das ist uns extrem bewusst. Wir hätten gedacht, dass wir ein bisschen besser damit durchkommen. Wir hätten aber auch nicht gedacht, dass wir so viele Verletzte haben. Ich finde das Dümmste, das wir jetzt machen können, ist, über die Meisterschaft zu reden. Wir haben andere Aufgaben zu lösen." 

... zu geringeren Erwartungen durch die Verletzungen (vor dem Spiel): "Das ist natürlich irgendwie auch normal. Trotzdem haben wir natürlich die höchsten Ansprüche und wollen natürlich immer das Beste aus uns herausholen. Wir wollen die Situation eigentlich nicht akzeptieren. Wir müssen auch ein bisschen realistisch bleiben, wir sind momentan nicht auf Augenhöhe mit den besten Mannschaften der Liga, weil wir einfach personell arg gebeutelt sind. Aber wir haben letzte Saison auch bewiesen, dass wir mit einem kleinen Kader unglaublich viel Qualität auf die Platte bringen. Jetzt befinden wir uns aber am Anfang der Saison, das heißt, dass der Substanzverlust bei den fitten Spielern recht hoch ist, und das wird uns dann irgendwann kosten. Aber egal wie groß die Probleme sind, wir nehmen es immer als Herausforderung. Sie werden es nie von mir oder einem Spieler erleben, dass wir uns hinsetzen und aufgeben. Ganz im Gegenteil, wir versuchen immer kreative Lösungen zu finden und das Beste aus der Situation zu machen." 

... zu einer möglichen Nachverpflichtung von Mathias Gidsel (vor dem Spiel): "Wir denken über ganz viele Situationen nach. Mathias ist natürlich auch jemand, wo wir uns Gedanken machen. Aber wir sind ja nicht in der Situation, dass wir irgendwas fordern können. Da sind wir auf die Unterstützung von allen Beteiligten angewiesen. Abgesehen davon ist zum Beispiel Franz Semper auf einem guten Weg. Das sind alles überschaubare Verletzungszeiträume. Und wenn wir dann Ende Oktober den gesamten Kader zur Verfügung haben, plus eine Nachverpflichtung, dann haben wir auch wieder ein Problem. Wir müssen jetzt kurzfristig gucken, dass wir das mit dem aktuellen Kader lösen und in der Tabelle nicht zu weit abreißen lassen. Da hilft uns das harte Programm, das wir momentan haben nicht. Wir gehen es aber an und gucken, was auf dem Transfermarkt möglich ist. Aber über Namen zu spekulieren ist unseriös und hilft uns nicht."

Filip Jicha (Trainer THW Kiel) ... 

... zum Spiel: "Am allermeisten freue ich mich, dass wir mit den Zuschauern wieder sowas wie eine Derby-Stimmung erleben durften. Das hat uns allen gefehlt. Wir haben heute ein tolles Spiel gemacht. Wir waren sofort präsent und hatten viele gute Ansätze. Mitte der ersten Halbzeit hatten wir einen kleinen Bruch im Spiel. In der zweiten Halbzeit sind wir rausgekommen und wollten unbedingt gewinnen. Da hat uns dann etwas die Lockerheit gefehlt. Das war keine leichte Phase, aber wir haben es gut gemacht. Den Zahn haben wir den Flensburgern mit unserer Abwehrarbeit gezogen. Wir waren sehr flink auf den Beinen und im Eins-gegen-Eins. Und wenn du gegen Mannschaften wie Flensburg gewinnen willst, dann musst du in den Zweikämpfen da sein. Und dazu waren wir bereit. Wir waren sehr fleißig." 

... zur guten Entwicklung seiner Mannschaft (vor dem Spiel): "Wir wollen unser Spiel natürlich immer weiter ausbauen. Wir haben unser Spiel in den letzten zwei, drei Jahren auf einen gewissen Standard gebracht. Und das wollen wir immer weiter ausbauen. Der Handballsport, der sehr kreativ ist, bietet diese Möglichkeiten, immer etwas zu verändern und auszubauen." 

Jim Gottfridsson (SG Flensburg-Handewitt) ...

... zum Spiel: "In der ersten Halbzeit und bis zur 40. Minuten haben wir eigentlich gut gespielt. Dann haben wir etwas den Glauben verloren und so war es am Ende nicht genug. Und dann ist es schwer mit diesem kleinen Kader zurückzukommen. Wir haben alles versucht, aber es hat nicht gereicht. Wir haben zurzeit einen kleinen Kader und müssen in jedem Spiel kämpfen." 

Sander Sagosen (THW Kiel) ... 

... zur Kulisse: "Die Atmosphäre war der Wahnsinn, ein echter Traum. Für diese Kulisse arbeiten wir das ganze Jahr. Wegen dieser Kulisse haben wir mit zehn Toren gewonnen." 

... zum Spiel: "Wir haben super gespielt. Wir wissen, dass die Flensburger auch dezimiert noch eine sehr gute Mannschaft haben. Wir mussten von Anfang an kämpfen, aber das haben wir gemacht. Wir haben unfassbar gut gespielt." 

Viktor Szilagyi (Geschäftsführer THW Kiel) ...

... zum Spiel: "Insgesamt war der Auftritt überwältigend. Wir waren von Beginn an gut eingestellt und auf alles vorbereitet. Gerade in der ersten Halbzeit hatten wir eine zehnminütige Phase, in der wir auf allerhöchstem Niveau decken, Bälle erobern und wenn ein Flensburger mal durchkam, Niklas Landin zur Stelle war. Und das war dann auch die entscheidende Phase in diesem Spiel. Wir genießen die Momentaufnahme, aber wir wissen auch welchen Monat und Spieltag wir haben und was noch alles auf uns zukommen kann. Trotzdem muss man den heutigen Tag auch mal genießen. Vor dieser Kulisse gegen Flensburg mit zehn Toren zu gewinnen ist schon unglaublich besonders und das müssen die Jungs auch mal genießen." 

Dierk Schmäschke (Geschäftsführer SG Flensburg-Handewitt) ...

... zum Spiel und der Situation: "Ein Derby mit zehn Toren zu verlieren ist nie schön. Aber uns fehlt auch der komplette Rückraum. So eine Niederlage zu Beginn der Saison müssen wir erstmal wegstecken. Die Saison ist noch lang aber das wir gleich mit so vielen Verletzten anfangen müssen ist schon hart. Wir müssen jetzt ruhig bleiben und hoffen, dass möglichst bald der ein oder andere Spieler wiederkommt. Oder wir vielleicht sogar noch in irgendeiner Form reagieren. Wir müssen jetzt sehen, dass wir durch diesen Saisonstart einigermaßen vernünftig durchkommen. Wir machen uns aber in jede Richtung intensiv Gedanken. Aber die Saison ist noch lang und wir dürfen nicht zu früh den Kopf in den Sand stecken."

Stefan Kretzschmar (Sky Experte) ... 

... zum Spiel: "Flensburg fehlen natürlich vier Rückraumspieler, dieser Aderlass ist enorm. Und sie sind in dieser Formation nicht konkurrenzfähig gegen die Top-Mannschaften. Kiel hat es natürlich überragend gemacht, aber diese Flensburger Mannschaft ist im Moment nicht der Maßstab. In dieser Verfassung ist Kiel europäisch das Maß der Dinge. Aber natürlich muss man ihnen noch nicht die Meisterschale überreichen. Das ist die stärkste Liga der Welt. Es kann noch so viel passieren die gesamte Saison über. Trotzdem kann sich Kiel in der Form, in der sie heute aufgetreten sind, zurecht feiern." 

... zu Kiel und Sander Sagosen (vor dem Spiel): "Das Auswärtsspiel in Melsungen war symptomatisch für die starke Kieler Entwicklung in dieser Saison. Das entscheidende bei Kiel in dieser Saison ist, dass sie es noch konsequenter machen. Und Sagosen ist natürlich der Mann, der die Genialität sowohl im Eins-gegen-Eins als auch in den Pässen zum Außenspieler oder zum Kreis besitzt. Er ist Kiels stärkster Spieler und offensichtlich in einer sehr guten Verfassung. Aber das System, das Filip Jicha spielen lässt, ist die entscheidende Waffe, die Kiel in diesem Jahr wieder zur Meisterschaft führen kann."

Quelle: SID

Foto: Klahn