23.02.2022  LIQUI MOLY HBL

ÜberZahl – Die Zahlenkolumne: Die Most Improved Player

In der US-Basketballliga NBA wird jährlich der „Most Improved Player“, also der Spieler, der sich im Vergleich zur Vorsaison am meisten verbessert hat und auf dem Weg zum Star ist, ausgezeichnet. In der neuen Ausgabe von „ÜberZahl“ analysiert Datenjournalist Julian Rux, welche vier Spieler in der LIQUI MOLY HBL Top-Kandidaten auf diesen Award wären.

Damit die Kandidaten für den „Most Improved Player“ der LIQUI MOLY HBL fair bestimmt werden können, gibt es drei Regeln:

1. Es muss eine deutliche Verbesserung in den Statistiken eines Spielers im Vergleich zur Saison 2020/21 geben.
2. Die verbesserten Durchschnittswerte dürfen nicht nur aufgrund gestiegener Spielzeit oder wenig gespielter Spiele stattgefunden haben.
3. Der Spieler darf nicht schon früher auf ähnlichem Niveau wie aktuell gespielt haben.

Potenzielle Kandidaten wie Christoph Steinert (+4,4 Tore pro Spiel, davon allerdings 2,5 durch Siebenmeter sowie -19,4 Prozentpunkte Feldwurfquote), Lasse Svan (+1,4 Tore pro Spiel) oder Silvio Heinevetter (+6,3 Prozentpunkte Paradenquote) wurden deshalb nicht berücksichtigt.

Kristian Saeverås

Während Heinevetter wieder an alte Zeiten anknüpft, ist Kristian Saeverås mit 31,7 % gehaltenen Bällen erstmals in der absoluten Spitze der Torhüter der besten Liga der Welt zu finden. In der vergangenen Saison, seiner ersten in der LIQUI MOLY HBL, war er mit 26,4 % noch deutlich unterdurchschnittlich. Nun rangiert er auf Rang neun unter allen Schlussmännern.

Bei fast jeder Wurfposition konnte sich der Norweger verbessern. Besonders bei Würfen von den Außen-Positionen ist er überragend. Hier führt er mit 41,9 % parierten Bällen vor allen anderen Torhütern der Liga. Bei diesen Abschlüssen war er jedoch bereits im Vorjahr stark.

Am meisten verbessert hat sich Saeverås bei Siebenmetern. Mit lediglich zwei Paraden bei 59 Strafwürfen auf sein Tor (3,4 %) war er in der vergangenen Saison alles andere als ein Siebenmeterkiller. In der aktuellen Spielzeit steht er immerhin bei 15,2 %, auch wenn dies weiterhin leicht unterdurchschnittlich ist.

Durch den Abgang von Joel Birlehm ist er nun die klare Nummer eins beim SC DHfK Leipzig und hat jetzt die Chance sich mit noch mehr Spielzeit unter den Top-Torhütern der Liga zu etablieren.

Moritz Strosack

Während Tim Nothdurft in der vergangenen Saison einer der Top-Kandidaten auf den „Most Improved Player“ gewesen wäre, ist es in der aktuellen Spielzeit der andere Stamm-Außen des HBW Balingen-Weilstetten, Moritz Strosack.

Mit herausragenden Leistungen hat er sich den Stammplatz auch absolut verdient. Denn mit 3,1 Toren pro Spiel ist er momentan der Rechtsaußen mit den viertmeisten Feldtoren in der LIQUI MOLY HBL. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung um 1,9 Tore pro Spiel, was der beste Wert der Liga ist.

Während häufigere Torabschlüsse normalerweise eine schwächere Effizienz mit sich bringen, ist dies bei dem Linkshänder nicht der Fall. Seine Trefferquote konnte er sogar um 18,1 Prozentpunkte verbessern. Mit herausragenden 81,2 % liegt er unter allen 38 Außenspielern, die mindestens 2,5 Mal pro Spiel aus dem Feld werfen, auf dem ersten Platz. Deutlich vor Weltklasse-Spielern wie Timo Kastening, Lasse Svan oder Niclas Ekberg.

Insgesamt fliegt Strosack etwas unter dem Radar, da er keine Siebenmeter wirft und so seine gesamte Torausbeute im Vergleich zu anderen Außen natürlich niedriger ist. Er ist jedoch auf dem besten Weg, dass dies nicht mehr lange der Fall ist.

Philipp Ahouansou

Während bei den Rhein-Neckar Löwen in der aktuellen Spielzeit wenig rund läuft, ist Philipp Ahouansou eine der wenigen positiven Ausnahmen. 2,5 Tore erzielt der 20-Jährige in der aktuellen Spielzeit pro Spiel, was 1,8 mehr als in der vergangenen Spielzeit sind.

Wie bei Strosack hat auch Ahouansou nicht nur seine Torausbeute, sondern auch seine Effizienz deutlich verbessert. Starke 68,2 % seiner Würfe netzt er ein, was im Vergleich zum Vorjahr überragende 26,1 Prozentpunkte mehr sind. Unter allen Rückraumspielern mit mindestens drei Feldwürfen pro Spiel kommen lediglich die beiden Stuttgarter Egon Hanusz und Viggó Kristjánsson auf bessere Feldwurfquoten.

Diese Steigerung hat zwei Gründe. Zum einen schafft er es deutlich öfter aus der Nahdistanz abzuschließen, von wo die durchschnittliche Trefferquote allgemein deutlich höher ist. 2020/21 waren noch 70,2 % seiner Würfe aus rund neun Metern. In der aktuellen Spielzeit sind es nur noch 51,5 %.

Außerdem gehört er mittlerweile auch zu den besten Werfern der LIQUI MOLY HBL aus dem Rückraum. Mit 55,9 % hat er momentan unter allen Spielern mit mindestens 1,5 Würfen pro Spiel die fünftbeste Trefferquote aus rund neun Metern.

Nachdem Ahouansou bereits für die Europameisterschaft 2022 im erweiterten Kader der deutschen Nationalmannschaft stand, wird Bundestrainer Alfred Gislason bei anhaltenden Leistungen sicherlich keinen Weg mehr an ihm vorbei finden.

Ivan Martinovic

Bei Ivan Martinovic ist die Steigerung auf den ersten Blick gar nicht so deutlich. Lediglich 0,5 Tore pro Spiel erzielt der Kroate aktuell mehr als in der vergangenen Saison, deutlich weniger als Strosack und Ahouansou. Seine Wurfquote ist sogar um 2,1 Prozentpunkte zurückgegangen.

Deutlich beeindruckender werden die Zahlen des Kroaten jedoch, wenn man bedenkt, dass er in der aktuellen Saison pro Spiel 1,1 Siebenmeter weniger als in der vergangenen Spielzeit wirft. Dafür erzielt er aus dem Feld starke 1,8 Tore mehr als 2020/21. Damit ist er der viertbeste Feldtorschütze unter allen Rückraumspielern.

Seine Trefferquote aus dem Feld konnte er sogar um 8,0 Prozentpunkte verbessern. Damit steht er aktuell bei einer Feldwurfquote von 60,5 %, womit er deutlich besser abschneidet, als die drei Spieler vor ihm in der Rückraum-Torschützenliste. Abgesehen von Siebenmetern hat er von jeder Wurfposition seine Quote verbessert. Bemerkenswert ist auch, dass er seine Anzahl an Assists um 0,5 pro Spiel steigern konnte, während die Ballverluste wieder auf dem Vorjahresniveau sind.

In der kommenden Spielzeit wird Martinovic zur MT Melsungen wechseln. Da er bereits jetzt sehr effizient spielt und die Effizienz mit etwas weniger Verantwortung sich normalerweise verbessert, sollte er gute Chancen haben, sich gegen starke interne Konkurrenz im Rückraum durchzusetzen.

Julian Rux ist Datenanalyst und Datenjournalist. Auf seinem Blog Handballytics.de analysiert er aus neuen, datenbasierten Blickwinkeln alle möglichen Themen rund um den Handball. Ihr findet ihn auch auf InstagramFacebook und Twitter.