07.03.2021  LIQUI MOLY HBL

Nordhorn chancenlos beim Rekordmeister

Der THW Kiel hat sich keine Blöße gegeben: Kurz vor der Nationalmannschaftspause ließ der THW gegen die HSG Nordhorn-Lingen keine Zweifel an seiner Stärke aufkommen und schickte den Aufsteiger mit einem deutlichen 32:22 auf die Heimreise. Damit bleiben die Zebras im Geschäft um die Meisterschaft, während Nordhorn weiter um jeden Punkt im Kampf um den Klassenerhalt kämpfen muss.

Die Favoritenrolle war am Sonnabendabend in der Wunderino Arena deutlich verteilt. Meister THW Kiel brachte bis auf Rekonvaleszent Nikola Bilyk sein komplettes Aufgebot auf die Platte, Außenseiter HSG Nordhorn-Lingen, derzeit auf Rang 17 der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga und in akuter Abstiegsnot, hätte dagegen mit dem Kleinbus anreisen können, vom ohnehin dünn besetzten Kader fehlten Trainer Daniel Kubes vier Stammkräfte aus Verletzungsgründen. Die Kieler kämpften sich zuletzt bravourös durch ein extrem schwieriges Programm, absolvierten das siebte Spiel innerhalb von 13 Tagen. Dennoch hätten die Gäste ein kleines Wunder benötigt, um die Sensation beim den deutschen Rekordmeister zu schaffen. Das Wunder blieb aus, die Kieler unterstrichen auch dank eines überragenden Niklas Landin ihre Favoritenrolle mit einem dicken Filzstift, führten schon bei Halbzeit mit 18:7 Toren, wechselten dann munter durch und setzten sich am Ende hochverdient mit 32:22 Toren durch.

Kreisläufer Patrick Wiencek war mit acht Treffern erfolgreichster Kieler Schütze vor Niclas Ekberg, der sechsmal traf, fünfmal dabei vom Siebenmeterpunkt. Bei den Gästen war Dominik Kalafut mit vier Toren am erfolgreichsten, dessen Foul an Steffen Weinhold aus dem Hinspiel zwar noch in allen Köpfen war, in der Wunderino Arena aber keine Nachwehen auf beiden Seiten nach sich zog. Patrick Wiencek zeigte sich nach dem Handball-Marathon der vergangenen Tage erleichtert und "stolz, dass wir die meisten Spiele in den letzten Tagen gewonnen haben und vor allem alle Spieler gesund geblieben sind." Der Trainer habe das Team vor dem Spiel gegen Nordhorn, das letzte vor der Nationalmannschaftspause, noch einmal heiß gemacht: "Wir haben uns seine Worte zu Herzen genommen. Jetzt sind wir glücklich über diesen Sieg."

Trainiert habe die Mannschaft in den Tagen zwischen den Spielen überhaupt nicht, sagte Kiels Mannschaftskapitän. "Das zeigt auch, welche Qualität wir im Team und auf der Bank haben, in unserer Mannschaft stehen überragende Typen." Das sah man auch gegen die HSG Nordhorn-Lingen: Die Kieler brannten gleich nach dem Anpfiff ein Feuerwerk ab. Zweimal Sagosen und Ekberg und einmal Magnus Landin brachten Kiel bereits nach fünf Minuten mit 5:1 in Front, 7:2 stand es nach sieben Minuten, 10:4 nach 15. Zunächst war es nur Nordhorns Torjäger Robert Weber, der ein wenig dagegenhielt, der Österreicher traf dreimal in der ersten Halbzeit, scheiterte jedoch schon früh mit seiner eigentlichen Spezialiät, dem erfolgreichen Abschluss vom Siebenmeterpunkt. 

Denn für Furore sorgten nicht nur Kiels Angreifer, auch Niklas Landin im THW-Tor zeigte einmal mehr seine Extraklasse. Der Welthandballer hielt in den 60 Minuten insgesamt 19 Bälle an, und für Nordhorns Siebenmeterschützen wurde der dänische Weltmeister gar zum Albtraum. Sechs Strafwürfe verhängte das Schiedsrichtergespann gegen den THW, viermal stoppte Landin den Ball, die HSG-Spieler hatten zuletzt schon zittrige Finger, wenn der Siebenmeterpfiff ertönte. Seine Vorderleute nutzten die Steilvorlage ihres Welthandballers und ließen es krachen: Pavel Horak hämmerte einen Gegenstoß aus elf Metern unter die Latte, Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek profitierten von Zauber-Anspielen aus dem Rückraum. So hatten die Zebras schon bei Halbzeit und einer Elf-Tore-Führung den Großteil ihrer Arbeit erledigt.

Trainer Filip Jicha nutzte die Gunst der klaren Führung, wechselte in den zweiten 30 Minuten quer durch den Kader und gab auch den jungen Leuten wie Oskar Sunnefeldt, Sven Ehrig oder Malte Voigt die Gelegenheit, sich für weitere Aufgaben zu qualifizieren. So litt der Spielfluss, auch, weil Jicha im Wissen des klaren Erfolges taktische Varianten ausprobierte, sich aber unter anderem weiter auf Landin und Miha Zarabec verlassen konnte: Der quirlige Slowene spielte der gegnerischen Deckung Knoten in die Beine und fand immer wieder eine Lücke für seine präzisen Anspiele. Und Nordhorn? Der Abstiegskandidat hielt dagegen, gestaltete die Partie jetzt nicht nur ausgeglichen, sondern feierte sogar einen kleinen Sieg: Halbzeit zwei ging mit 15:14 an die Männer von der holländischen Grenze. Kleiner Trost nach einer Lehrstunde in der ersten Halbzeit und der bevorstehenden rund 600 Kilometer langen Busreise zurück nach Hause durch die dunkle Märznacht.

Nach dem Spiel zerstreute sich die Zebraherde in alle Himmelsrichtungen. Bis auf Rune Dahmke, Sven Ehrig, Dario Quenstedt und Pavel Horak sowie die Youngsters, die sich auf vier freie Tage freuen können, reisten alle Kieler Handballer zu ihren Nationalmannschaften. Gemeinsam mit Steffen Weinhold und Hendrik Pekeler packte Wiencek gleich nach dem Spiel die Taschen, um nach Berlin zum DHB-Team und seinem ehemaligen Vereinstrainer Alfred Gislason zu fahren. Die drei Kieler hatten aufgrund der schwierigen Familien-Situation im Corona-Lockdown auf die Weltmeisterschaft in Ägypten verzichtet, wurden von Bundestrainer Gislason jetzt aber für die Olympia-Qualifikation am kommenden Wochenende nominiert. Wiencek: "Ich bin froh und stolz, wieder bei der Nationalmannschaft spielen zu dürfen, aber es wird ein schweres Wochenende gegen drei Teams, die alle in der Lage sind, Olympia zu erreichen."

Quelle: THW Kiel

Foto: Klahn