05.05.2021  2. HBL

Die Stimmen des Spieltags: „Moral war super, das Unentschieden bringt uns aber nicht weiter“

SG-Trainer Maik Machulla hadert mit der Leistung seiner Mannschaft. Durch das Unentschieden haben sie einen wichtigen Punkt im Kampf um den Meistertitel verloren: „Wir haben nun fünf Minuspunkte, genau wie der THW. Es wird ein Kopf an Kopf Rennen." Der Trainer des THW Kiel, Filip Jicha, macht sich nach dem Sieg gegen Erlangen noch keine Gedanken um die Meisterschaft: „Das interessiert mich wenig bis gar nicht. Es stehen noch viele Spiele an und da kann man sich nicht mit der Tabelle auseinandersetzen."

Maik Machulla (Trainer SG Flensburg-Handewitt) ...

... zum Spiel: „Es war so, dass wir viele Phasen in dem Spiel hatten, wo wir weder im Angriff noch der Verteidigung unseren Plan umgesetzt haben. In der ersten Halbzeit waren wir defensiv überhaupt nicht präsent. Dort hatten wir aber einen sehr guten Angriff und müssen daher eigentlich zur Halbzeit noch deutlicher führen. In den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte schmeißen wir das Spiel dann weg. Wir haben uns dann unglaublich gut zurückgekämpft und sogar am Ende die Chance gehabt, das Spiel zu gewinnen. Auch wenn es von der Moral super war, sich zurück zu kämpfen, bringt uns dieses Unentschieden nicht weiter.“

... zur kritischen Situation kurz vor Ende: „Das war eine sehr bittere Situation. Es ist so, wenn das Trikot kaputt ist und der Schiedsrichter ihn rausschickt, ist er nicht verpflichtet, auf ihn zu warten. Wenn er uns allerdings zusagt, zu warten, muss ich davon ausgehen. Dann pfeift er genau in dem Moment an, wo der Spieler das Trikot wechselt und das ist nicht in Ordnung und ärgert mich extrem.“

... zum Meisterschaftskampf: „Wir haben nun fünf Minuspunkte, genau wie der THW. Es wird ein Kopf an Kopf Rennen. Wir müssen aus den letzten 15 Minuten das beste mitnehmen. Wir wissen, dass wir die Leistung bringen können aber auch, dass es ein harter Kampf wird.“

... zum engen Spielplan (vor dem Spiel): „Sich mental auf eine so schwierige Phase mit vielen Spiel vorzubereiten ist der wichtigste Faktor. Das ist eine große Stärke unserer Mannschaft, allerdings ist es jedes Mal ein großer Kraftakt. Wir können ebenfalls nicht davon ausgehen, dass es jedes Mal klappt. Wir tun im Umfeld der Spieler alles dafür, jedes Mal auf der Platte Höchstleistung zu bringen.“

Kresimir Kozina (FRISCH AUF! Göppingen) ...

... zum Spiel: „Vor dem Spiel hätte ich gesagt: Wahnsinns Punkt. Ohne Heymann und alles – wie allerdings die zweite Halbzeit lief muss man sagen, dass wir es selber verspielt haben. Wir hatten lange keine technischen Fehler und klug gespielt. In den letzten zehn Minuten haben wir das nicht gemacht und Flensburg hätte am Ende gewinnen sollen. So haben wir den Punkt zwar geholt, sind aber nicht im Feiermodus. Ich möchte auch nicht überheblich dastehen, wir haben gegen den Tabellenersten einen Punkt geholt. Wir können aber noch viel mehr.“

Sebastian Heymann (FRISCH AUF! Göppingen) ...

... zu seiner Vertragsverlängerung (vor dem Spiel): „Ich fühle mich hier im Süden wohl. Aus der Region komme ich – meine Eltern und Freunde habe ich direkt um die Ecke. Hier fühle ich mich einfach wohl. Das war ein Punkt, warum ich mich für Göppingen entschieden habe. Der Hauptgrund war allerdings, dass ich hier alles vorfinde, was ich benötige, um mich weiter zu entwickeln. Ich habe eine super, ehrgeizige Mannschaft um mich herum und Mitspieler, von denen ich noch viel lernen kann. Das ganze Vertrauen, dass der Verein in mich gesteckt hat – auch, als ich schwer verletzt war – möchte ich zurückgeben. Ich habe auch mit anderen Klubs gesprochen. Am Ende habe ich mich aber aus den genannten Gründen für Göppingen entschieden.“

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Filip Jicha (Trainer THW Kiel) ...

... zum Spiel: „Es ist immer eine Lotterie nach dem Lehrgang direkt die beste Leistung zu zeigen. Kurzfristig hat sich noch Sander abgemeldet – es gibt doch noch normale Krankheiten. Das mussten wir kompensieren. Im Großen und Ganzen bin ich wirklich zufrieden, wir haben nur am Anfang ein paar technische Fehler mehr gemacht.“

... zum vermehrten Einsatz des 7:6-Systems: „Es ist definitiv eine Hassliebe. Uns hilft das enorm, da ich so bei den Jungs etwas Energie sparen kann. Ich habe sogar überlegt, heute von Anfang an so zu spielen. Nachdem wir früh zurücklagen, war schnell klar, dass wir das System anwenden. Die Jungs kennen den Plan auch und können ihn schnell umsetzen. Es wird kein Standard bei uns werden. Als Trainer musst du aber Wege finden, deine Spieler immer mal wieder zu schonen. Daher ist dies die Notlösung. Sicherlich hat es uns auch einige Erfolge beschert, daher bezeichne ich es als Hassliebe.“

... zur errungenen Tabellenführung: „Das interessiert mich wenig bis gar nicht. Es stehen noch viele Spiele an und da kann man sich nicht mit der Tabelle auseinandersetzen. Wir werden unsere Aufgaben brutal emotionslos bewältigen müssen.“

Steffen Weinhold (THW Kiel) ...

... zu den Rückkehrern aus der Nationalmannschaft (vor dem Spiel): „Ich glaube, dass es für den Kopf auch mal ganz gut ist, wenn man aus diesem Rhythmus rauskommt. Auch mit der Nationalmannschaft hat man eine ähnliche Belastung, allerdings in einem anderen Umfeld. Jetzt waren alle Mal eine Woche weg und es ist schön, dass wir alle wieder zusammen sind und Lust darauf haben, Handball zu spielen.“

Nico Büdel (HC Erlangen) ...

... zum Spiel: „Kiel hat die Abwehr umgestellt und uns sind viele leichte Fehler unterlaufen. Besonders konzentrieren müssen wir uns allerdings auf unsere Abwehr, da wir dort besonders im Zentrum viele leichte Gegentore kassiert haben. Dort fehlte es uns an Konsequenz und Härte. Wir lagen zwischenzeitig mit acht Toren hinten, haben uns allerdings nie aufgegeben. Ganz rangekommen sind wir allerdings nie und Kiel hat das gnadenlos zu Ende gespielt.“

... zum engen Spielplan: „Wir haben uns das anders vorgestellt, aber wenn man aus der Quarantäne kommt, ist es leider so. Gegen Magdeburg konnten wir gewinnen und ich hoffe, wir spielen uns in einen Rausch. Ich bin zuversichtlich, dass wir noch einige Punkte holen werden.“

 

Jamal Naji (Trainer TuSEM Essen) ...

... zum Spiel: „Die erste Halbzeit ist zum Vergessen, wir habe nicht gut gespielt. Der BHC hat heute sehr gut verteidigt und da müssen wir einfach abgezockter sein. Lange Phasen der zweiten Halbzeit haben mich sehr zufrieden gestellt. Der BHC gewinnt in der Summe des Spiels definitiv das Torwartduell. Insgesamt waren zwanzig Minuten guter Handball einfach nicht genug gegen den BHC.“

Sebastian Bliss (Torwart TuSEM Essen) ...

... zur sportlichen Situation (vor dem Spiel): „Im Vergleich zu anderen Mannschaften mit anderen Zielen ist für uns jedes Spiel ein Highlight. Wir freuen uns riesig darüber, dabei zu sein. Sollten wir den Klassenerhalt schaffen, wäre das natürlich super – falls nicht, haben wir aber weniger Druck als die anderen Mannschaften, die unbedingt die Liga halten müssen. Das ist ein großer Vorteil, daher arbeiten wir Woche für Woche hart, um mit diesen Mannschaften mithalten zu können und Punkte zu holen.“

Sky Experte Stefan Kretzschmar ...

... zum Spiel Göppingen – Flensburg: „Es war auf jeden Fall ein verdienter Punkt für Göppingen. Flensburg hat sich erneut zurückgekämpft – was auch ein Zeichen für eine Spitzenmannschaft ist. Dennoch ist das Unentschieden das gerechte Ergebnis. Das Flensburg innerhalb von 17 Minuten nur ein Tor erzielt ist neu. Darüber müssen sie nachdenken und es besprechen. Das Herz von Göppingen und ihre taktische Ausrichtung haben zu einem tollen Spiel geführt. Zum Ende nutzte Flensburg die Fehler von FRISCH AUF! radikal aus.“

... zum Spiel: „Die Kieler haben immer mehr Druck. Sie sind immer der große Favorit und das Nonplusultra im europäischen Handball. Wenn der THW mal nicht deutscher Meister wird, dann ist das fast eine Enttäuschung. Flensburg ist immer mehr der Underdog gewesen – in den letzten Jahren haben sie allerdings eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage sind, Meister zu werden.  Jahrzehnte lang waren sie zuvor Vize. In der aktuellen Situation haben beide Vereine gleich viel Druck. Beide bekennen sich dazu, deutscher Meister werden zu wollen. Wer am Ende Meister wird, wird es auch verdient haben."

... zur Vertragsverlängerung von Sebastian Heymann (vor dem Spiel): „Für Frisch Auf! Ist es Weltklasse. Daran sieht man wieder die Diskrepanz zwischen Tradition und Moderne. Wie viele Leute haben sich geärgert, als Göppingen die Vereinsfarben wegen des neuen Hauptsponsors wechseln musste – jetzt sind wahrscheinlich alle froh, dass der neue Sponsor es wahrscheinlich ermöglicht hat, dass jemand wie Sebastian Heymann bleibt. Alle Topklubs waren an ihm dran und es ist wahrscheinlich für ihn eine ökologische Frage gewesen. Für Göppingen und die Fans ist es Top, dass der begehrteste Spieler der Liga bleibt. Er möchte sich weiterentwickeln und eine Führungsfigur werden. Dass wäre bei einem Topklub schwer gewesen."

Foto: Weber

Quelle: SID