18.01.2021  Handball Weltmeisterschaft

"Aus der LIQUI MOLY HBL zur WM": 6 Geheimnisse über Moritz Preuss

Die Handball-WM 2021 wird erstmals mit 32 Teams ausgetragen, mit vielen bekannten, aber eben auch mit vielen neuen Gesichtern! Über 80 der besten Profis aus der LIQUI MOLY HBL spielen im Schatten der Pyramiden um Siege, Platzierungen - und den Titel. Diese HBL-Serie porträtiert eine Auswahl der zahlreichen Profis aus der "stärksten Liga der Welt", die besonders wichtig werden und in den Fokus rücken. Diesmal: Moritz Preuss vom SC Magdeburg.

Im März 2017 plagte Jannik Kohlbacher, damals Kreisläufer bei der HSG Wetzlar, eine fiese Grippe. Und so entschied sich Christian Prokop vor seinem ersten Lehrgang als damals neuer Bundestrainer spontan um. Für Kohlbacher nominierte er Moritz Preuss (25) nach, den Kreisläufer des Bergischen HC und verhalf dem 1,94 Meter großen Kraftpaket zu seinem Länderspiel-Debüt. Aber nach nur sechs Partien war Preuss wieder raus aus dem DHB-Kader. Einerseits war die Konkurrenz am Kreis extrem gut, andererseits hatte er enorme Verletzungsprobleme.

Zeitsprung in den Dezember 2020: Jannik Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen) sagt wegen einer Ellenbogen-Verletzung seine WM-Teilnahme ab. Prokops Nachfolger als Bundestrainer ist inzwischen Alfred Gislason. Er greift kurz nach Weihnachten zum Telefon und ruft in Magdeburg an: bei Moritz Preuss, der seit 2019 Kreisläufer beim SC Magdeburg ist. Und nach dem kurzen Telefonat beim Frühstück ist klar: Wieder rückt Preuss für Kohlbacher nach.

Keine Nominierung von Gislason war überraschender. Selbst beim SC Magdeburg gehört Preuss nicht zwingend zur ersten Sieben. Aber seine top Einstellung und sein enorm bewegliches Spiel in der Offensive machen ihn dort für Trainer Bennet Wiegert zu einer so wertvollen Alternative, dass der SCM den Vertrag mit Preuss im Vorjahr bis 2023 verlängert hat. „Moritz ist einer der besten deutschen Kreisläufer und hat noch eine große Entwicklung vor sich“, ist Wiegert überzeugt. Deshalb holte er ihn 2019 aus Gummersbach. Dann der Schock: Im Training zog sich Preuss einen Kreuzbandriss zu. Sein zweiter, 2014 musste er erstmals diese Horrorverletzung eines jeden Sportlers überwinden. Damals zeigte sich bereits, dass er den dafür erforderlichen Kampfgeist hat. Denn 2015 führte er die U21-Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien auf Rang drei. Sein größter Auftritt: beim Viertelfinal-Sieg gegen Weißrussland gelangen ihm 17 (!) Treffer.

So viele Tore erwartet Gislason nun nicht von ihm. Preuss soll entlasten – vor allem seine Kreis-Kollegen Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt) und Sebastian Firnhaber (HC Erlangen). Preuss sagt: „Wir haben zwar auch die Abwehrarbeit trainiert. Aber ich denke, dass ich erstmal über den Angriff ins Spiel komme.“

Eine neue Erfahrung ist dabei für ihn, dass Gislason auch mal Trainingseinheiten über zweieinhalb Stunden laufen lässt. „Ich habe vorher gar nicht gewusst, dass es so lange Trainingseinheiten geben kann“, verrät Preuss lachend. Ihm gefällt Gislasons Art zu arbeiten, denn „man spürt deutlich, dass er im Handball schon so viel erlebt hat. Wenn er uns zusammenholt und Dinge erklärt, dann hängen wir an seinen Lippen. Er kann ganz genau das Potenzial jedes Einzelnen einschätzen und baut darauf sein System auf.“

Bei der WM in Ägypten teilt sich Preuss das Doppelzimmer im Teamhotel mit Juri Knorr (GWD Minden). Der ist Spielmacher auf Rückraum Mitte und damit passenderweise mit hauptverantwortlich für die Anspiele an den Kreis.

Am morgigen Dienstag geht es im dritten Gruppenspiel gegen Ungarn (20.30 Uhr, live im ZDF) um den Gruppensieg. Preuss hofft, dass er gebraucht wird. Er wird sich perfekt vorbereiten. Am liebsten mit einem Frühstück, das wahrlich außergewöhnlich ist. Preuss hält dieses Ritual für eines der Geheimnisse seiner Fitness. Außergewöhnlich sind aber auch noch ein paar weitere Punkte an Moritz Preuss:

1) Zum Frühstück acht bis zehn Eier! Später Kuchen!

„Ich habe keinen wirklichen Ernährungsplan. Aber am liebsten esse ich acht bis zehn Eier zum Frühstück“, gibt Preuss zu. Der Ratschlag kommt von seiner Mutter, die als Ernährungswissenschaftlerin den ein oder anderen Tipp für ihren Sohnemann hat. Wobei Moritz Preuss einräumt, dass er sich im Bereich Menge ein wenig von Mamas Vorgaben absetzt: „Ich esse von allem ein bisschen mehr.“ Gerne auch mal am Nachmittag ein Stück Kuchen, zum Beispiel (wenn es Corona wieder erlaubt) im coolen Café Square in Magdeburg.

2) Lieber Golf als Fußball!

„Fußball macht mir total Spaß. Aber meine Fähigkeiten sind limitiert“, sagt Preuss. Geboren ist er in Dachau bei München, gelebt hat er lange in Köln. Daher sympathisiert er mit dem FC Bayern und dem 1. FC Köln. Mit dieser Wahl ist das komplette Spektrum von Fan-Emotionen nun wahrlich abzudecken. Aber sein aktiver Ausgleichssport ist nicht Fußball, sondern Golf. Er hat sich im Golfklub Magdeburg angemeldet und spielt dort oft, vor allem mit einigen seiner skandinavischen Teamgefährten.

3) Erst Profi, dann Streetworker?

Preuss studiert Pädagogik im Fernstudium und will sich später auf den sozialen Aspekt dieser Arbeit konzentrieren, eventuell als Streetworker. Aber auch Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Schule oder im Bereich Handball sind für ihn denkbar.

4) Vorbild? Seine Mutter!

Kein Sportler, kein Rockstar, kein Ober-Promi. Vorbild von Moritz Preuss ist seine Mutter. Sein Ritterschlag für Mama: „Meine Mutter war meine ganze Jugend für mich da. Sie ist zu jedem Spiel mit in die Halle gekommen, hat Butterbrote geschmiert und dort in der Halbzeitpause verkauft. Sie ist mein Vorbild.“

5) Traumverein ist der FC Barcelona

Der Klub, die Spielphilosophie, die Stadt. Das Gesamtpaket Barcelona gefällt Stadtmensch Preuss besonders gut.

6) Einschlaf-Hilfe Yoga!

Preuss betreibt regelmäßig Yoga. Er fing damit an, um nach seinen schweren Verletzungen wieder schneller beweglicher zu werden. Inzwischen hat er festgestellt, dass Yoga bei ihm auch das Einschlafen erleichtert.

Aber aktuell, bei der WM in Ägypten – da will Preuss vor allem hellwach sein.

Moritz Preuss im Steckbrief

Position: Kreis
Größe: 1,94 m
Gewicht: 117 kg
Geburtsdatum: 22.02.1995
Verein: SC Magdeburg
Vorherige Vereine: VfL Gummersbach, Bergischer HC, TSV Bayer Dormagen
Nationalität: deutsch

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