20.01.2021  Handball Weltmeisterschaft

"Aus der LIQUI MOLY HBL zur WM": 6 Geheimnisse über Bjarki Mar Elisson

Die Handball-WM 2021 wird erstmals mit 32 Teams ausgetragen, mit vielen bekannten, aber eben auch mit vielen neuen Gesichtern! Über 80 der besten Profis aus der LIQUI MOLY HBL spielen im Schatten der Pyramiden um Siege, Platzierungen - und den Titel. Diese HBL-Serie porträtiert eine Auswahl der zahlreichen Profis aus der "stärksten Liga der Welt", die besonders wichtig werden und in den Fokus rücken. So wie Torschützenkönig Bjarki Már Elisson. Der Lemgoer gehört auch bei der WM zu den besten Torschützen des Turniers.

Daniel Stephan (47) hat anno 1994 sein Debüt als Nationalspieler gegeben. Gegen Ägypten. Im gleichen Jahr wechselte er vom OSC Rheinhausen zum TBV Lemgo. Bei den Ostwestfalen wurde er als Rückraum-Genie zum Weltstar und Welthandballer, bis zu seinem Karriereende 2008 blieb er dem TBV Lemgo treu und wohnt noch immer dort. Stephan hat für Klub und Deutschland mit und gegen die besten Handballer verschiedener Generationen gespielt. Natürlich hat er noch immer einen besonderen Blick auf die Profis des TBV. Und dort hält er jemanden für ein ganz besonderes Phänomen, der aktuell auch bei der WM für Furore sorgt: den isländischen Linksaußen Bjarki Már Elísson (30).

„Bjarki ist wie ein Diesel, der läuft und läuft. Immer zuverlässig. Er hat kaum Schwankungen in seinem Spiel und ist enorm effektiv. Es gibt Außen mit mehr Varianten im Spiel, aber in Sachen Effizienz ist Bjarki überragend. Es liegt ganz stark an ihm, dass Lemgo sich in der LIQUI MOLY HBL so weit vom Abstiegskampf entfernt hat“, adelt Stephan den Mann, der seit 2019 für Lemgo aufläuft.

Als der TBV den Isländer von den Füchsen Berlin verpflichtete, da wunderte sich nicht nur Stephan „dass Berlin ihn überhaupt abgeben wollte“. Entscheidend war, dass Elisson selbst den Wechsel unbedingt anstrebte und forcierte. Grund: lieber in einem Nicht-Spitzenteam mehr Verantwortung, mehr Ballzeiten und mehr Einfluss als in einem Spitzenteam deutlich weniger Anteil, deutlich weniger Ballzeiten. Oder wie es Elisson ausdrückt: „In Berlin hatte ich oft nur ein oder zwei Mal im Spiel die Möglichkeit zum Wurf. Hier in Lemgo ist hingegen das Spiel viel mehr auf mich zugeschnitten.“

Und genau dieser Umstand macht die Bindung Lemgo-Elisson zu einer Win-Win-Situation. Schon als Schüler in Islands Hauptstadt Reykjavik entschied er sich für Deutsch als Fremdsprache – weil er später mal in Deutschland Handball spielen wollte. Schon damals galt die Bundesliga als beste Handball-Liga der Welt. Dort zog es ihn hin, und zwar sehr zielstrebig. Bei Elisson klingt das so: „Wenn ich einen Plan B hätte, dann wäre ich nicht fokussiert genug auf Plan A.“ Plan A war die HBL. Und dafür traute er sich 2013 sogar, seine Zusage für den isländischen Top-Klub FH Hafnarfjördur kurzfristig zurückzuziehen und stattdessen bei Eisenach in der 2. Handball-Bundesliga zu unterschreiben. Das Ziel Deutschland war damit erreicht.

Nachdem Elisson 2015 vom ThSV Eisenach (dort war er 2014/15 Torschützenkönig der 2. Liga) nach Berlin gewechselt war, zog er 2019 weiter nach Lemgo. Was man oberflächlich betrachtet als Abstieg bewerten könnte, war in Wirklichkeit ein Aufbruch. TBV-Kapitän Andrej Kogut stellte schon nach wenigen gemeinsamen Spielen und Trainingseinheiten fest: „Einen so auf Tore versessenen Spieler wie Bjarki habe ich noch nie erlebt.“

Dabei profitiert Elisson natürlich auch von seinem Trainer in Lemgo, Florian Kehrmann. Der war selbst über Jahrzehnte ein Außenspieler von internationalem Format, wurde so mit Deutschland Weltmeister 2007. Ex-Rechtsaußen Kehrmann weiß so genau wie wenige andere, was Außenspieler brauchen und wie sie für ihr Team am besten einzusetzen sind.

Gleich in seiner ersten Spielzeit für Lemgo wurde Elisson 2019/20 mit 216 Treffen in 27 Partien Torschützenkönig der LIQUI MOLY HBL. Auch, weil er Siebenmeter traumwandlerisch sicher verwandelt. In der laufenden Saison führt er die Torjägerliste mit 107 Toren nach 16 Begegnungen auch wieder an. Zudem führten vornehmlich seine Tore den TBV sensationell ins REWE Final4 um den DHB-Pokal (das wegen der Corona-Pandemie erst im Juni diesen Jahres ausgetragen wird). Und auch bei der aktuell laufenden WM gehört er zu den erfolgreichsten Torschützen des Turniers.

„Bjarki imponiert mir. Er ist als Torschütze eine sichere Bank, hat kaum Fehlversuche. Und er lebt dieses 'weiter-immer-weiter', so wie einst unser Fußball-Nationaltorwart Oliver Kahn“, adelt ihn Stephan. Elissons Torquote in der LIQUI MOLY HBL liegt bei überragenden 72 Prozent.

Der Vergleich mit einem Fußball-Giganten wie Kahn gefällt Elisson. Denn er ist selbst ein leidlich guter Kicker und zudem glühender Anhänger des englischen Meisters FC Liverpool.

Ist er nicht als Handballer unterwegs, lebt Elisson mit seiner Ehefrau Unnur und der gemeinsamen fünfjährigen Tochter Valgerdur Elsa in Detmold, 15 Kilometer von Lemgo entfernt. Leise ist es dabei selten zuhause. Warum? Auch das erklärt sich aus einem der sechs Geheimnisse, die die Persönlichkeit Bjarki Már Elísson auch abseits des Handballs gut erklären:

1) Gitarre und Karaoke

Elisson singt nach eigener Einschätzung schlecht, aber gerne. Beim TBV Lemgo Lippe gilt er als „Karaoke-Gott“. Am liebsten schmettert er dabei kernigen britischen Kult-Rock. Vor allem legendäre Songs von Oasis sollen es sein. „Don't look back in anger“ ist sein Favorit. Aber „Wonderwall“ rockt auch. Gerne sitzt er zudem auf dem heimischen Sofa und spielt Gitarre.

2) Zettel-Ziele

In jedem Jahr schreibt sich Elisson Ziele auf einen Zettel. Was er erreichen möchte, privat und sportlich. Der Inhalt ist nichts für die Öffentlichkeit. Aber Elisson gibt diese Zielvereinbarung mit sich selbst Orientierung und Fokussierung.

3) Seinen Spitznamen „Zlatan“ gab er sich selbst

Kennen Sie jemanden, der sich selbst seinen Spitznamen ausgesucht hat – und diesen dann beharrlich in seinem Umfeld zu etablieren versucht? Das gibt es selten. Aber Elisson hat es so gemacht. Vorbild: der schwedischen Fußball-Superstar Zlatan Ibrahimovic, der aktuell wieder mal für den AC Mailand stürmt. Bei diesem „Original-Zlatan" ist nur das Ego noch größer als sein Torhunger.

4) Ohne Nocco geht nix

Nocco ist ein Energie- und Proteindrink. „Den trinke ich vor jedem Spiel“, sagt Elisson. Ein ritualisierter Vorgang ist bei ihm auch, noch vor dem Umziehen die Halle zu betreten. Dann setzt er sich kurz hin, schaut sich – gerade bei Auswärtsspielen – die Halle und das Feld an. Das hilft ihm, Laufwege vorzuempfinden.

5) Mütze muss sein, aber Bart klappt nicht

Ohne Kopfbedeckung geht Elisson nicht vor die Tür. Mützen, Caps – Elisson hat eine beachtliche Auswahl. Generell hat er Interesse an Mode. Sein Lieblings-Shop ist das „Hurra“ in Reykjavik. Gerne würde er seinen Style auch mit einem typisch nordisch imposanten Bart abrunden. Aber das klappt nicht, der Bartwuchs ist nicht gleichmäßig genug. Es würde nur für ein „Donut“ rund um den Mund reichen. Dann lieber gar nicht!

6) Wunsch: Nach der Sport-Karriere TV-Star

Elisson zieht es ins Fernsehen. Gerne würde er als Kommentator im Sport oder im Entertainment-Bereich arbeiten.

Da soll er sich doch mal mit Stefan Kretzschmar unterhalten. Der war auch linker Außenspieler und ist heute als Experte und Moderator im Fernsehen fest etabliert.

Bjarki Már Elisson im Steckbrief

Position: Linksaußen
Verein: TBV Lemgo Lippe
Geburtstag: 16.05.1990
Geburtsort: Reykjavik 
Nationalität: Island
Gewicht: 90 kg
Im Verein seit: 01.07.2019
Letzte Vereine: Füchse Berlin, ThSV Eisenach

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