16.04.2021  LIQUI MOLY HBL

TUSEM Essen verpasst die Sensation gegen Tabellenführer Flensburg nur knapp

TUSEM Essen konnte sich am Ende nicht für den starken Auftritt gegen den Favoriten SG Flensburg-Handewitt belohnen. In einer nahezu ausgeglichenen Partie bot die Mannschaft von Trainer Jamal Naji dem Favoriten 60 Minuten lang einen harten Kampf, verlor jedoch am Ende knapp mit 28:29 (14:15).

Letztendlich haben nur wenige Sekunden gefehlt, um den großen Favoriten zu stürzen – oder ihm zumindest ein Unentschieden abzuringen. Der Treffer von Essens Lucas Firnhaber schlug jedoch erst kurz nach der Schlusssirene im Flensburger Tor ein, weshalb sich an dem 28:29 aus Sicht der Hausherren nichts mehr änderte. „Meine Gefühlslage ändert sich alle zehn Sekunden zwischen unglaublich stolz und richtig enttäuscht“, sagte TUSEM-Trainer Jamal Naji unmittelbar nach der knappen Niederlage.

Doch mit etwas Abstand wird das Gefühl wohl mehr in Richtung Stolz ausschlagen, denn seine Mannschaft begegnete einem der besten Teams der Welt auf Augenhöhe. Und das schon von Beginn an, denn die Essener zeigten keine Angst vor dem großen Favoriten und ließen sich von einer möglichen Nervosität nichts anmerken. Flensburg musste sich im Angriff immer wieder etwas einfallen lassen, denn der TUSEM stand wieder einmal recht stabil. Einzig Jim Gottfridsson und später auch Goran Sogard fanden ein paar Lücken und kamen mit ihrem Tempo gefährlich vor das Essener Tor.

Die Ruhrpott Schmiede hielt dagegen und hatte selbst einige gute Ideen in der Offensive. Die Angriffe spielten sie mit Ruhe und Köpfchen aus, machten Flensburg damit große Probleme. Justin Müller hielt beim TUSEM die Fäden in der Hand und steuerte das Spielgeschehen erfolgreich. Immer wieder kamen die Gastgeber in gute Abschlusspositionen und ließen nur wenige Chancen liegen. Erfreulich aus Essener Sicht war die Rückkehr von Dennis Szczesny. Der Rückraumspieler musste wegen einer Schulterverletzung fünf Wochen lang pausieren, fand sich aber schnell wieder in die Mannschaft ein. Seine Durchschlagskraft bescherten dem TUSEM sofort zwei weitere Treffer, weshalb sich die Gäste aus dem hohen Norden nicht wirklich absetzen konnten. Sogard sorgte mit seinem Treffer in der letzten Sekunde dafür, dass der Tabellenführer mit einer knappen 15:14-Führung in die Pause gehen konnte.

Nach dem Wechsel machte der Außenseiter genau da weiter, wo er kurz vorher aufgehört hatte: mit Kampf, Leidenschaft und einer starken Leistung. Mutig und selbstbewusst ging es gegen die Flensburger, die weiterhin Schwierigkeiten hatten. Auch die 5:1-Deckung half gegen die cleveren Essener Offensivleute nicht viel, denn sie fanden immer einen Weg in Richtung Tor. Meist stach Eloy Morante durch oder Tim Zechel wurde am Kreis bedient. Diese Flexibilität machte es den Gästen schwer.

Die SG bekam kaum Zeit sich auszuruhen, wechselte zudem kaum durch. Ein klares Zeichen dafür, dass man den TUSEM nur in Bestbesetzung schlagen könne. Und es schien so, als könne sich der Spitzenreiter in der Schlussphase entscheidend absetzen, doch auch nach dem 23:26 (51.) gab sich der Traditionsklub von der Margarethenhöhe nicht auf. Dank einiger Paraden von Torwart Sebastian Bliß und einem schnellen Angriffsspiel stand es kurz vor Schluss tatsächlich wieder unentschieden.

Noch ein letztes Mal durfte Flensburg angreifen und bekam in den letzten Sekunden zwei Siebenmeter zugesprochen. Den ersten konnte Bliß parieren, doch beim zweiten behielt der Schwede Hampus Wanne die Oberhand und traf zum 28:29-Endstand.

„Für mich ist es ein bisschen ‚Berlin 2.0‘. Es zieht sich leider durch die ganze Saison, dass wir so ein enges Spiel am Ende nicht für uns entscheiden können. Klar, wir haben ein mega geiles Spiel gemacht. Alle hätten gefeiert und sich in den Armen gelegen, wenn vielleicht die eine oder andere Entscheidung zu unseren Gunsten ausgelegt wird. Aber so ist es dann halt bitter. Wir hatten den Tabellenführer am Rande einer Niederlage und daraus müssen wir jetzt wieder Lehren ziehen und in der nächsten Woche Balingen schlagen“, sagte Justin Müller nach der Niederlage.

Auch sein Trainer Jamal Naji ärgerte sich: „Du bist 60 Minuten lang dran, holst einen Drei-Tore-Rückstand auf gegen so eine Weltklasse-Mannschaft. Aber am Ende ist es bitter und die Enttäuschung ist groß. Dennoch bin ich maximal stolz auf meine Mannschaft. Wir waren in unserer Spielfähigkeit genau so gut wie Flensburg und das ist ja das Verrückte an der Geschichte. Wenn wir die gleiche Leistung, gepaart mit der starken Emotionalität, auch bei den nächsten Spielen auf die Platte bringen, dann haben wir gute Chancen auf die nächsten Punkte.“

Und da steht am kommenden Donnerstag (22. April) ein enorm wichtiges Auswärtsspiel auf dem Programm. Dann geht es für den TUSEM zur HBW Balingen-Weilstetten, Anwurf in der Sparkassen Arena ist um 19 Uhr.

TUSEM Essen – SG Flensburg-Handewitt 28:29 (14:15) TUSEM: Bliß, Fuchs; Beyer (7/4), Rozman, Durmaz, Becher, Ignatow (1), Szczesny (2), Müller (6), Firnhaber (1), Seidel (1), Morante (4), Klingler (1/1), Wolf, Ingenpaß, Zechel (5). Flensburg: Buric, Bergerud; Golla (3), Jensen (1), Svan (1), Wanne (3/3), Jondal (3), Steinhauser, Mensah (1), Sogard (6), Gottfridsson (8/2), Holpert, Petersson (1), Rod (2). Siebenmeter: 5/5 – 5/9. Straminuten: 6 – 6. Schiedsrichter: Fedtke/Wienrich (beide Berlin).

Foto: Worm

Quelle: TUSEM Essen