28.12.2020  LIQUI MOLY HBL

Nach 5-Tore-Rückstand: Wetzlar erkämpft sich 29:36-Sieg in Essen

Was für ein Comeback der HSG Wetzlar. Das Team von Trainer Kai Wandschneider hat einen 5-Tore-Rückstand in eine 7-Tore-Führung umgekehrt und sich damit die letzten zwei Punkte vor dem Jahreswechsel erspielt.

Noch ein letztes Mal in diesem Kalenderjahr hieß es für die Handballer des TUSEM Essen Heimspiel in der Arena „Am Hallo“. Nach einem turbulenten Jahr - mit Aufstieg, Corona-Pause und Heimspielen ohne Fans - wollte die Mannschaft von der Margarethenhöhe noch einmal einen guten Eindruck hinterlassen. Zu Gast war die HSG Wetzlar, die als Favorit in das Duell ging. Zudem musste die Ruhrpottschmiede mit Noah Beyer (Nasenbeinbruch) und Kapitän Jonas Ellwanger (Knieverletzung) auf zwei wichtige Leistungsträger verzichten.

Aber der TUSEM wusste gegen die Hessen von Beginn an zu überzeugen. Er stellte eine stabile Abwehr auf die Platte, bekam die Gäste gut in den Griff. Lediglich Stefan Cavor und Lenny Rubin fanden immer wieder mal eine Lücke und trafen für die HSG. Die Essener ließen sich davon aber nicht beeindrucken, spielten mutig und klug nach vorne. Justin Müller dirigierte, Lucas Firnhaber oder Dennis Szczesny sorgten für die Tore. Zudem zeigte sich Rechtsaußen Felix Klingler nervenstark vom Siebenmeterstrich, weshalb sich die Hausherren zur Pause eine knappe Führung erspielten. Das 16:15 war durchaus verdient und gab ihnen Selbstvertrauen für den zweiten Durchgang.

Und das merkte man sofort: Mit Schwung kam der TUSEM aus der Kabine und rannte den Gästen davon. Es lief wie am Schnürchen, in der Abwehr hielten die Essener stand und in der Offensive spielten sie sich fast schon in einen Rausch. Nach Paraden von Lukas Diedrich ging es für die Gastgeber schnell nach vorn, wo unter anderem Eloy Morante immer wieder Torgefahr ausstrahlte. Wetzlar wirkte etwas fahrig und fand zunächst kein Mittel dagegen.

Doch plötzlich kippte das Spiel. Nachdem der TUSEM komfortabel mit 23:18 (40.) geführt hatte, wurde der Vorsprung immer kleiner. Weil sich im Angriffsspiel einige Fehler einschlichen und Wetzlar nun deutlich angriffslustiger wurde. Immer wieder rannten sich die Essener in der Abwehr der Gäste fest und schlossen zu hektisch ab. Im Gegenzug wurde dieses Verhalten prompt bestraft und die Führung war futsch. Allen voran war es Kristian Björnsen, der mit insgesamt neun Treffern dafür sorgte, dass sich das Spiel zugunsten der Hessen wendete. Beim TUSEM ließ die Konzentration nach, in der Abwehr fehlte letztendlich auch der richtige Zugriff. Wetzlar spielte abgezockt und ließ sich diesen Sieg nicht mehr nehmen. Wobei er etwas zu hoch ausfiel, da der Aufsteiger lange eine gute Leistung zeigte.

„Wir spielen 41 Minuten lang sensationell Handball. Bis dahin war ich auch erstaunt, dass wir das so routiniert und clever gespielt haben – gerade mit Blick auf unser Tempospiel. Wir sind unfassbar viel Tempo gegangen und haben versucht dieses Tempo weiterzugehen. Aber wir müssen einfach das Verständnis entwickeln, dass Tempospiel nicht heißt, dass wir im Positionsangriff auch schnell abschließen müssen. Das war in der Schlussphase nicht clever genug gespielt von uns und da müssen wir geduldiger sein. Letztendlich hat Wetzlar auch eine Menge Erfahrung, die wir noch nicht haben. Das ist ein sehr abgezocktes Team. Mich ärgert es nur, dass wir mit sieben Toren verloren haben. So viel schlechter waren wir nicht“, sagte TUSEM-Trainer Jamal Naji nach der Niederlage.

Auch Rechtsaußen Felix Klingler ärgerte sich: „Wir kommen eigentlich überragend aus der Halbzeit raus. Ich weiß nicht, was dann passiert ist. Wetzlar hat dann einfach richtig abgezockt gespielt und wir sind wieder ins Schwimmen gekommen. Am Ende hatte ich das Gefühl, dass Wetzlar etwas frischer war. Sie haben einen sehr stabilen Eindruck gemacht und wenig Zweifel daran aufkommen lassen, dass sie die Führung dann noch hergeben.“

Für die Essener steht nun die Winterpause an, ehe es Anfang Februar in der Liqui Moly Handball-Bundesliga weitergeht. Bis dahin wünscht der TUSEM all seinen Fans, Sponsoren und Unterstützern einen guten Rutsch und alles Gute für 2021!

TUSEM Essen – HSG Wetzlar 29:36 (16:15) TUSEM: Fuchs, Bliß, Diedrich; Rozman, Durmaz, Becher (3), Ignatow, Szczesny (3), Müller (1), Firnhaber (5), Seidel (1), Morante (3), Klingler (10/6), Kluth, Ingenpass, Zechel (3). Wetzlar: Klimpke, Ivanisevic; Feld, Srsen (3), Henningsson (1), Björnsen (9), Mirkulovski (2), Weissgerber, Holst (1/1), Fredriksen (1), Schefvert (5), Gempp, Mellegard (1), Rubin (4), Lindskog (3), Cavor (6). Siebenmeter: 6/7 – 1/1. Strafminuten: 6 – 10. Schiedsrichter: Schulze/Tönnies (Magdeburg).

Quelle: TuSEM Essen

Foto: Worm