26.04.2021  LIQUI MOLY HBL

Kiel dank starker zweiter Hälfte mit deutlichem Sieg in Essen

Der TUSEM Essen hat im Traditionsduell mit dem Rekordmeister THW Kiel eine engagierte Leistung gezeigt und die Partie lange offengehalten. Vor Wochenfrist schrammte auch der Spitzenreiter aus Flensburg mit viel Glück an einer Niederlage bei dem Aufsteiger vorbei. Letztendlich konnte sich der Favorit aus Kiel aber in der Schlussphase entscheidend absetzen und die Partie mit 31:27 (16:15) gewinnen.

Die Zebras gewannen damit auch das dritte von insgesamt fünf Auswärtsspielen in Folge in der LIQUI MOLY HBL, und hielten vor der Nationalmannschaftspause den Druck auf Flensburg an der Spitze hoch. Bester Kieler Torschütze im Sportpark „Am Hallo“ war Sander Sagosen mit sieben Treffern, davon zwei von der Siebenmeterlinie. Ihm am nächsten kam Hendrik Pekeler mit fünf Treffern. Bei Essen zeigte sich der ehemalige Kieler Lucas Firnhaber spiel- und wurfstark. Der Linkshänder brachte es wie Sagosen auf sieben Treffer. "Es war ein richtig hartes Stück Arbeit", lobte THW-Linksaußen Rune Dahmke den krassen Außenseiter. "TuSEM hat eine geile Truppe, da hat man das Gefühl: Hier sind 16 Jungs, die Bock haben, richtig zu fighten. Essen hat uns das Leben richtig schwergemacht."

THW-Trainer Filip Jicha gab zu Beginn mit Dario Quenstedt im Tor, Oskar Sunnefeld und Sven Ehrig Spielern, die während der kräfteraubenden Tournee der vergangenen Tage eher wenig Spielanteile hatten, eine Chance. Sander Sagosen und Harald Reinkind trafen zum 2:0, doch der Tabellenvorletzte blieb dran. Obwohl die jüngste Mannschaft der Liga nach der Niederlage in Balingen bereits sechs Punkte hinter dem rettenden Ufer und 16. Tabellenrang zurückliegt, startete sie gegen den hohen Favoriten spielfreudig und hochmotiviert. Auch weil Torhüter Sebastian Bliss einen großartige erste Halbzeit erwischt hatte, vor der Pause siebenmal die Hände an den Ball bekam - und auch einen Siebenmeter des sonst von der Linie so treffsicheren Niclas Ekberg hielt.

 

Nach einer feinen Einzelleistung von Harald Reinkind legte der THW in der 16. Minute erstmals eine Drei-Tore-Führung vor, doch die jungen Essener ließen sich nicht beeindrucken, kämpften sich zurück und setzten auch spielerische Glanzpunkte: Eloy Maldonado traf in der 20. Minute per Kempa zum 11:11,  und als Dimitri Ignatow wenig später die erste Essener Führung zum 12:11 erzielte, griff Filip Jicha zur Grünen Karte, nahm eine Auszeit. Die Kieler stellten jetzt auf eine 3:2:1-Abwehrformation mit Domagoj Duvnjak als Speerspitze um, und Tore von Sagosen (2) und Ehrig drehten den Spieß in der 28. Minute wieder auf eine 15:13-Führung. Mit dem knappen 16:15 für den Favoriten wurden die Seiten gewechselt.

Durch das schon dritte (!) Kempa-Tor, erzielt durch Linksaußen Noah Beyer, glichen die Hausherren kurz nach dem Wechsel erneut aus. Und so ging es munter weiter, die Partie blieb auf Messers Schneide, das letzte Unentschieden für das Team von TuSEM-Coach Jamal Naji markierte dann erneut Firnhaber in der 37. Minute zum 19:19. Doch es blieb eng, und drei Minuten später stellte Jicha Niklas Landin ins Tor, hatte somit seine erste Sieben der vergangenen Partien auf dem Parkett. In kleinen Schritten setzten sich die Kieler dann ab, zumeist angetrieben durch Sander Sagosen, der aus dem Rückraum traf, seine Mitspieler glänzend in Position brachte und letztlich auch zweimal von der Siebenmeterlinie traf. Mit wichtigen Toren aus schwierigen Winkeln von den Außenpositionen trugen auch Niclas Ekberg und Rune Dahmke zur stets knappen Kieler Führung bei.

Gleichwohl, locker abschütteln ließen sich die groß aufspielenden Essener immer noch nicht. Als Beyer den insgesamt vierten Kempa an Landin vorbei zum 25:26 (51.) verwandelte, zog Jicha erneut "Grün". Und diese Ansprache zeigte in den abschließenden sechs Minuten endgültig Wirkung: Hendrik Pekeler, Niclas Ekberg, Harald Reinkind, Miha Zarabec mit einem Kracher unter die Latte und Domagoj Duvnjak waren die Kieler Schützen zum 31:26 bis zur 59. Minute -  die Entscheidung war gefallen, auch weil Niklas Landin am Ende vier wichtige Bälle stoppte. Lucas Firnhaber freute sich zwar über seine eigene bärenstarke Vorstellung, haderte jedoch mit dem Ausgang der Partie. "Es ist schön, dass mir Einiges gelungen ist, aber sehr schade, dass die Punkte weg sind. Die individuelle Klasse der Kieler Spieler und die Erfahrung haben am Ende den Unterschied ausgemacht."

Stimmen zum Spiel:

THW-Linksaußen Rune Dahmke: Es war ein richtig hartes Stück Arbeit. TuSEM hat eine geile Truppe, da hat man das Gefühl: Hier sind 16 Jungs, die Bock haben richtig zu fighten. Deshalb wussten wir vorher, was auf uns zukommen wird. Essen hat uns das Leben richtig schwer gemacht, und bis auf die letzten fünf Minuten konnten wir uns nie richtig absetzen. Trotzdem sind wir richtig glücklich mit den zwei Punkten. Die Auswärtstouren gehen an die Substanz, aber wir kennen das aus den letzten Jahren und müssen das heute trotz allem besser machen als in den ersten 15 Minuten heute. Ich freue mich jetzt auf die Nationalmannschaft, ich habe einfach Bock, da hinzufahren und auch mal mit anderen Jungs Handball zu spielen und Alfred wiederzusehen. Ich habe Lust und freue mich, dabei zu sein.

TuSEM-Spieler Lucas Firnhaber: Jeder, der nach Essen kommt, weiß, wie schwer es ist hier zu spielen. Das haben wir heute wieder gezeigt. Wir spielen einen überragenden Handball: spielerisch, emotional und mit Leidenschaft. Das zeichnet uns aus und deswegen habe alle Mannschaften in Essen Angst, hier zu stolpern. Ich hatte mir für heute ein bisschen was vorgenommen, dass das dann so gut klappt, hatte ich mir aber nicht ausgemalt. Schade, dass wir die zwei Punkte nicht hier behalten konnten. Individuelle Klasse und Erfahrung sind die beiden Dinge, die so ein Spiel dann entscheiden - und der Grund, warum der THW Kiel am Ende vier Tore vorn lag. Die Hoffnungen auf den Klassenerhalt sind ein wenig gesschrumpft, aber wenn wir am Ende sagen können, dass wir immer hundert Prozent gegeben haben, um die Klasse zu halten, und es dann nicht reicht, wird uns niemand böse sein.

Statistiken zum Spiel:

TUSEM: Fuchs, Bliß; Beyer (4/1), Rozman, Durmaz, Homscheid, Becher, Ignatow (6), Szczesny (2), Müller (1), Firnhaber (7), Seidel, Morante (3), Klingler, Wolf, Zechel (4)

Kiel: N.Landin, Quenstedt; Ehrig (2), Duvnjak (1), Sagosen (7/2), Reinkind (4), M.Landin, Sunnefeldt (2), Weinhold (1), Wiencek (1), Ekberg (3), Dahmke (3), Zarabec (2), Voigt, Horak, Pekeler (5)

Siebenmeter: 1/2 – 2/4

Strafminuten: 8 – 2

Schiedsrichter: Thöne (Lilienthal)/Zupanovic (Berlin)

Foto: Stummbillig

Quelle: THW