10.10.2019  LIQUI MOLY HBL

Kiel rechnen fest mit zwei Punkten gegen Nordhorn

Zehn Jahre liegt das letzte Spiel der beiden Team zurück, nun trifft die HSG Nordhorn-Lingen wieder in der Sparkassen-Arena des THW Kiel an. Und die Zeiten haben sich geändert, denn bei den “Zebras” vom THW Kiel gab es Zeiten, da konnten die Fans die Meisterfeier Jahr für Jahr fest einplanen. Inzwischen liegt die letzte Meisterschaft zwar vier Jahre zurück, doch beim THW gibt man sich dennoch sehr zuversichtlich, das man mit den vorgenommenen personellen Veränderungen durchaus wieder Erfolge feiern kann.

Mehr als zehn Jahre nach dem bisher letzten Aufeinandertreffen beider Team in der stärksten Liga der Welt ist die HSG Nordhorn-Lingen zurück auf der großen Bühne des deutschen Handballs. Nach dem 38:27-Sieg der Zebras im ausverkauften Euregium am 19. Mai 2009 hatte die HSG ihren schwersten Gang antreten müssen: Insolvenz. Kaum ein Club findet den Weg aus dem dunklen Finanzgrab zurück. Der HSG Nordhorn-Lingen ist es gelungen - zehn Jahre harter Arbeit hat es gebraucht, bis die Grafschafter ihre Rückkehr in das Handball-Oberhaus feiern konnten.Das erklärte Ziel der Verantwortlichen und der gesamten handballbegeisterten Region, es nach dem Tiefschlag 2009 wieder ganz nach oben zu schaffen, wurde Realität: Mit dem zweiten Platz in der 2. Bundesliga schaffte die Mannschaft von Trainer Heiner Bültmann in der vergangenen Saison den Aufstieg.

Noch vor dem Neustart gab es einen neuerlichen Rückschlag für die HSG Nordhorn-Lingen: 15 Tage vor dem ersten Spiel gegen den Bergischen HC musste der Aufstiegsmacher Bültmann aus gesundheitlichen Gründen passen. "Diese Entscheidung so zu treffen, ist mir unheimlich schwergefallen", sagte der Coach in einer Vereinsmitteilung. "Doch mein derzeitiger Energielevel reicht nicht aus, um erfolgreich zu sein und insbesondere die Mannschaft und den Verein in ihrer sportlichen Entwicklung voranzubringen." Die Verantwortlichen mussten also handeln - und taten dies: Kurz nach der Hiobsbotschaft verpflichteten sie den Isländer Geir Svensson als neuen Trainer. Der 55-Jährige, der in der Bundesliga schon den SC Magdeburg trainerte und für die isländische Nationalmannschaft verantwortlich zeichnete, unterschrieb bis zum Sommer 2021 bei der HSG. 

Schwierige Voraussetzungen für den Neustart in die stärkste Liga der Welt. Und so verlief die Spielzeit bis zum vergangenen Wochenende nicht wie erhofft. Sieben Spiele, sieben Niederlagen waren die Bilanz des schweren Auftaktprogramms, das für den Aufsteiger unter anderem Heimspiele gegen die Rhein-Neckar Löwen und die MT Melsungen sowie Auswärtspartien in Wetzlar und Magdeburg bereithielt. Nachdem die HSG gegen den HC Erlangen nur knapp und äußerst unglücklich am ersten Punktgewinn seit 2009 vorbeischrammte, stand das Emsland am vergangenen Wochenende Kopf: Mit 33:30 besiegte die Mannschaft von Geir Sveinsson den SC DHfK Leipzig und ließ die Fans in Lingen und Nordhorn feiern - die HSG Nordhorn-Lingen, die in beiden Städten ihre Heimspiele austrägt, ist endlich wieder richtig angekommen in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga! Treffsicherster Werfer gegen Leipzig war mit acht Toren der prominenteste Neuzugang der HSG: Robert Weber, Liga-Torschützenkönig 2015, kam vor dieser Saison vom SC Magdeburg. Der 33-jährige Außen gehört mit 52 Treffern wieder zum Spitzen-Quintett der LIQUI MOLY HBL.

Ihm folgt mit Pavel Mickal einer der Aufstiegshelden: Der tschechische Nationalspieler, der seit 2005 (!) das Nordhorner Trikot trägt, erzielte bisher 37 Tore. Das zeigt, dass man bei der HSG einen eigenen Weg nach dem Aufstieg beschritt: Niemand der Zweitliga-Leistungsträger verließ den Verein, der mit Weber, Kreisläufer Dominik Kalafut (kam aus Cesson-Rennes in Frankreich) und dem Halblinken Anton Prakapenia, der zuvor für den HSC 2000 Coburg auf Torejagd ging, seine Mannschaft gezielt verstärkte. Neben Mickal erlebten auch die Torhüter Björn Buhrmester und Dennis Bartels sowie Kapitän Alexander Terwolbeck, beide tragen seit der Jugend das HSG-Trikot, den schweren Gang aus der Insolvenz zurück in die erste Liga mit. "Wir haben als Mannschaft eine unglaubliche Gecshlossenheit und einen enormen Zusammenhalt", beschrieb Terwolbeck vor der Spielzeit die größten Vorzüge des HSG-Kaders. "Natürlich hat man vor dem Start auch auf die letzten zehn Jahre und die Entwicklung geschaut - jetzt haben wir ein neues Ziel. Und das heißt Klassenerhalt!" 

Foto: Vogler

Quelle: THW