08.09.2019  LIQUI MOLY HBL

Magdeburg gewinnt packendes Spitzenspiel

Der SC Magdeburg bleibt auch in der neuen Saison weiterhin eine Macht in heimischer Halle! Auch der THW Kiel musste sich geschlagen geben und hat in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga seine erste Niederlage kassiert: Beim SC Magdeburg unterlagen die Zebras in einer packenden und dramatischen Begegnung mit 31:32 (19:18). In einer der schwersten Auswärtshallen der Welt hatte der THW Kiel 57 Minuten lang dem Gastgeber einen leidenschaftlichen, beeindruckenden und bedingungslosen Kampf geliefert, dessen Belohnung aber aufgrund von drei dunklen Minuten und einem 0:5-Negativlauf ausblieb.

Die Zebras kamen zunächst überhaupt nicht in die Partie, was auch an ihrer hohen Fehlerquote im Angriff lag. Stürmerfouls, unpräzise Abspiele und einige Paraden von Jannick Green - jedes schwarz-weiße Wackeln wurde mit unglaublichem Tempo bestraft. In der Defensive bekamen die Kieler in den ersten Minuten Michael Damgaard nicht in den Griff - fünf Treffer erzielte der Däne in den ersten 13 Minuten. Die Gastgeber waren folglich vom Anpfiff an in Führung, beim 10:6 (12) und 12:8 (16.) ließen die Zebras allerdings nicht abreißen, kämpften bis zum Umfallen und blieben dran.

THW-Trainer Filip Jicha nahm eine Auszeit, stellte die Abwehr auf die offensive Variante um und brachte Dario Quenstedt an alter Wirkungsstätte. Nach Hornkes 15:11 (20.) war dann auch der THW am Drücker: Harald Reinkind konterte mit starkem Eins-gegen-Eins, Nikola Bilyk klaute den Ball und schickte Niclas Ekberg zum 13:15, Magdeburgs Damgaard wollte mit der Schnellen Mitte parieren, scheiterte aber an Quenstedt: Wieder ging Ekberg auf die Reise, der THW Kiel war wieder dran - unter dem Arena-Dach feierten die gut 150 lautstarken Kieler Fans die Rückkehr der Zebras in die Partie. Und diese ließen sich fortan nicht mehr abschütteln. Quenstedt hielt, mit schnellen Pässen wurde das Feld überbrückt, und Ekberg traf beim 17:17 (25.) zum ersten Ausgleich der Begegnung. Kurz vor der Pause gelang dem THW Kiel durch zwei Tore von Lukas Nilsson sogar erstmals die Führung: Nach einer wahren Tempo-Hatz nahmen die Schwarz-Weißen ein knappes 19:18 mit in die Kabine.

Packend war die erste Halbzeit, dramatisch sollte die zweite werden. In dieser erwischten die Kieler den besseren Start, gingen mit Ballbesitz und Zarabec' Treffer erstmals mit zwei Toren Führung vorne weg. Aber das Glück war gerade in dieser Phase nicht unbedingt auf Seiten der leidenschaftlich agierenden Zebras, immer wieder landeten Abpraller bei den Gastgebern, die so im Spiel bleiben konnten. Nach Ekbergs Siebenmeter zum 23:21 verpassten es die Schwarz-Weißen in der Folge aber, die Big Points zu setzen und die Führung auszubauen. Auch, weil der junge schwedische Nationaltorhüter Tobias Thulin nun einige Würfe der Zebras parierte. Aber auch, weil der THW Kiel in einigen Phasen nicht cool genug agierte. So konnte man aus tollen Paraden Quenstedts, der unter anderem zwei Siebenmeter hielt, nicht genug Kapital schlagen. Dennoch: In der 46. Minute war es nach Ekbergs 26:24 richtig still in der Getec-Arena.

Wenige Sekunden später glich die Arena dann aber wieder einem Tollhaus. Es sollten die vorentscheidenden Minuten werden, in denen der THW Kiel seinen kühlen Kopf für einige Momente verlor. Pettersson traf von der Strafwurflinie. Thulin hielt einen Nilsson-Wurf, Chrapkowski traf per Gegenstoß. Weinhold verlor den Ball, Bezjak traf per Konter. Duvnjak verlor nach erneuter Schneller Mitte den Ball, Musche traf per Tempogegenstoß. Drei Gegentore in 60 Sekunden, ein 0:5-Lauf ins Mark. Und dennoch gaben sich die Zebras nicht geschlagen. Verkürzten durch Ekberg und Nilsson, in Unterzahl von Kristjansson bedient, auf 29:30, verdrängten den berechtigten Ärger über einige klare Fehlentscheidungen des Schiedsrichtergespanns - wie die klare Abwehr durch den Kreis von Pettersson vor Dahmkes Ballverlust - und kämpften weiter. Niklas Landin war gekommen, hielt zwei Siebenmeter in den Schlussminuten, aber auch Thulin blieb ein Faktor. Und dennoch: Als Ekberg 53 Sekunden vor dem Ende zum 31:32 traf, keimte noch einmal Hoffnung auf. Doch mit Geschick und einigem Glück spielte der SCM die verbliebene Zeit herunter und feierte nach unglaublichen 60 Minuten die Kleinigkeiten, die letztlich den Ausschlag zugunsten der Bördestädter gegeben hatten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha: Es ist eine schmerzhafte Niederlage, weil wir bis zum Schluss gekämpft und alles gezeigt haben. Wir haben in der zweiten Hälfte zu viele Fehler zugelassen, die uns am Ende den Sieg kosten - vor allem bei unserer Zwei-Tore-Führung.

SCM-Trainer Bennet Wiegert: Wenn man am Ende als Sieger vom Feld geht, dann hat dieses Spiel viel Spaß gemacht. Kleinigkeiten haben dieses Spiel entschieden, denn der Handball lebt von Fehlern. Am Ende haben wir einen Fehler weniger begangen, als der THW Kiel. Für die einen wird es sicherlich kein schöner Abend, für uns schon, denn wir wollen diesen Sieg nun genießen - auch wenn meine Mannschaft viel besser spielen kann als heute.

THW-Kapitän Domagoj Duvnjak: Ich muss dem SC Magdeburg zu diesem Sieg gratulieren. Jeder Zuschauer kann sich glücklich schätzen, dabei gewesen zu sein. Es war ein tolles Spiel. In der zweiten Halbzeit sind wir gut gestartet und lagen mit zwei Toren in Führung. Allerdings haben wir im Anschluss zu viele technische Fehler begangen, die Magdeburg ausnutzen konnte. Aber ich muss meiner Mannschaft ebenfalls ein Kompliment aussprechen, denn jeder Spieler hat bis zum Ende gekämpft

THW-Torhüter Dario Quenstedt: Für mich war es ein sehr emotionales Spiel, denn ich habe hier mehrere Jahre gespielt und viele bekannte Gesichter getroffen. Aber dennoch wollte ich die Punkte aus Magdeburg mitnehmen. Die Saison hat gerade erst begonnen und wir wissen, wie ausgeglichen diese Liga ist. Wir werden weiter an uns arbeiten, um die nächsten Spiele erfolgreich zu gestalten.

SCM-Außen Matthias Musche: In so einem Top-Spiel sind es immer die Kleinigkeiten, die das Spiel entscheiden. Wir haben in der zweiten Halbzeit fünf schwache Minuten von Kiel ausnutzen können und hauen ihnen fünf Dinger in Folge rein.

Statistiken zum Spiel:

SC Magdeburg: Thulin (26.-60., 10 Paraden), Green (1.-26., 3 Paraden); Musa (2), Chrapkowski (1), Bransche (n.e.), Musche (5/1), Steinert, Pettersson (5/1), Hornke (5/2), Kuzmanovski, Schmidt (1), Mertens, Lagergren (4), O'Sullivan (1), Bezjak (3), Damgaard (6); Trainer: Wiegert

THW Kiel: N. Landin (1.-15., 51.-60., 7/2 Paraden), Quenstedt (15.-51., 9/2 Paraden); Duvnjak, Reinkind (2), M. Landin (3), Kristjansson, Weinhold (2), Wiencek (3), Ekberg (11/5), Rahmel (n.e.), Dahmke, Zarabec (1), Horak, Bilyk (1), Pekeler (3), Nilsson (5); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Christoph Immel / Ronald Klein

Zeitstrafen: SCM: 7 (Bezjak (7.), 2x O'Sullivan (24., 50.), Hornke (28.), 2x Chrapkowski (37., 44.), Musa (60.)) / THW: 4 (Duvnjak (17.), Nilsson (26.), Weinhold (33.), Pekeler (55.))

Siebenmeter: SCM: 7/3 (Quenstedt hält Hornke (27.), Musche (40.), Landin hält Pettersson (52.), Hornke (55.)) / THW: 5/5

Spielfilm: 2:0 (3.), 2:1, 4:1 (5.), 5:2, 5:4 (9.), 6:5 (10.), 8:5 (11.), 8:6, 10:6 (13.), 12:8 (16.), 12:10 (17.), 13:11 (18.), 15:11 (20.), 15:14 (21.), 17:16, 17:17 (25.), 18:17 (29.), 18:19 (30.); 18:20 (31.), 19:21, 21:21 (35.), 21:23, 23:23 (41.), 24:26 (44.), 29:26 (49.), 30:27 (52.), 30:29 (56.), 32:29 (58.), 32:31 (60.). 

Zuschauer: 6600 (ausverkauft) (Getec-Arena, Magdeburg)

Foto: Popova

Quelle: THW