14.05.2020  Intern

Henning Fritz stellt Buchprojekt vor

Das Buch "Powern & Pausieren - Überleben in der Leistungsgesellschaft mit Konzepten aus dem Spitzensport", an dem Henning Fritz als Experte mitwirkte, ist ab heute im Handel erhältlich. Der Ratgeber zeigt auf, wie es gelingt, langfristig erfolgreich zu sein, ohne an Lebensqualität und -freude einzubüßen. Auf Basis der Erfahrung von Topsportlern aus Management und Leistungssport haben die Autoren Henning Fritz, Dr. med. Gunter Frank und Daniel Strigel das Powern & Pausieren Konzept entwickelt, das jede(r) Berufstätige in seinen Alltag übertragen kann. Im Interview erzählen die drei Autoren mehr über die Hintergründe zur Idee und ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse.

Das Thema Ihres Buchs „Powern & Pausieren“ ist brisanter denn je. Denn Homeoffice, Restriktionen im Alltag, Kurzarbeit etc. sorgen im beruflichen Umfeld für noch mehr Druck, da fallen Themen wie optimale Regeneration schnell unter den Tisch. Die Idee zu Ihrem Buch hatten Sie jedoch bereits vor der Krise. Was war der Auslöser?

Gunter Frank: Als Arzt und Leiter von Managementseminaren wurde ich immer wieder mit der Frage konfrontiert: „Wie kann man arbeiten bis zum Umfallen und dabei gesund bleiben?“ Um diese und ähnliche Fragen zu beantworten, habe ich mich auf die Suche nach Experten gemacht. Dabei bin ich auf Henning Fritz und Daniel Strigel gestoßen.

Henning Fritz, Sie sind Handballweltmeister und der erste Torwart, der zum Welthandballer gekürt wurde. Inwieweit sind Sie Experte für die Beantwortung dieser Fragen?

Henning Fritz: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass zu lange Belastungsphasen zu Leistungsabfall und persönlichen Krisen führen können. Ich habe jedoch auch gelernt, wie man gestärkt daraus hervorgehen kann. Mein Wissen ist also keine graue Theorie, sondern erlebte und gelebte Praxis.

Daniel Strigel: Ich habe eine Bronzemedaille im Fechten gewonnen und leite heute den Olympiastützpunkt Metropolregion Rhein-Neckar. Bei meiner Arbeit erlebe ich täglich, wie essenziell es ist, gute Trainingsplanung mit optimalem Regenerationsmanagement zu kombinieren, um dauerhaft Leistung zu bringen, im Spitzensport und im Beruf.

Gab es Schlüsselerlebnisse?

Henning Fritz: Ich spielte nicht nur in der Handball-Bundesliga, sondern auch in der Nationalmannschaft. Während meine Mannschaftskollegen in Magdeburg bzw. Kiel trainingsfrei hatten, reiste ich durch die Welt, war in internationalen Trainingshallen unterwegs. Doch irgendwann spürte ich Veränderungen. Ich war extrem kurzatmig, mein Gefühl für Timing und die Beweglichkeit gingen verloren. Meine Leidenschaft,vorher eine meiner Stärken, ließ sich nicht mehr abrufen. Als auch die Medizin nicht mehr helfen konnte, wurde mir klar, dass etwas geschehen musste. Dank des richtigen, individuellen „Power-und-Pausieren-Konzepts“ konnte ich wieder durchstarten.

Daniel Strigel: Bei den Olympischen Spielen in Athen mussten wir 4 Stunden nach einer schmerzhaften Niederlage um die Bronzemedaille spielen. In so kurzer Zeit fällt es schwer, alle Kräfte erneut zu mobilisieren. Wir standen vor der Wahl: Regenerieren wir uns in der ungemütlichen, dürftig ausgestatteten Wettkampfhalle oder fahren zum Olympischen Dorf, weit entfernt, aber mit viel Komfort versehen. Unsere Kontrahenten haben sich für letzteres entschieden und kamen gestresst zurück. Wir haben es geschafft vor Ort, neu aufzutanken, und haben letztendlich Bronze gewonnen.

Kann man auf Knopfdruck regenerieren?

Dr. med. Gunter Frank: Nein. In der Medizin wissen wir, dass Erholung gerade unter schwierigen Bedingungen nicht ganz einfach funktioniert.

Wie ist dies zu erklären?

Dr. med. Gunter Frank: Heutzutage haben viele Menschen Probleme, richtig zu pausieren. Mit jedem neuen Smartphone, jedem neuen Medienkanal und jedem Hobby steigt der Reiz, die Pausen zu füllen, statt intensiv zu entspannen. Hinzu kommt die ständige Erreichbarkeit, die die neuen Gadgets ermöglichen. All dies steht fruchtbaren Erholungsphasen im Wege. Das ist nicht nur schlecht für den Spitzensport, sondern auch im Alltag. Kein Wunder, dass psychovegetative Beschwerden, Burnout, Krankschreibungen und Frühberentungen zunehmen. Aber der Bedarf an Erholung ist da: Nicht umsonst haben Yoga und Meditation Hochkonjunktur.

Haben Sie Beispiele aus der Praxis, mit denen wir alle etwas anfangen können?

Daniel Strigel: Ja, den „Power-Nap“, salopp gerne „Nickerchen“ genannt. Es braucht Übung, bis dieser Power-Nap zur Kraftquelle wird, die man auch unter Stress und ungünstigen Bedingungen nutzen kann.

Dr. med. Gunter Frank: Bei Volkswagen bemerkte man, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch bis nach Mitternacht berufliche E-Mails verwenden. Daher blockierte man einmal den Zugang zu den Firmen-E-Mails nach Feierabend. Doch schon bald war klar: Die Belegschaft umging diese Maßnahmen. Und alle Angebote wie Work-Life-Balance-Programme, Yogakurse, teure Nap-Rooms, Wasser- und Farbspiele nützen nichts, wenn die Mitarbeiter sie nicht annehmen.

Womit ist diese Ablehnung zu erklären?

Dr. med. Gunter Frank: Erholung hat in Unternehmen nicht selten ein schlechtes Image. Das führt dazu, dass Mitarbeiter, die pünktlich Schluss machen, mit Kommentaren „Wie finden Sie Ihren Halbtagsjob?“ bloßgestellt werden. Die Folge sind letztendlich jedoch stressbedingte, hohe Ausfallraten.

Henning Fritz: Das kenne ich auch aus dem sportlichen Umfeld. Die Sprüche meiner Mannschaftskollegen haben mich zusätzlich angestachelt, Signale zu ignorieren. Man trainiert einfach weiter, obwohl es cleverer wäre zu pausieren.

Daniel Strigel, wie erleben Sie dies bei Ihrer Arbeit im Olympiastützpunkt?

Daniel Strigel: Unsere Athletinnen und Athleten lernen von Anfang an, eine sehr gute Selbststeuerung zu entwickeln. Man vergisst auch oft, dass nur die wenigsten Sportler nach ihrer aktiven Zeit vom Sport leben können. Daher absolvieren unsere Talente parallel zu ihrer sportlichen Ausbildung eine schulisch-berufliche. So fällt schon einmal ein Stressor weg.

Welches Fazit kann jede/r von uns für die Praxis ziehen?

Daniel Strigel: Das ist schnell auf einen Nenner gebracht: Nur die optimale Balance zwischen Powern und Pausieren gewährleistet langfristige Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Wie dies in der Praxis gelingen kann, zeigen wir in unserem Buch.

Quelle/Foto: Verlag Edition Essentials - Powern & Pausieren