13.01.2022  Handball Europameisterschaft

Golla vor erstem Turnier als Kapitän: "Ich bin nicht mehr unerfahren"

Nachdem Uwe Gensheimer sein Amt als Kapitän der Nationalmannschaft im vergangenen Jahr niedergelegt hatte, wurde Johannes Golla im November von Bundestrainer Alfred Gislason zu dessen Nachfolger ernannt. Nun führt der 24-Jährige die DHB-Auswahl zum ersten Mal als Kapitän in ein internationales Turnier. Mit einem neuen und jüngeren Kader wollen Golla und die deutsche Nationalmannschaft die Europameisterschaft 2022 erfolgreich bestreiten.

Johannes Golla kann nichts aus der Ruhe bringen, doch wehe, es sind Hexen und Magier im Spiel. Beim Zocken mit den Teamkollegen stößt der neue Kapitän der deutschen Handballer momentan an seine Grenzen.

"Verantwortungsbewusst, ruhig, abgeklärt", so wird Golla von Timo Kastening beschrieben. "Er ist als Typ eine 1 und vollkommen bei sich", erzählt der Rechtsaußen - und muss dann grinsen: "Das einzige, was ihn momentan vielleicht ein bisschen stört, ist, dass er beim Kartenspielen von Witches und Wizard deutlich mehr in der Loserrunde spielt als dass er gewinnt."

Auf dem Feld gehört 1,95-Meter-Kraftpaket Golla meist zu den Gewinnern. Und doch wird sich so mancher Fernsehzuschauer am Freitag (18.00 Uhr/ARD) noch verwundert die Augen reiben, wenn beim EM-Auftaktspiel gegen Belarus statt des ewigen Uwe Gensheimer der kernige Kreisläufer das deutsche Team aufs Feld führen wird. Gensheimer hat seine DHB-Karriere bekanntlich nach 16 Jahren Nationalmannschaft beendet, nun soll Käpt'n Golla die deutsche Auswahl in eine neue und erfolgreiche Ära führen. 

Golla tritt in ziemlich große Fußstapfen. Spieler wie Horst Spengler oder Markus Baur trugen beim DHB die Kapitänsbinde - und Vorgänger Gensheimer war hierzulande nicht weniger als zum Gesicht der gesamten Sportart geworden. Doch Golla, nicht bloß in den Augen von Kastening "handballerisch weltklasse", wird seinen eigenen Weg gehen - und dabei auch eigene Duftmarken setzen.

"Ich werde als Kapitän alles dafür tun, dass bei uns jeder seine Meinung sagen darf", sagte Golla in einem Interview kurz vor der WM der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Was beim Co-Ausrichterland Ungarn in der Politik passiert, könne er zwar nicht beeinflussen, "aber auch nicht gutheißen". Handballer, so seine Meinung, müssten "da, wo es geht, unsere Meinung sagen und auch Zeichen setzen".

Auch sportlich will Golla mit seinem runderneuerten Team in den kommenden Tagen und Wochen ein Zeichen setzen. "Wir müssen ein gutes Gefühl in der Mannschaft herstellen und den Zuschauern zeigen, dass wir sie euphorisieren, dass wir Spaß machen", sagte er: "Wenn wir das schaffen, dann werden wir auch nicht in der Vorrunde ausscheiden."

Golla nimmt sich der neuen Aufgabe mit voller Leidenschaft an. Trotz seiner erst 24 Jahre wirkt der junge Familienvater erstaunlich unaufgeregt und reflektiert. "Dass man in meinem Alter und mit der kurzen Nationalmannschaftskarriere schon Kapitän wird, ist ungewöhnlich", sagt Golla, betont aber auch: "Ich bin nicht mehr unerfahren, auch wenn es nur knapp über 30 Länderspiele sind."

Wohl wahr. Mit der SG Flensburg-Handewitt holte Golla nach seinem Wechsel 2018 aus Melsungen direkt den deutschen Meistertitel und ist seit dreieinhalb Jahren Dauergast in der Champions League. Und auch in der Nationalmannschaft gehört er seit der EM 2020 zum festen Kader, erlebte schon eine Weltmeisterschaft und Olympische Spiele als Stammspieler. 

Die Ernennung zum DHB-Kapitän durch Bundestrainer Alfred Gislason im November bedeutete den vorläufigen Höhepunkt seiner Bilderbuchkarriere - eine "riesige Ehre", wie Golla es nennt.

Quelle: SID

Fotos: Klahn