11.01.2022  Handball Europameisterschaft

DHB-Auswahl als Wundertüte: Bei EM ist "alles möglich"

Am Montag hat die deutsche Nationalmannschaft in ihrem letzten Vorbereitungsspiel vor dem Start der Handball-Europameisterschaft den Favoriten aus Frankreich geschlagen. Mit dieser starken Generalprobe im Rücken fliegt die DHB-Auswahl um Trainer Alfred Gislason als Überraschungs-Team zur EM. Den Auftakt für das deutsche Team macht am Freitag die Begegnung gegen Belarus.

Philipp Weber grinste. "Wir sind ein bisschen die Wundertüte des Turniers", sagte der Spielmacher der deutschen Handballer - und die ungezügelte Vorfreude blitzte in seinen Augen kurz auf. Die erfolgreiche Generalprobe gegen Olympiasieger Frankreich beflügelt die deutschen EM-Hoffnungen, beim bevorstehenden Saisonhöhepunkt scheint für das unerfahrene DHB-Team plötzlich vieles möglich.

Zwar wisse nach der intensiven Vorbereitung und dem nur bedingt aussagekräftigen 35:34-Sieg im Härtetest gegen den Rekordweltmeister keiner so recht, "wo wir stehen", sagte Weber. Doch durch die neun Debütanten sei "ein extremer Schwung entstanden" und "ein neues Feuer entfacht" worden.

Diesen Schwung verkörpert auch Luca Witzke. Mit seinem Siegtor in letzter Sekunde hatte der Youngster, einer der vielen Grünschnäbel im Team von Bundestrainer Alfred Gislason, für den perfekten Schlusspunkt der deutschen EM-Vorbereitung gesorgt. "Das war schon ein cooles Gefühl", sagte Witzke am Montag. Solch ein Erfolg, das betonte der 22-Jährige, "schweißt zusammen. Das ist das beste Teambuilding, das man haben kann". 

Auch Team-Oldie Patrick Wiencek freute sich diebisch über den Coup gegen Frankreich, der Kieler Kreisläufer warnte aber davor, das Ergebnis zu überhöhen. "Das war leider nur ein Freundschaftsspiel, wir haben noch keinen Punkt gewonnen", sagte Wiencek: "Es ist gut für die Moral, mehr aber auch nicht."

Die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) startet am Freitag (18.00 Uhr/ARD) gegen Belarus in seine EM-Mission und trifft in der Vorrunde zudem auf Österreich (16. Januar) und Polen (18. Januar). Die ersten beiden Teams qualifizieren sich für die Hauptrunde, die ebenfalls in der slowakischen Hauptstadt stattfindet.

"Alles ist möglich", hatte Keeper Till Klimpke schon nach dem Sieg gegen die Schweiz gesagt. Doch Flügelflitzer Timo Kastening ordnete den euphorischen Vorstoß umgehend ein: "Genau, alles. Wir können auch in der Vorrunde rausfliegen, wenn wir denken, wir können schon weiter denken." Auch DHB-Sportvorstand Axel Kromer betonte nach dem Frankreich-Spiel, dass es "wichtig" sei, "dass wir nicht gleich wieder spinnen, was irgendwie möglich ist".

Zumal Gislason bei der Generalprobe zwar "viel Positives gesehen" hatte, aber dennoch den Fokus auf die Baustellen richtete. "Wir sind eben noch nicht eingespielt im Angriff, wenn man von der Achse Kühn-Weber-Häfner absieht", sagte der Isländer: "Alles andere sind neue Konstellationen, da müssen wir uns einspielen."

Auf die erfahrenen Kräfte war gegen Frankreich nach einer schwächeren ersten Halbzeit aber Verlass. Andreas Wolff als starker Rückhalt nach der Pause und Kai Häfner als bester Werfer überzeugten ebenso wie Julius Kühn, der in der entscheidenden Phase in die Bresche sprang. Es wirkte fast so, als wehte ein Stück des Geistes von 2016 durch die Arena. 

Wolff, Kühn und Häfner kennen die momentane Situation bestens. Vor sechs Jahren hagelte es ebenfalls Absagen, die DHB-Auswahl spielte sich als große Unbekannte mit vielen Neulingen aber in einen Rausch und holte sensationell den Titel. Eine solche Entwicklung sei "grundsätzlich immer möglich. Jetzt gilt es zu liefern", sagte Häfner. Und Kromer ergänzte: "Klar ist, dass so ein Turnier eine Dynamik entwickeln kann".

Quelle: SID

Foto: Klahn