18.01.2022  Handball Europameisterschaft

"Freut mich unfassbar" - Köster wird nach Sensationssieg gegen Polen gefeiert

Das DHB-Team trotzt den Corona-Turbulenzen und gewinnt trotz neun Ausfällen mit 30:23 gegen Polen. Julian Köster vom VfL Gummersbach glänzt dabei mit einer überragenden Leistung und erhält im Anschluss Lob von allen Seiten.

Julian Köster nahm mit einem breiten Grinsen die Trophäe für den Spieler des Spiels entgegen, kurz darauf klatschte der Youngster mit "Blitzrückkehrer" Johannes Bitter und den anderen deutschen Handballern ab. Beim furiosen 30:23 (15:12) gegen Polen hatte das DHB-Team die Corona-Turbulenzen einfach abgeschüttelt, dank eines Gala-Auftritts zog die Mannschaft von Alfred Gislason als Gruppensieger in die EM-Hauptrunde ein.

"Es freut mich unfassbar, dass es so läuft. Ich bin natürlich überglücklich", sagte Köster nach dem imponierenden Auftritt gegen den bis dato ungeschlagenen Gegner. Gislason geriet nach der bislang besten Turnierleistung seines Teams gar ins Schwärmen: "Ein riesiges Kompliment an das Team – überragende Abwehr, überragender Angriff. Die Mannschaft war von der ersten Minute voll da", lobte der DHB-Coach.

Christoph Steinert avancierte an seinem 32. Geburtstag mit neun Treffern zum besten Werfer der DHB-Auswahl, doch vor allem der 21 Jahre Köster (sechs Tore) wuchs am Dienstagabend über sich hinaus. "Ihn möchte ich unbedingt loben", sagte Steinert über den Zweitliga-Crack vom VfL Gummersbach: "Was Julian gezeigt hat, war absoluter Wahnsinn."

Die deutschen Spieler waren von Beginn an wild entschlossen, die Coronafälle acht und neun schienen Johannes Golla und Co. nur noch mehr zu motivieren. "Es war nicht selbstverständlich, dass wir heute so auftreten. Momentan bin ich einfach nur überwältigt von unserer Leistung. Das gibt uns extrem viel Kraft, da kann man nur stolz sein im Moment", sagte Spielmacher Philipp Weber.

Neben den Toptorschützen machte der 39 Jahre alte Team-Oldie Bitter einen richtig guten Job. Der wie vier weitere Akteure erst am Spieltag eingeflogene Keeper gab seinem unerfahrenen Team enorm viel Sicherheit und machte das coronabedingte Fehlen des etatmäßigen Torwart-Duos Andreas Wolff und Till Klimpke vergessen - die Defensivleistung war phasenweise weltklasse.

"Wenn ich die letzten 12 bis 15 Stunden Revue passieren lasse, war das das Verrückteste, was ich im Handball je gemacht habe", sagte Bitter, der 20 Jahre nach seinem Debüt im DHB-Trikot sein 171. Länderspiel absolvierte - und nun plötzlich in der Hauptrunde wieder gegen die ganz großen Teams antritt.  

Deutschland startet am Donnerstag gegen Europameister Spanien mit 2:0 Punkten in die nächste Turnierphase in Bratislava. Die weiteren Gegner sind Norwegen (Freitag), Vizeweltmeister Schweden (Sonntag) und Russland (Dienstag). "Der Druck", sagte Bitter, "ist für diese Mannschaft komplett weg."

Bis zum Duell gegen Spanien hofft das deutsche Team nun, dass weitere Coronafälle ausbleiben. Nur drei Stunden vor dem Spiel gegen die Polen hatte der Deutsche Handballbund (DHB) schließlich auch noch die Infektionen von Torhüter Till Klimpke und Linksaußen Marcel Schiller vermelden müssen. 

Doch davon war im Polen-Spiel nichts zu merken. Zwar habe sich sein Team "gar nicht" auf das Spiel vorbereiten können, sagte Gislason. Anders als bei den bisherigen Partien gegen Belarus (33:29) und Österreich (34:29) fand Deutschland aber gut in die Begegnung. Steinert stach im Angriff hervor - mit großer Sicherheit bei den Siebenmetern und auch beim Abschluss aus dem gebundenen Spiel. 

Auch die aggressive Deckung vor Bitter, der nach Klimpkes kurzfristigen Ausfalls der einzige Torwart im DHB-Kader war, stand diesmal besser. "Ey Jungs, sehr, sehr gut", lobte Gislason in seiner ersten Auszeit. Mittelmann Weber markierte kurz vor der Pause das 15:12 - sein Jubelschrei war vor 1076 Zuschauern in der Ondreja Nepelu Arena deutlich zu hören.

Quelle: SID / Foto: Klahn