16.04.2023  DHB-Pokal

Møller macht’s möglich: Flensburg feiert Rang drei beim REWE Final4

Die SG Flensburg-Handewitt hat sich den 3. Platz in der DHB-Pokal-Saison 2022/23, bei der Premiere des REWE Final4 in Köln, mit einem souveränen 28:23-Sieg gegen den TBV Lemgo Lippe gesichert. Held des Platzierungsspiels war Torwart Kevin Møller, der vier Siebenmeter und insgesamt 16 Torwürfe abwehrte. Im Vergleich zur 31:38-Halbfinal-Niederlage gegen die Rhein-Neckar Löwen, weniger als 24 Stunden zuvor, waren die Norddeutschen nicht wiederzuerkennen und betrieben eine perfekte Wiedergutmachung für das verpasste Finale. Zum DKB-Spieler des Spiels wurde SG-Kapitän Johannes Golla, der vier Treffer erzielte.

Møller vernagelte das Flensburger Tor förmlich, frenetisch gefeiert von den SG-Fans mit „Kevin Möller“-Sprechchören nach dem Abpfiff. Neun Lemgoer Würfe, darunter zwei Siebenmeter, parierte Møller in der ersten Halbzeit. Diese Paraden waren die Grundlage für die frühe Vorentscheidung im Spiel um Platz drei in der ausverkauften LANXESS arena. Nach acht Minuten und beim Stand von 5:1 für Flensburg - nahm TBV-Trainer Florian Kehrmann bereits seine erste Auszeit, nur fünf Minuten später bestellte Kehrmann via Buzzer erneut zum Reden. Da lag der TBV bereits 2:9 hinten, während Flensburg, sichtlich befreiter als noch am Samstag, auf seiner Erfolgswelle surfte.

Auch wenn sich der TBV in den letzten Minuten von Halbzeit eins etwas steigerte. Vor allem wegen einer starken Offensiv-Leistung des Österreichers Lukas Hutecek, der in der Phase sechsfach einnetzte, betrug der Flensburger Vorsprung nach 30 Minuten immer noch sechs Treffer (17:11). Im Angriff setzte vor allem der Isländer Teitur Örn Einarsson die Akzente mit vier Treffern vor der Pause. Daneben stand auch Jim Gottfridsson (fünf Tore) mit einigen spektakulären Toren und Anspielen im Fokus.  

Nach dem Seitenwechsel manifestierte Møller seinen Ruf als Siebenmeterkiller mit zwei weiteren gehaltenen Strafwürfen – und auch aus dem Spiel heraus war der Däne schier unbezwingbar. Über die gesamte Spielzeit erreichte er eine Haltequote von über 40%. Flensburg baute, gestützt auf diese Leistung, den Vorsprung zwischenzeitlich locker auf neun Tore aus und nutzte den Vorsprung um durchzuwechseln.  Die Flensburger Fans waren schier aus dem Häuschen und wurden zu den Stimmungsmachern in der Arena. Dass die Partie nicht mit einem zweistelligen TBV-Rückstand endete, lag an Torwart Urk Kastelic, der in Hälfte zwei ebenfalls eine starke Leistung zeigte (9 Paraden). 

Der Lohn für die SG ist nicht nur ein, um 30.000 Euro höheres, Preisgeld im Vergleich zu Lemgo, sondern auch die Tatsache, dass die SG – wie auch die beiden Finalisten aus Magdeburg und Mannheim - erst in der zweiten Runde des DHB-Pokals 2023/24 einsteigen werden.

Die Stimmen zum Spiel:

Maik Machulla, Trainer SG Flensburg-Handewitt: 

Es ist doch schön, wenn du nach einem Spiel um Platz drei etwas in der Hand hast und mit Medaillen nach Hause fliegst. Natürlich macht ein solches Spiel viel mehr Spaß, wenn du gewinnst. Für beide Mannschaften war es vom Kopf her extrem schwierig heute, nach der gestirgen Enttäuschung und wegen der Müdigkeit. Aber wir haben großen Charakter gezeigt und viele Sachen richtig gemacht, auch wenn wir in einer ungewohnten Konstellation angefangen haben, jede rhat sich seine Einsatzzeiten verdient. Lemgo ist immer gut eingestellt und spielt clever, aber wir haben heute richtig gut verteidigt – und was durchkam, hat sich Kevin Möller geangelt. Das Spiel gibt uns den Rückenwind, den wir für die nächsten Aufgaben brauchen. Wir steigen mit einem Lächeln in den Flieger – und hoffen auf eine ähnlich gute Stimmung am Dienstag.  

Holger Glandorf, Geschäftsführer SG Flensburg-Handewitt: 

Das war eine wichtige Reaktion, denn gestern waren alle sehr enttäuscht. Heute haben wir die Kräfte verteilt, viele Spieler, die vorher weniger gespielt haben, haben den Spielflow bekommen. Das ist gut für Dienstag, wenn wir unser nächstes entscheidendes Spiel in der European League haben. Es ist wichtig, dass wir mit diesem guten Gefühl nach Hause fahren. Unsere Fans haben heute uns heute toll unterstützt, das war eine Klasse-Stimmung im Block, was uns sehr geholfen hat. Es hat viel Spaß gemacht.  

Kevin Møller, Torwart SG Flensburg-Handewitt: 

Dieses Spiel war immens wichtig fürs Selbstvertrauen, wir können mit erhobenem Haupt vom Feld gehen, gestern waren die Köpfe ziemlich unten. Das war nicht, was wir erhofft hatten. Die Löwen haben gestern alles richtig gemacht, heute war es wichtig für, Selbstvertrauen für die ganz wichtige Woche zu tanken. Wir können stolz auf diese Bronzemedaillen sein, dafür kämpfen wir ein ganzes Jahr, und viele andere würden diese Medaille gerne gewinnen. Gestern waren wir traurig, da war viel mehr drin, aber wir haben es nicht rausbekommen. Dann haben wir nach vorne geschaut, wollten es so gut wie möglich beenden – das ist uns gelungen. Dienstag müssen wir Vollgas geben, es wäre bitter, wenn wir bei unserem eigenen Finalturnier nicht dabei sein würden. Und dann gegen Kile kommen die Emotionen von alleine.  

Jim Gottfridsson, Spieler SG Flensburg-Handewitt: 

...zur Bronzemedaille: Als wir am Freitag nach Köln gefahren sind, haben wir natürlich auf eine andere Farbe der Medaille gehofft. Jetzt freuen wir uns über Bronze.  

Florian Kehrmann, Trainer TBV Lemgo Lippe: 

Das war ein verdienter Sieg für Flensburg. Wir kommen nicht gut ins Spiel und liegen nach 13 Minuten mit sieben Toren hinten. Im Angriff leisten wir uns zu viele Fehlversuche und technische Fehler, und sind im 7-gegen-6 nicht so stark, wie wir es können, so laden wir Flensburg zu einfachen Toren ein, die Parzie war früh entscheiden. In der zweiten Hälfte hätten wir Chancen gehabt, aber dafür hätte alles stimmen müssen, das war nicht der Fall. Wir sind froh, dass wir in Köln dabei waren und diese Stimmung mitgenommen haben. Die jungen Spieler konnten so eine tolle Erfahrung machen und haben in der zweiten Hälfte richtig toll gespielt. Trotz zwei Niederlagen fahren wir mit guten Gefühlen nach Hause, jetzt freue mich auf die Stimmung beim Finale. 

Lukas Hutecek, Spieler TBV Lemgo Lippe: 

Kevin Møller hat mal wieder ein überragendes Spiel gemacht, mit fast 20 Paraden. Wir starten ganz schlecht und kommen nicht ins Spiel rein. Dann ist es schwierig, sich aufzuraffen. Wir hatten gestern ein ganz intensives Spiel, das hat reingehauen. Daher haben wir heute nicht mehr auf die Platte bringen können. Wir können sehr stolz auf unsere gestrige Leistung sein, und generell ist es schön, bei einem solchen Turnier dabei zu sein – hoffentlich nächstes Jahr wieder. 

Samuel Zehnder, Spieler TBV Lemgo Lippe: 

Natürlich sind wir niedergeschlagen nach der Niederlage, im zweiten Spiel wurden uns die Grenzen aufgezeigt. Wir sind nun enttäuscht, dass wir unseren Fans kein besseres Resultat liefern konnten. Diese Kulisse in Köln war für viele von uns etwas Neues, ich denke, nur ein, zwei Spieler sind hier schonmal aufgelaufen. Das hier ist die beste Handballkulisse in ganz Europa und der ganzen Welt, das ist was Einmaliges.  

Jörg Zereike, Geschäftsführer TBV Lemgo Lippe: 

Für uns war es emotional schwer ins Spiel zu kommen, nachdem wir am Samstag unser Saison-Highlight hatten. Da war es schwer, auf Touren zu kommen, es ist uns leider nicht gelungen. Gestern hatte die Mannschaft alles rausgehauen und ein tolles Spiel geliefert, heute gab es eine standesgemäße Niederlage. Vielen Dank an unsere Fans für die Top-Unterstützung. Es war ein  gelungenes Event, nächstes Jahr wären wir gerne wieder dabei. 

Foto: Klahn