16.04.2023  DHB-Pokal

Erster Sieger in Köln: Rhein-Neckar Löwen gewinnen DHB-Pokal nach Siebenmeterwerfen

Die Rhein-Neckar Löwen haben am Sonntag nach einem Thriller Handball-Geschichte geschrieben - als erster DHB-Pokalsieger von Köln. In einem mitreißenden, dramatischen und hochklassigen Finale des REWE Final4, welches erst im Siebenmeterwerfen entschieden wurde, setze sich das Team von Sebastian Hinze, in der mit fast 20.000 begeisterten Fans in der LANXESS arena mit 36:34 (16:13, 27:27, 31:31) gegen den SC Magdeburg durch. Das zweite Mal erst in der gesamten DHB- Pokal-Historie, wurde ein Pokal-Finale im Siebenmeterwerfen entschieden. Für die Löwen war es nach 2018 ihr zweiter Pokalsieg.

Held der letzten regulären Spielminuten und der Verlängerung war U21-Nationaltorwart David Späth, der bei zwei Siebenmetern ohne Gegentor blieb und weitere wichtige Torwürfe entschärfte. Dennoch gab sein Team eine Drei-Tore-Führung in der Verlängerung aus der Hand und musste ins Siebenmeterwerfen. Als Albin Lagergren den letzten Siebenmeter verwandelt hatte, nachdem Joel Birlehm zuvor gegen Kristjansson hielt, gab es kein Halten mehr – die Pokalparty der Löwen startete noch in der LANXESS arena.  

Zum fünften Mal in der Geschichte der Final4-Turniere seit 1994 ging ein Pokal-Finale in die Verlängerung. Die große Frage vor dem Finale war, welcher Weltklasse-Individualkönner dem Finale seinen Stempel aufdrücken würde: Juri Knorr, der für die Löwen im Halbfinale zehnmal gegen Flensburg getroffen hatte, oder das Magdeburger Duo Gisli Kristjansson/Kay Smits, das gegen Lemgo sensationelle 21 Treffer erzielt hatte. Am Ende hatte war es Juri Knorr, der insgesamt sieben Treffer im Finale erzielte, auf einen Wahnsinns-HPI von 92 kam nach dem Abpfiff als DKB-Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde. 

Dass die Löwen nach 30 Minuten 16:13 führten, lag aber nicht nur an Knorr, sondern an einer starken Defensive, schier unglaublichen Treffern von Kreisläufer Jannik Kohlbacher und vor allem an Torwart Joel Birlehm. Der junge DHB-Nationalspieler hatte den Vorzug vor Routinier Mikael Appelgren erhalten – und rechtfertigte dies mit einer Top-Leistung: acht Würfe wehrte Birlehm vor dem Wechsel ab. Seine Paraden waren ein Grund dafür, dass die Magdeburger nicht die Angriffseffektivität aus dem Halbfinale erreichten. Zudem wurde Gislason von der Löwen-Deckung geschickt aus dem Spiel genommen, früh wurde er gegen Michael Damgaard gewechselt. 

Die ersten 20 Minuten waren absolut auf Augenhöhe, auch weil sich die Löwen ebenfalls einige Fehlwürfe leisteten. Aber mit dem 11:9 in der 22. Minuten übernommen die Badener das Kommando, setzten sich beim 14:11 erstmals auf drei Treffer ab – auch weil Lukas Nilsson drei Strahle im Netz unterbrachte. Auf Magdeburger Seite setzte Smits mit fünf Treffern (davon drei Siebenmeter) mehr Akzente als Gislason – insgesamt hatte der SCM aber in den ersten 30 Minuten nicht den Flow des Vortags.  

Die drei Löwen-Torhüter gingen vor Start der Verlängerung zu ihrer Fan-Ecke und feuerten die Fans an – und die erhörten den Ruf von Appelgren, Späth und Birlehm, gaben alles, wie ihr Team auf dem Feld. Aber auch der SCM-Anhang ließ nicht nach.  

Aber entschieden waren noch nichts: Uwe Gensheimer brachte die Löwen per Siebenmeter mit 27:26 in Führung. Die letzte Spielminute war an Dramatik nicht zu überbieten: Zunächst gleicht Smits mit seinem achten Treffer zum 27:27 aus, 40 Sekunden vor dem Ende verwirft Albin Lagergren. Der SCM im Angriff, Auszeit Wiegert 13 Sekunden vor dem Ende. Kristjansson tankt sich durch, wird gefoult, Siebenmeter – noch sechs Sekunden. Smits wirft daneben! Auszeit Löwen, noch drei Sekunden. Der lange Pass von Torwart Birlehm findet keinen Abnehmer – Verlängerung. 

Mit David Späth im Tor starten die Löwen furios, führen schnell 29:27. Nach seiner dritten Zeitstrafe sieht Jannik Kohlbacher die Rote Karte – aber U21-Nationaltorwart Späth ist „on fire“, wehrt gleich drei Würfe ab, inklusive eines Strafwurfs von Matthias Musche. Weil Gensheimer auf der anderen Seite seinen Siebenmeter trifft, gehen die Löwen mit einem 30:27 in die Pause. 

Magdeburg verkürzt, aber schnell, und dann wird Uwe Gensheimer zur tragischen Figur: der langjährige Nationalmannschafts-Kapitän scheitert dreimal an SCM-Torwart Mike Jensen, zweimal per Siebenmeter, einmal per Gegenstoß. Statt der vorzeitigen Entscheidung für die Löwen haben die Magdeburger den letzten Angriff: Foul an Christian o’Sullivan, Siebenmeter! Diesmal behält Smits die Nerven, trifft zum 31:31. Schlusspfiff. 

Zum zweiten Mal nach 2015 nach muss ein DHB-Pokal-Finale im Siebenmeterwerfen entschieden werden. Und da behielten alle Löwen die Nerven, während Gisli Kristjansson als einziger scheiterte, und zwar an Joel Birlehm, der ausgerechnet für diesen Siebenmeter für David Späth übernommen hatte und den Grundstein legte. Im Anschluss machte Albin Lagergren den Deckel drauf. Mit seinem zweiten Tor im Spiel machte er den krönenden Abschluss eines wahren Pokal-Krimis und bescherte den Löwen den Titel “DHB-Pokal-Sieger 2023“!

Foto: Klahn