20.10.2022  DHB-Pokal

Erfolg im DHB-Pokal für Melsungen

Die MT Melsungen hat am Mittwochabend mit einem 30:34 (14:17) das Duell gegen die Ligarivalen HC Erlangen gewonnen. Sie erreichen damit nicht nur die nächste Runde des DHB-Pokals, sondern bestätigen auch ihre aufsteigende Form.

Der Traum von der direkten Rückkehr zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte, dem Erreichen des Pokal Final-Four, ist für den HC Erlangen am Mittwochabend geplatzt: In einer intensiven Partie in einer mit 1450 Zuschauern prallgefüllten Hiersemann-Halle in Erlangen unterlag der Bundesligist in Runde 2 des Handball-Pokals dem Ligarivalen MT Melsungen mit 30:34 (14:17). Dabei konnte der HCE, dem Torjäger Simon Jeppsson mit Kniebeschwerden fehlte, nur streckenweise an die starken Auftritte der vergangenen Wochen anknüpfen.

Für die Gäste aus Melsungen, die sich noch einmal deutlich verbessert zum Bundesliga-Aufeinandertreffen vor wenigen Wochen präsentierten, war das Weiterkommen kaum gefährdet. „Wir wollten unserem tollen Publikum einen Sieg schenken, die Menschen hätten das für die erneut großartige Unterstützung verdient gehabt“, so Trainer und Sportdirektor Raul Alonso. „Doch leider hat bei uns heute zu viel nicht gepasst. Wir sind sehr enttäuscht.“

Kampf, Leidenschaft und der besondere Handballgeist der Hiersemannhalle sollten helfen. Das war das Rezept gewesen für einen dicken Brocken im Handball-Pokalheimspiel gegen die MT Melsungen. Doch schien die ungewohnte Umgebung für Pflichtspiele zunächst beide Teams in der Entfaltung zu hemmen. In der engen, randvollen Erlanger Hiersemannhalle kamen so zunächst beide Teams nur schwer zurecht. Bei Melsungen sprang der Motor nach anfänglichem Stottern etwas früher an und so führten die Gäste nach acht Minuten mit 4:1.

Zwei verwandelte Siebenmeter von Christoph Steinert und dem ersten gelungenen Spielzug über den anderen deutschen Nationalspieler in Reihen des HCE, Tim Zechel, stand es nur noch 4:5 (12.), weil auch Bertram Obling, der für Klemen Ferlin im HCE-Tor beginnen durfte, zwei Paraden in Folge gelungen waren. Nun erwachte die Hiersemannhalle, die sich ebenfalls schwer tat, den alten Handball-Geist lautstark aus dem Geräteraum zu locken. Dafür spielte nun Nico Büdel reihenweise die Kreisläufer herrlich frei. Nach dritter Parade von Obling und einem Treffer von Kapitän Sebastian Firnhaber führte Erlangen erstmals (6:5, 14.).

Melsungen, das nun kurzzeitig ins Straucheln geriet, hielt sich mit verwandelten Siebenmetern von Ivan Martinovic über Wasser - dem 6:6 war bereits der dritte Strafwurf vorausgegangen (15.). Noch einmal warf sich der Gastgeber in Führung, dann bekam der Gast aber schon wieder Boden unter die Füße. Als bei Erlangen vorn der Pfosten oder zunehmend Torhüter Nebojsa Simic im Weg standen, nutzte Melsungen das, um unbeeindruckt wieder etwas Luft in den Zwischenraum zu pressen. Als auch noch Ersatztormann Adam Morawski den ersten Siebenmeter parierte, war kurzzeitig auch die Hiersemannhalle geschockt.

Heimcoach Raul Alonso rief seine Spieler zur Auszeit und gab dem Publikum so gleichermaßen Zeit, wieder Luft zu holen. Was aber vor allem zog, war die Hereinnahme von Antonio Metzner: vier Treffer steuerte der Linkshänder bis zur Pause bei, mahlte zudem wie ein Mühlstein am Putz der linken Deckungsseite der Gäste. Weniger Glück brachte hingegen der Tausch im HCE-Tor: Mit der Schlusssekunde kassierte der an diesem Tag völlig glücklose Klemen Ferlin einen Schlagwurf des starken Martinovic, der zudem schon nach 30 Minuten fünf Mal von der Linie erfolgreich gewesen war, zum 14:17-Pausenrückstand.

Nach Wiederanpfiff gelang es der HCE-Deckung immer wieder, Melsungen in lange bis teils gar überlange Angriffe zu zwingen. Der Lohn dafür blieb aber aus, weil einerseits die Gäste mit großer Klasse immer doch noch eine entscheidende Lücke fanden, andererseits die Unparteiischen den Angriffs-Bummelzug wie schläfrige Schaffner stets passieren ließen. Zudem machte sich die zweite Schwächephase des HC-Spiels breit, die Melsungen nutzte wie schon zu Beginn von Hälfte eins. Weil vorn auch Steffen Fäth, Johannes Sellin und Metzner plötzlich scheiterten, stand es plötzlich 16:21 (38.). „Weil wir vorn die klarsten Chancen nicht verwerten konnten und hinten die Deckung nie ganz geschlossen bekamen, gerieten wir fast schon vorentscheidend in Rückstand“, analysierte Raul Alonso hinterher. „Es hat zuviel nicht gepasst heute.“

Neben Ferlin bekam nun auch Obling kaum mehr ein Körperteil an den Ball, auf der Gegenseite steigerte sich Simic dafür deutlich, hatte mit sieben Paraden am Ende fast doppelt so viele Bälle gehalten wie Obling und Ferlin zusammen (vier).

Mit Kampfkraft und Moral reanimierte der HCE in der Schlussphase trotzdem noch einmal den Handballgeist der Hiersemannhalle, die endlich andeutete, welche Kraft sie entfalten kann. Als die Menschen sich vor Begeisterung erhoben und einfach stehen blieben, hatte Sellin zuvor einen erkämpften Ball ins leere Melsunger Tor zum 18:21 geworfen (21.). Doch das wackelnde Fundament der Sporthalle rüttelte nicht ansatzweise an den Nerven von Siebenmeterwerfer Martinovic, am Ende mit zehn Toren erfolgreichster Gästewerfer.

Hinzu kam Elvar Jonsson der immer wieder trotz Zeitnot mit irren Würfen sogar in Unterzahl die Erlanger Keeper erfolgreich überraschte. So bog Melsungen fast schon entspannt auf die Zielgerade ein, obwohl das Publikum nun damit begann, in der Hiersemannhalle wie in einem Schnellkochtopf gewaltigen Druck aufzubauen - es kam nur zu spät. Ein nervenstarker Büdel vom Siebenmeterpunkt ließ Erlangen zwar tapfer hinterherkriechen, doch für mehr als einen Funken Resthoffnung reichte das nicht mehr. Zu souverän präsentierte sich Melsungen nun - und hatte auch noch das nötige Quäntchen Glück. Die Uhr stoppte bei 30:34 und hinterließ überglückliche Gäste und enttäuschte, abgekämpfte Gastgeber.

Quelle: HC Erlangen / Foto: Zink