15.04.2023  DHB-Pokal

Smits und Kristjansson werfen Magdeburg ins DHB-Pokal Finale!

Wie im Vorjahr beim Abschied aus Hamburg, so auch 2023 bei der Premiere in Köln steht der SC Magdeburg im Finale des REWE Final4. Der deutsche Meister setzte sich am Samstag in der ausverkauften LANXESS arena mit 33:31 (17:13) gegen den TBV Lemgo Lippe durch und wird morgen (15.40 Uhr, live in der ARD und auf Sky) im Endspiel des DHB-Pokals auf die Rhein-Neckar Löwen treffen.

Die Mannschaft von Bennet Wiegert gab nach dem 2:2 (5. Minute) die Führung nicht mehr her und kämpft somit am Sonntag um seinen dritten Titel im DHB-Pokal nach 1996 und 2016. Die Finalkonstellation zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem SC Magdeburg gab es in der langen, 47-jährigen Geschichte des DHB-Pokals noch nie. Im Vorjahr scheiterte der SCM im Finale gegen Rekord-Pokalsieger THW Kiel. 

Unzählige SCM-Fans feierten schon früh in der Partie mit Fangesängen „Die Nummer 1 in Köln sind wir“ ihre Mannschaft. Der SCM schaffte es in seiner elften Halbfinal-Teilnahme zum siebten Mal ins Endspiel. Matchwinner der Magdeburger waren wieder einmal der Isländer Gisli Kristjansson, der mit neun Toren und vier Assists zum DKB-Spieler des Spiels gewählt wurde und damit zweit erfolgreichster Magdeburger Torschütze wurde. Erfolgreichster Torschütze des Spiels war sein Mannschaftskamerad Kay Smits, der zwölfmal (92%-Wurfquote) traf. 

Das zweite Halbfinale war, im Gegensatz zum ersten, deutlich ausgeglichener und auch emotionaler, packender und hitziger als das Duell der Rhein-Neckar Löwen und der SG Flensburg-Handewitt (38:31) zuvor. Der TBV Lemgo war über 25 Minuten auf Augenhöhe mit dem deutschen Meister, vor allem wegen der starken Auftritte von Lukas Hutecek und Samuel Zehnder, die insgesamt sieben Treffer in der ersten Halbzeit erzielten.

Auf der anderen Seite drehte das Magdeburger Rückraumtrio mit zunehmender Spieldauer immer mehr auf: Angeführt vom überragenden Gisli Kristjansson, der bereits fünf Tore in Halbzeit eins beisteuerte, war neben Kay Smits auch Nationalspieler Philipp Weber „on fire“. Beide trafen je vier Mal vor dem Pausenpfiff. Dieses Trio war somit für 13 der 17 Magdeburger Treffer der ersten Hälfte verantwortlich. Lemgos letzte Führung war das 2:1. Bis zum Pausenpfiff setzte sich der Deutsche Meister mit vier Toren ab, als es mit dem 13:17-Halbzeitergbnis in die Kabine ging.

Der TBV – zuletzt 2021 Pokalsieger – gab sich nie auf, schaffte es aber nicht mehr, den Rückstand entscheidend zu verkürzen, vor allem, weil der SCM im Angriff seine hohe Effektivität beibehielt. Smits und Kristjansson trafen fast bei jedem Wurf. Zehn Minuten vor Schluss nahm TBV-Trainer Florian Kehrmann beim Spielstand von 23:28, aus Lemgoer Sicht, seine Auszeit – und hoffte auf ein ähnliches Wunder wie vor zwei Jahren, als man gegen den THW Kiel einen ähnlich deutlichen Rückstand im Halbfinale noch gedreht hatte.  

Beim 26:31 – dem elften Tor von Smits – schien das Spiel entschieden, doch wie schon bei der 26:28-Niederlage im Halbfinale 2022 gegen den THW Kiel versuchte der TBV – angetrieben von Kreisläufer Gedeon Guardiola – bis zum Schluss alles. Er hatte beim 29:32 mehrere Chancen auf zwei Treffer zu verkürzen, ehe erneut Smits mit einem weiteren Treffer zum 33:30 den Deckel draufmachte. Der sechste Treffer von Lukas Hutecek zum 33:31 kam zu spät um den Traum vom Finaleinzug am Leben zu halten. Der SC Magdeburg siegte mit 33:31 und trifft morgen im Endspiel (15:40 Uhr) auf die Rhein-Neckar Löwen.

Die Stimmen zum Spiel:

Bennet Wiegert, Trainer SC Magdeburg:  

Ich bin super happy, was wir geschafft haben. Die TBV-Spieler sind Kämpfernaturen, Lemgo hat nie aufgeben. Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, mit 80 Prozent Wurfeffektivität und wenigen Fehlern. Das hat uns Sicherheit für die zweite Halbzeit gegeben, so dass wir lange einen Vier- Fünf-Tore-Vorsprung gehalten haben. Am Ende haben wir verdient gewonnen, aber wir haben großen Respekt vor Lemgo, denn bei so einer Kulisse kämpft jeder Spieler für alles, da lässt sich niemand hängen. 

... zum Finale gegen die Rhein-Neckar Löwen: Das erste Halbfinale – war wie unsere Partie – überragend. Die Höhe des Löwen-Siegs war überraschend, aber das haben die Löwen 60 Minuten fantastisch gemacht. Ein Finale schreibt immer seine eigenen Gesetze ich weiß nicht, ob es einen Favoriten gibt. Wir freuen uns ungemein auf Sonntag und diese Atmosphäre, es sind noch 60 Minuten bis zum nationalen Titel. 

Mark-Henrik Schmedt, Geschäftsführer SC Magdeburg 

Wir hatten überragende Fans, wir wussten nicht, wie die Resonanz sein wird, aber wir hatten erneut überragende Unterstützung. Wir sind froh übers Finale, es nur bitter, dass Oscar Bergendahl verletzt ist. Aber Jammern hilft nicht. 

Matthias Musche, Spieler SC Magdeburg:

Wir hatten nicht erwartet, dass es hier einfach wird gegen Lemgo. Bei einem Finalturnier gibt es nie einen Favoriten, das haben wir schon oft erlebt. Jetzt sind wir super-glücklich, dass wir das Spiel gewonnen haben. Ich gehe davon aus, dass wir das Finale gewinnen, ich bin immer positiv. 

Florian Kehrmann, Trainer TBV Lemgo Lippe: 

Das war ein verdienter Sieg für Magdeburg, aber meine Glückwünsche gehen auch an die HBL, dass sie in Köln daran anknüpfen, was in Hamburg auf die Beine gestellt wurde. Es war eine unglaubliche Stimmung, wir haben sehr viele Freude, dass wir dabei sein dürfen und haben viel Leidenschaft gezeigt. Der 1:4-Lauf vor der Pause war eine schwere Hypothek gegen den Meister, danach hatten wir eine sehr gute Angriffsleistung, aber es fehlte das kleine Momentum. Als Underdog müssen wir mehr Leistung bringen, über uns hinauswachsen, zum Beispiel war unser Torwart nicht so. Philipp Weber hat dem SCM gutgetan,.kleine Dinge haben am Ende gefehlt. Aber wir freuen uns tierisch auf Spiel um Platz 3, dast ein Highlightspiel, wir werden 60 Minuten versuchen, 20.000 Leute begeistern, und as werden meine Jungs machen. 

Jörg Zereike, Geschäftsführer TBV Lemgo Lippe: 

Wir haben eine tolle Leistung gezeigt, und hatten in der zweiten Hälfte eine überragende Angriffseffektivität, hatten gleichzeitig aber zu wenig Ballgewinne in der Abwehr. Smits und Kristjansson sind überragende Einzelakteure, solche Spieler haben uns gefehlt. Insgesamt war das ein überragendes Handballfest mit toller Stimmung, wir freuen uns auf morgen. 

Tim Suton, Spieler TBV Lemgo Lippe:

Gefühlt war das unnötig, dass wir zur Pause mit vier Toren hinten liegen. Ich habe nicht richtig gesehen, wo wir da schlechter waren. Magdeburg hat das insgesamt solide gespielt und war das kleine Stückchen besser. Wir haben in der Abwehr nicht den nötigen Zugriff gefunden. Wenn wir unsere Aufholjagd ein paar Minuten früher gestartet hätten und auf zwei Tore rangekommen wären, dann hätten wir unsere Chance bekommen. So war es am Ende zu spät. In jedem Spiel gegen Magdeburg ist es der der Punkt, Gisli Kristjansson, Philipp Weber und Kay Smits zu stoppen, die sind einfach überragend. Es gibt nur wenige Mannschaften, die die Magdeburger in Griff bekommen, speziell dieses Trio. Das Spiel um Platz drei ist für die Zuschauer, wir wollen den Fan ein geiles Spiel liefern.  

Foto: Klahn